Obergärige Craft-Biere im Chamer Hirsgarten

Mit dem Konfiglas an den Lippen den Sonnenuntergang geniessen

Chomer Bier gibts im Konfiglas.

(Bild: mam)

In Cham geht bald eine neue Kleinbrauerei an den Start, deren Bier man jetzt schon testen kann. Lesen Sie unser Bier-Glossar, dann können Sie an einem lauschigen Sommerabend am Ufer des Zugersees mit den Machern des «Chomer Biers» fachsimpeln.

Auf der Terrasse des Kiosk-Restaurant Hirsgartenbad starrt die Hälfte der Gäste in ein Konfiglas – denn in diesem Gebinde wird das «Chomer Bier» ausgeschenkt. «Hast du mir ein Dunkles oder ein Helles bestellt?», ruft eine Badenixe aus dem Wasser ihrem Mann zu. Der sitzt schon an einem Gartentisch auf der Terrasse und betrachtet die tiefgoldene Farbe in den Gläsern: «Sehen beide gleich aus», antwortet er in Richtung See.

Hirsgarten-Badi: Heimat des «Chomer Biers».

Hirsgarten-Badi: Heimat des «Chomer Biers».

(Bild: mam)

Die Biere von Erol Karadag und Roger Wyss haben zwar alle eine schöne Farbe, schmecken aber nicht gleich. Die beiden servieren im Kiosk-Restaurant Hirsgarten obergäriges, naturtrübes Craft-Bier voller Geschmack – und in reicher Vielfalt. Beim ersten Besuch verkostete zentralplus ein India Pale Ale (IPA) und ein Festbier, beim zweiten Besuch war das Festbier ausgetrunken, stattdessen stand nun ein Mandarin Pale Ale im Angebot, das wir mit einem Fläschchen Weissbier abrundeten.

Seit 10 Jahren im Hirsgarten

Die Abi & Abi Brauerei, in der Karadag und Wyss die Biere in 600-Liter-Süden herstellen, geht zwar offiziell erst am 22. Juli an den Start, ihre Produkte sind im Kanton Zug aber schon eine Weile zu finden.

«Wir sind beides gelernte Köche und haben nach unseren Wanderjahren vor zehn Jahren das Restaurant in der Badi Hirsgarten von der Gemeinde Cham gepachtet», erzählt Roger Wyss. Parallel dazu betrieben die beiden die Curling-Halle in Zug und kochten dort für den EV Zug. Nach dem Bau der Bossard-Arena war Schluss damit und die beiden sahen sich nach einem zweiten Standbein um. Ihr Entschluss: Brauer werden.

Abwechslung macht Spass

Nachdem sie Braukurse besucht, eine Weile nach einem bezahlbaren Braulokal gesucht und die technische Einrichtung beschafft hatten, begannen sie vergangenes Jahr in der eigenen Badi Selbstgebrautes auszuschenken. 

«Wir sehen uns nicht als direkte Konkurrenz zu andern lokalen Brauereien», so Wyss, «sondern eher als Ergänzung.» Die Brauerei Baar etwa produziere vor allem untergärige Biere. «Wir aber wollen uns eher auf obergärige Sorten spezialisieren.» Und dabei auch immer wieder abwechselnde Sorten brauen.

Erol Karadag (links) und Roger Wyss sind die Macher des Chomer Bier.

Erol Karadag (links) und Roger Wyss sind die Macher des Chomer Bier.

(Bild: mam)

Eines der nächsten Projekte sei, ein Bier aus altem Brot zu brauen. «Wir haben mit der Bäckerei Nussbaumer eine Lieferantin gefunden und gehen das Experiment bald an», sagt Roger Wyss.

Eine Ode an den Hopfen

Obergärige Biere sind gehaltvoll und viele Sorten stark gewürzt. Das Festbier hat neben einem erfrischend zitronigen Abgang eine starke Hopfennote, beim IPA ist diese noch sehr viel ausgeprägter. Zweifellos Geschmackssache – aber eine, die etwa beim Publikum des Zuger Rockclubs Galvanik gut ankommt. Denn dort gibt es das Chamer Gebräu bereits und findet regen Absatz.

«Chomer Bier»

Gebraut wird das «Chomer Bier» an der Lorzenparkstrasse 14 in Cham von der Abi & Abi GmbH, die Roger Wyss und Erol Karadag gehört. Offizielle Brauereieröffnung ist am Wochenende des 22./23. Juli, ansonsten gibt es «Chomer Bier» derzeit im Kiosk-Restaurant Hirsgartenbad in Cham, im Kulturzentrum Galvanik in Zug und im Restaurant Meating in der Zuger Grafenau.

