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Die Nutzung der Zuger Wälder ist stets ein heisses Diskussionsthema – gerade, wenn es um Erholung auf zwei Rädern geht. Die Schliessung einer Strecke im Steinhauser Wald stellt Biker jetzt vor Probleme.
Über einer Bikestrecke im Steinhauser Wald liegen neben viel Laub dieser Tage auch mehrere gefällte Bäume. Für Mountainbikerinnen ist er nicht mehr nutzbar. Doch was ist vorgefallen, bevor die Bäume fielen?
Ein kurzer Blick zurück: Ende September sorgte eine illegale Bikestrecke in Steinhausen für Aufregung. Damals hiess es seitens des zuständigen Försters, dass Unbekannte ungefähr fünf Kubikmeter Waldboden abgetragen und Sprungschanzen sowie andere Hindernisse zum Mountainbiken errichtet gehabt hätten (zentralplus berichtete). Dies überschreite die Grenze des Tolerierbaren.
Nun ist die Strecke geschlossen, und die Eigentümer des Waldstückes – es gehört der Waldgenossenschaft Steinhausen – können sich der Pflege des betroffenen Waldstückes widmen.
Viele Biker sind mit der «Mulde» gross geworden
Die Schliessung des inoffiziellen Weges stelle den Verein Veloclub Baar-Zug vor Probleme, wie er in einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung schreibt. Der Veloclub habe die «Mulde» – so nannten die Vereinsmitglieder den Weg – als Trainingsgelände genutzt. Vor allem für die jüngsten Mitglieder sei diese ein wichtiger Treffpunkt gewesen, um technische Fähigkeiten in einer sicheren Umgebung zu erlernen.
Vereinspräsident Ivo Hunn erzählt gegenüber zentralplus, dass für den Verein jetzt Ausweichmöglichkeiten fehlten und die Kindertrainings somit bedroht seien. An einem schönen Dienstagnachmittag nähmen bis zu 60 Kinder an den Mountainbiketrainings teil. Wie er für diese weiterhin ein attraktives Angebot gestalten könne, wisse der Präsident jetzt noch nicht.
Neben dem sportlichen Aspekt stehe auch der soziale Aspekt im Raum. In der Mitteilung steht Folgendes: «Die Schliessung bedeutet nicht nur den Verlust eines Trainingsplatzes, sondern auch eines Ortes, der unseren Zusammenhalt und unseren Bezug zur Natur gefördert hat.» Viele Vereinsmitglieder seien mit der «Mulde» gross geworden.
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«Radikales Vorgehen» der Waldgenossenschaft
Hunn störe sich vor allem ob der fehlenden Kommunikation von offizieller Seite und des «radikalen» Vorgehens der Waldgenossenschaft. «Es ist traurig, so vorgehen zu müssen», findet der Präsident. Es handle sich um maximal 80 Meter Weg, das sei in seinen Augen «keineswegs ein richtiger Trail».
Für Hunn ist die Schliessung unverständlich. Gemäss ihm sind der Verein, die Kinder und Jugendlichen an dieser Stelle seit Jahren geduldet, insofern sie keine fixen Strukturen aus Holz anbringen. Nachdem er Ende September die Medienberichte gelesen hatte, hat der Präsident mit dem zuständigen Förster telefoniert, um eine Lösung für die Situation bei der «Mulde» zu finden.
Er hat dieselbe Erklärung bekommen, wie einleitend geschildert: Fünf verschobene Kubikmeter Erdboden seit den Sommerferien seien nicht mehr tolerierbar. Auch hier gibt sich Hunn fassungslos: «Eine Verschiebung in diesem Ausmass ist im angegebenen Zeitraum gar nicht passiert.» Über die vergangenen Jahre könne dieses Volumen zusammengekommen sein. Doch die plötzliche Reaktion der Waldgenossenschaft sei für ihn zu diesem Zeitpunkt nicht verständlich und äusserst enttäuschend.
Erhebliche Schäden am Waldboden
Bei der Waldgenossenschaft sorgen diese Ausführungen wiederum für Unverständnis. Denn: Wie sich herausstellt, soll die Grundeigentümerin die «Mulde» nie geschlossen haben. Markus Amhof, der zuständige Förster der Waldgenossenschaft, führt aus: «Es wurden lediglich die im Sommer 2024 neu entstandenen Wege und Trails geschlossen.»
Die «Mulde» würde seit Jahrzehnten durch Kinder genutzt, im Erholungskonzept erhalten und werde toleriert. Aber: Die Nutzung zur Erholung hat sich laut Amhof über den Sommer in den Wald ausgedehnt. Durch die Ausdehnung hat der Waldboden erheblichen Schaden davon getragen – erholen wird sich das betroffene Stück frühstens in zwei Jahren. Weiter ist die angrenzende Gemeindestrasse durch die Mountainbikes massiv verschmutzt worden.
Wo die «Mulde» aufhört und ab wann der illegale Biketrail beginnt, darüber sind sich der Veloclub und die Waldgenossenschaft offensichtlich uneinig. Für die Waldgenossenschaft ist jedoch klar: Der Bau eines rund 200 Meter langen Trails sei «absolut nicht tolerierbar».
Gibt es Hoffnung auf einen Kompromiss?
Die umgehende Reaktion der Eigentümerin des betroffenen Waldstückes stehe mit dem Erholungskonzept des Waldes im Einklang, erklärt Amhof. Sie könne so verhindern, dass sich der neue illegale Weg etabliert. Zudem verhindere die Genossenschaft mit einer raschen Reaktion auch weitere Schäden am Waldboden.
Wegen der fehlenden Alternativen für das Nachwuchstraining für Hunn die falsche Handhabung dieser Situation. Seines Erachtens ebne die Genossenschaft so den Weg für weitere Konflikte. «Das Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen besteht», führt der Vereinspräsident aus. Falle das Training weg – wo sollten Kinder und Jugendliche sonst das Biken erlernen und Zeit in der Natur verbringen, fragt sich Hunn. Alternativen würden im Kanton Zug fehlen.
Die Waldgenossenschaft sei offen für Diskussionen über allfällige Alternativrouten, die für Nachwuchstrainings geeignet wären. Hierbei gebe es jedoch Rahmenbedingungen: Eine neue Route sei bloss denkbar, wenn diese eine der drei bestehenden ersetzen würde. Zudem dürfe die Alternative keine Naturschutzgebiete, Grundwasserschutzzonen oder sensible Waldgebiete tangieren.
- Telefonat mit Ivo Hunn, Präsident Veloclub Baar-Zug
- Schriftlicher Austausch mit Markus Amhof, Förster der Waldgenossenschaft Steinhausen
- Medienmitteilung des Veloclubs Baar-Zug
- Medienarchiv zentralplus