Neuer Standort für Voliere? Das hält die Stadt Zug davon
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Der ehemalige Zuger Gemeinderat Benny Elsener (Mitte) wollte den Landsgemeindeplatz in Zug aufwerten und die Voliere umplatzieren. Der Stadtrat äussert sich nun kritisch dazu.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es auf dem Landsgemeindeplatz in der Stadt Zug Vögel zu bestaunen. 1925 wurde die ältere der beiden Volieren anstelle eines ersten Fasanenhauses erstellt. Diese Voliere ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler aufgelistet. Laut der Stadt Zug gilt sie als «typologisch einzigartiges Vogelhaus aus den 1920er-Jahren».
Benny Elsener, bis vor Kurzem Mitte-Gemeinderat (zentralplus berichtete), fand vor einem Jahr, für das Vogelgehege brauche es einen neuen Standort. Mittels Postulat brachte er den Standort Zurlaubenhof ins Spiel (zentralplus berichtete). Die Vögel sollten in einem neu zu bauenden Gehege auf den Wiesen des Zurlaubenhofs ein neues Zuhause finden.
Gleichzeitig wollte Elsener dem Landsgemeindeplatz mehr Platz einräumen. Sein Plan: die frei werdende Fläche beim heutigen Volierengebäude zu einem multifunktionalen, hellen und einladenden Raum umzugestalten. «So kann der Besucher bei Sonne und Regen an schönster Lage Gespräche führen und den See geniessen», beschrieb Elsener im Vorstoss seine Vision. Er liess dafür eigens Visualisierungen herstellen.
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Stadt befürchtet einen «Fremdkörper» beim Zurlaubenhof
Nun veröffentlicht der Zuger Stadtrat seine Meinung zu Elseners Ideen. In einem Bericht und Antrag schreibt er, dass die Pläne «als kritisch empfunden» würden. Vogelvolieren, wie sie ab dem 19. Jahrhundert im städtischen Umfeld angelegt worden seien, würden einen «Fremdkörper» im historischen Ensemble des Zurlaubenhofs darstellen, argumentiert die Stadt. Zudem befinde sich der Zurlaubenhof aktuell im Transformationsprozess zur öffentlichen Nutzung. Dieser Prozess nehme noch einige Zeit in Anspruch, um verbindliche Aussagen treffen zu können.
Die Stadt Zug habe wegen des Postulats beim Verein Zooschweiz ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten rät gemäss der Stadt von einer Eins-zu-eins-Verschiebung der beiden Volieren vom Landsgemeindeplatz auf die Wiesen des Zurlaubenhofs ab. Ein denkbarer Lösungsansatz wäre ein Neubau: Dieser sei als Chance für die Natur, Menschen und Tiere zu sehen.
Allerdings steht der Barockgarten des Zurlaubenhofs unter Denkmalschutz. Auch diejenigen Bereiche, welche nicht explizit als schützenswert gälten, würden sensibel auf Veränderungen reagieren, argumentiert die Stadt. Der Zurlaubenhof solle in seinem Charakter und Erscheinungsbild erhalten bleiben.
Idee zum Landsgemeindeplatz hat schweren Stand
Da die Stadt das Hauptanliegen des Postulanten ablehnt, hat folglich auch die zweite Idee von Benny Elsener – die Aufwertung des Landsgemeindeplatzes – einen schweren Stand bei der städtischen Exekutive. Auch hier begründet sie mit Argumenten aus der Denkmalpflege. Wie eingangs erwähnt, ist die ältere der beiden Volieren auf dem Landsgemeindeplatz im Inventar der schützenswerten Denkmäler enthalten. «Denkmäler sind grundsätzlich standortgebunden. Sie gehören zu einem Ort und sind als Erinnerungsträger Teil von dessen Geschichte», schreibt die Stadt.
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Bei einem allfälligen Neubau sei der bewusste Verzicht der Substanzerhaltung des Gebäudes nachzuweisen. Demzufolge könne die Fläche der älteren Voliere nicht zu einem multifunktionalen Lebensraum umgenutzt werden. Zudem werde eine Aufwertung des Landsgemeindeplatzes aktuell auch zusammen mit dem Kanton Zug geprüft.
Kommt die Voliere sowieso an einen neuen Standort?
Von diesem Argument hält Postulant Benny Elsener nicht viel. Gemäss ihm könnte man das Hauptgebäude erhalten, die Voliere aber trotzdem umplatzieren, sagt er auf Anfrage von zentralplus. Er spricht zudem von einer «verpassten grossen Chance», die der negative Bescheid des Stadtrats mit sich bringe.
Einerseits wäre der neue Standort, so Elsener, eine Chance für die Vögel, da es für diese wohl mehr Platz gegeben hätte. Und andererseits sei es auch eine verpasste Chance für den Zurlaubenhof. Er erinnert an die 65 Millionen Franken, die die Stadt Zug 2022 für den Kauf des Zurlaubenhofs ausgab. «Man hätte mit einer Voliere eine schöne Aufenthaltszone für Jung und Alt machen können.»
Elsener hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Denn zu Veränderungen auf dem Landsgemeindeplatz werde es so oder so kommen, sagt er. Und er ist sich sicher, dass die Voliere «früher oder später» einen neuen Standort erhalten werde.