Luzern: Nachtzuschläge sind passé

Nachtstern-Bus soll dank Tagestarifen heller strahlen

Eine Fahrt mit dem Nachtbus wird wesentlich günstiger. Für Pascal Süess vom VVL hat dies gesellschaftliche Gründe.

Nachtschwärmerinnen dürfen sich freuen: Die Nächte werden länger, das Nachtnetz auch. Mit dem Fahrplanwechsel wird ein wesentlich grösseres und günstigeres Nachtnetz lanciert. VVL-Geschäftsführer Pascal Süess erklärt, was zu diesem Schritt geführt hat.

Die Adventszeit bringt, nebst mehr oder minder besinnlichen Tagen, meist auch einen Wechsel im ÖV-Fahrplan mit sich. Diesen Sonntag ist es wieder soweit: Der Fahrplan 2022 tritt in Kraft (zentralplus berichtete).

Eine der grössten Veränderungen betrifft das Nachtnetz-Angebot, bekannt unter dem Namen Nachtstern. Dieses wird ausgeweitet und bisherige Sondertarife fallen weg.

Nachtstern: Künftig gilt der Tagestarif

Was sich schon lange abzeichnete, wird nun Realität: Auf den Nachtstern-Bussen gelten die gleichen Tarife wie tagsüber. Zudem wird das Netz massiv ausgeweitet. Konkret spannen die Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden mit dem Bund zusammen, um Nachtschwärmern ab dem 17. Dezember ein gemeinsames Routennetz anzubieten.

Neu fahren die Busse auch nicht mehr nur sternförmig ab Bahnhof Luzern. Auch in Sursee entsteht ein neuer Nachtstern-Knoten. Zudem verkehrt zwischen Luzern und Sursee eine neue S-Bahn-Nachtlinie (SN1). Das gesamte Nachtnetz findest du hier.

Politische Forderung stand im Raum

Aufhorchen lässt aber vor allem die Tatsache, dass die bisherigen Nachtzuschläge und Sondertarife wegfallen. Immerhin gehören Linien von ÖV-Nachtangeboten bisher zu den wenigen, die einen hohen bis vollen Kostendeckungsgrad ausweisen können.

Mit der Abschaffung der Sondertarife kommt der Verkehrsverbund Luzern (VVL) jedenfalls einer politischen Forderung nach, die schon länger im Raum steht. Nachdem 2020 der Nachtzuschlag für die Bahnstrecke zwischen Luzern und Zürich abgeschafft worden war, forderten der VCS Luzern und die jungen Grünen, dass Luzern nachzieht (zentralplus berichtete).

Nachtbusse wurden zu einer Normalität

Doch weshalb genau galt es eigentlich den Tarif anzupassen? Sieht man mal vom ersten Corona-Jahr 2020 ab, ist der Nachtstern eine rund 20-jährige Erfolgsgeschichte. Und dies trotz Sondertarifen und Nachtzuschlägen. Pascal Süess, Geschäftsleiter des VVL erklärt auf Anfrage, dass gleich mehrere Faktoren zu diesem Schritt geführt haben: «Zum einen widerspiegelt der Schritt eine gesellschaftliche Entwicklung. Die Nachtbus-Angebote sind praktisch eine Normalität geworden und werden auch so wahrgenommen.»

Zum andern sei der Wegfall solcher Sondertarife und Zuschläge eine schweizweite Entwicklung, sagt Süess. Er verweist dabei auf den oben genannten Grossraum Zürich und die SBB-Strecke Luzern-Zürich, wo der Nachtzuschlag von fünf Franken abgeschafft wurde. «Mit der zunehmenden Harmonisierung der Tarife in der Schweiz wurden die gegenseitig nicht kompatiblen Tarife des Nachtsterns, des Nacht-Regionalexpress nach Zürich und des Seetaler Pyjama-Express von vielen Nutzern immer weniger verstanden.»

Bund zahlt sonst nicht mit

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Mitfinanzierung der Nachtlinien durch den Bund an den Wegfall von Sondertarifen gebunden ist, wie Süess erklärt.

«Wenn wir neue Kunden für die Nutzung des ÖVs gewinnen wollen, müssen unsere Angebote attraktiv sein. In diese Richtung haben wir nun einen wesentlichen Schritt gemacht.»

Pascal Süess, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Luzern (VVL)

Der Wegfall des Sondertarifs sei insbesondere für die Nutzerinnen der Stadt und der Agglo sowie für solche mit einem Abonnement ein gewaltiger Vorteil: «Sie mussten bisher vergleichsweise viel für ihre Reise bezahlen», sagt Süess. Er fügt an: «Wenn wir neue Kunden für die Nutzung des ÖVs gewinnen wollen, müssen unsere Angebote attraktiv sein. In diese Richtung haben wir nun sowohl mit dem nächtlichen Fahrplan-Angebot als auch mit dem Tarif einen wesentlichen Schritt gemacht.»

Die Neuerung stehe allerdings nicht in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf das Nachtleben, stellt Süess klar. Die Änderung war von langer Hand geplant (zentralplus berichtete).

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2 Kommentare
  • Profilfoto von H. Muster
    H. Muster, 11.12.2021, 21:00 Uhr

    Staatlich geförderte Zerstörung des Taxigewerbes?

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    • Profilfoto von B Suter
      B Suter, 12.12.2021, 21:48 Uhr

      Stimmt der phöse Staat zerstört auch die Automobilbranche mit der SBB.

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