Luzerner Bar Capitol neu mit 350 Spirituosen

«Nur Dampfschiff-Kapitän zu sein, wäre schöner»

Barbesitzer Tim Michel mixt einen Old Fashioned, ein klassischer Cocktail auf Whiskey-Basis.

(Bild: gwi)

Die Bar Capitol zwischen Bahnhof und Bundesplatz ist bekannt für seine ausgefallenen Drinks und eine breite Auswahl an Spirituosen. Während die Stadt ganz im Bann der Fasnacht war, haben Beizer Tim Michel und sein Team das Herzstück des Lokals erweitert: das Regal mit dem gebrannten Wasser.

Es herrscht eine entspannte, beinahe familiäre Stimmung in der kleinen Bar Capitol an der Zentralstrasse an diesem frühen Nachmittag. Am Tresen steht Bartender und Gastgeber Tim Michel, hinter ihm türmt sich ein eindrückliches Sortiment an klaren Wässerchen. Ein paar wenige Gäste sitzen an der Theke. Michel und seine Mitarbeiterin plaudern mit den Anwesenden, man kennt und duzt sich hier. Am Aschermittwoch hat Michel die Bar nach fünftägiger Betriebspause wieder geöffnet.

«Viele Techniken, die man in der Küche anwendet, kommen auch bei der Entwicklung eines neuen Drinks zum Zug.»

Tim Michel, Besitzer Bar Capitol

Doch Michel und sein Team hatten die Beine nicht hochgelagert, während in der Stadt das rüüdige Treiben seinen Lauf nahm. Wie jedes Jahr wurde im Innern der Bar gezimmert und gestrichen. Aber dieses Mal hat man nicht nur das Ambiente aufgefrischt und das Mobiliar erneuert – vielmehr hat Michel sein bereits vielfältiges Angebot an Branntwein erweitert: «Neu haben wir 350 verschiedene Spirituosen im Angebot, vor einer Woche waren es 250», so Michel. Dafür wurde das Alkohol-Regal um eine Etage erhöht und mit einer fahrbaren Leiter bestückt. Beinahe bis an die Decke ragt die vielfältige Auswahl an Rum, Gin, Whiskey und vielen weiteren Branntweinen. 

Gastgeber Tim Michel auf seiner neuen Bar-Leiter, die vom Partner seiner Mitarbeiterin hergestellt wurde.

Gastgeber Tim Michel auf seiner neuen Bar-Leiter, die vom Partner seiner Mitarbeiterin hergestellt wurde.

(Bild: gwi)

Alle zwei Monate neue Drinks

Michel hat die Bar Capitol vor 11 Jahren übernommen und in dieser Zeit stetig am Lokal und seinem Angebot gefeilt. Im Anschluss an die Koch-Lehre arbeitete der 40-Jährige nach einer Festanstellung in der Küche ab 1997 hinter dem Tresen. Das «Capi» übernahm er 2006. Seither ist er mit Herzblut bei der Sache: «Ich liebe die Arbeit hinter dem Tresen. Einerseits ist sie kreativ, weil ich stetig neue Drinks und Cocktails entwickeln kann. Andererseits schätze ich den Austausch mit meinen Gästen.» Eine bessere Profession könne er sich deshalb kaum vorstellen: «Nur Dampfschiff-Kapitän zu sein, wäre schöner», aber dann müsste er früher aufstehen, fügt Michel mit einem Lächeln hinzu.

Als Bartender ist Augenmass gefragt.

Als Bartender ist Augenmass gefragt.

(Bild: gwi)

Er und seine Crew entwickeln alle zwei Monate gemeinsam eine neue Auswahl an selbst kreierten Drinks. Auf der aktuellen Saison-Karte steht beispielsweise «tante beete» oder ein «bacon infused old fashioned». Für Michel ist die Arbeit des Bartenders eng mit seinem gelernten Beruf verknüpft: «Viele Techniken, die man in der Küche anwendet, kommen auch bei der Entwicklung eines neuen Drinks zum Zug», so Michel.

In der Bar Capitol gehen viele Stammgäste ein und aus. «Die Leute sollen eine gute Zeit verbringen hier. Viele Gäste kommen für ein gutes Gespräch und einen genussvollen Abend hierher.» Es sei eine familiäre Stimmung, viel Freundschaften seien entstanden. «Ein Pärchen, das sich hier kennengelernt hatte, heiratete später sogar.»

Die Gäste als Tester

Michel verbringt viel Zeit an der Theke und ist deshalb ständig in Berührung mit dem Alkohol, besteht da nicht die Gefahr der Sucht? «Klar, das Risiko ist da. Aber wir sind alle nicht mehr 16 Jahre alt, man muss halt Disziplin haben.» Er trinke nur aus Genuss.

Tim Michel schätzt den Diskurs über Spirituosen.

Tim Michel schätzt den Diskurs über Spirituosen.

(Bild: gwi)

Seine Kreationen hinterfragt er immer wieder und überarbeitet die Zusammensetzung: «Oft braucht es mehr als ein Dutzend Versuche, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.» Dafür setzt er neben seinem Geschmackssinn auch auf den seiner Stammgäste: «Gerne versuche ich meine neusten Mixturen an meinen Gästen.» Denn, wenn er alleine mit dem Ergebnis zufrieden ist, aber alle anderen abwinken, dann könne etwas nicht stimmen. Hat Michel einen aussergewöhnlichen Riecher für Alkoholika? Er winkt ab: «Das ist alles eine Frage der Erfahrung.»

Gin im Trend

Gelernt hat er das Handwerk des Bartenders bis auf einen Grundkurs im Selbststudium und im Austausch mit Kollegen rund um den Globus. Teilweise werde er auch von Produzenten eingeladen: «Letztes Jahr war ich in Griechenland auf Einladung eines Whiskey-Herstellers. Dort habe ich mit vielen Gleichgesinnten über die neusten Trends gesprochen.» Wie beim Wein gibt es auch bei Whiskey, Wodka, Gin und Co. eine ausgeprägte Sommelier-Kultur. Den Produkten sei anzumerken, wenn Leidenschaft dahintersteckt: «Wenn ein Whiskey-Hersteller seine Profession liebt, dann merkt man das auch am Geschmack.» Er trifft regelmässig Produzenten von Sorten, die er selbst in der Bar Capitol im Regal führt: «Ich kenne aber nur einen Bruchteil der Menschen, die hinter den 350 Spirituosen im Sortiment stehen.»

Serviert ist: Tim Michel präsentiert seinen Old Fashioned.

Serviert ist: Tim Michel präsentiert seinen Old Fashioned.

(Bild: gwi)

Im Trend sei derzeit der Gin: «Die Marke Hendriks hat Anfang 2000 den Markt auf den Kopf gestellt.» Seither sei eine unglaubliche Menge verschiedener Sorten des Branntweins auf Wacholder-Basis entstanden: «Fast jede Woche kommt ein neuer Gin auf den Markt.» Michels Kreativität wird also nicht so schnell ein Ende gesetzt. Während er munter weiter über seine Branntweine fachsimpelt, serviert er uns den Cocktail-Klassiker per excellence: einen Old Fashioned.

Viele Stammgäste gehen in der Bar Capitol ein und aus.

Viele Stammgäste gehen in der Bar Capitol ein und aus.

(Bild: gwi)

 

 

 

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