Beim IPA sind Karadag und Wyss mit der Rezeptur zufrieden – ansonsten steht manchmal auch noch Tüfteln auf dem Programm. Obwohl: «Wir sind eigentlich ganz glücklich mit der bisherigen Produktion», sagt Wyss. «Selten mussten wir einen Sud weggiessen.» Manchmal gab’s zudem aufbauende Anerkennung aus der Gastronomie – etwa als das Zuger Feinschmecker-Restaurant Rathauskeller ein Bohemian Lager des «Chomer Bier» als Bierspezialität ausschenkte.

Mehr «Chomer» Delikatessen

Ab Ende Juli gibt’s die Erzeugnisse der Abi & Abi Brauerei auch im Publikumsverkauf – «aber nur in der 0,75-Liter-Champagnerflasche», wie Wyss sagt. Denn «Chomer Bier» soll eine Spezialität bleiben.

Neben Bier stellen Karadag und Wyss übrigens auch eigenen Eistee mit dem Chamer Bären-Logo her – und Kaffee. «Der Eistee besteht nur aus natürlichen Zutaten und hat wenig Zucker», erklärt Wyss. Den Kaffee liessen sie in Sursee speziell für sich rösten. «Als Köche sind wir natürlich sehr daran interessiert, Eigenes herzustellen», sagt Wyss. «Mal sehen, welche Produkte später noch hinzukommen.» Man gehe Schritt für Schritt vor. «Aber erst kommt jetzt das Bier.»

Kleines Bier-Glossar

Festbier: Ein etwas stärker eingebrautes Bier mit einer höheren Stammwürze, das für spezielle Gelegenheiten hergestellt wird. Entstehungsgeschichte: Früher konnte man bei den hohen Temperaturen im Sommer nicht brauen, deswegen fertigte man im Frühling ein länger haltbares Bier an, das dann an den Festen und Messen zu Beginn des Herbst getrunken werden konnte.

Hefe: Die Hefe bringt die Würze zum Gären. Hefen sind winzige Pilze, die in unterschiedlichen Stämmen auch in der Luft zu finden sind. (Deswegen ist die Hefe auch nicht im Deutschen Reinheitsgebot von 1516 aufgeführt, denn die Maische vergärt mithilfe der Hefe aus der Luft ganz von selber.) Zum Bierbrauen werden heute aber Hefe-Reinkulturen herangezogen, also Stämme gleicher Heferassen – dies um eine gleichbleibende Bierqualität zu garantieren. Man unterscheidet zwischen ober- und untergäriger Hefe.

– obergärig: Name für Bier, das mit obergäriger Hefe gebraut wurde. Diese wird durch die Kohlensäure an die Oberfläche des Jungbiers getragen und verfestigt sich zu einer Decke. Obergärige Hefen haben eine Gärtemperatur von 15 bis 25 Grad Celsius. Sie und führen zu fruchtigen, gewürzartigen Aromen, die typisch sind für Weizen- und Altbiere.

– untergärig: Bier, das mit untergäriger Hefe gebraut wurde. Diese setzt sich am Ende der Gärung am Boden des Gärgefässes ab. Untergärige Hefen haben eine Gärtemperatur von 5 bis 15 Grad Celsius und führen zu einem schlanken Aromaprofil, das typisch für Lagerbier ist.

Hopfen: Hopfen ist eine Kletterpflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Hopfen wächst schnell und mehrere Meter hoch und wird im August geerntet. Zum Brauen werden die Dolden der weiblichen Pflanze verwendet, die Aroma-, Bitter- und Gerbstoffe enthalten. Der Hopfen verleiht dem Bier den angenehm bitteren Geschmack sowie das typische Aroma, verbessert seine Haltbarkeit und stabilisiert den Schaum.

India Pale Ale (IPA): ist ein stärker eingebrautes Pale Ale beziehungsweise helles Bier englischer Prägung. Das Bier wurde im 19. Jahrhundert in Grossbritannien für die indische Kronkolonie gebraut. Ein klassisches India Pale Ale hat einen sehr kräftigen und intensiven Geschmack. Die fruchtige Note soll stark hervortreten und bereits beim Aromatest deutlich wahrnehmbar sein.

Lager: In der englischsprachigen Welt bezeichnet Lager alle untergärigen Biersorten, im deutschsprachigen Raum wird stärker unterschieden. In der Schweiz ist Lager ein leicht gehopftes Bier, das laut Lebensmittelverordnung aus 10 bis 12 Prozent Stammwürze hergestellt wird und 4,2 bis 5,2 Prozent Alkohol enthält. Es gibt helles und dunkles Lagerbier. Vier von fünf getrunkenen Gläsern in der Schweiz sind Lagerbier.

Maische: Gemisch von Wasser und Malz. Wird zu Beginn des Brauens langsam auf rund 75 Grad erhitzt. Damit wird Malzstärke in vergärbaren Malzzucker umgewandelt. Der Vorgang wird «maischen» genannt und findet in einem grossen Kupferkessel statt.

Malz: Getreidekörner (Gerste, Weizen, Roggen, Dinkel, Hirse usw.) wurden in Wasser eingeweicht, zum Keimen gebracht und dann getrocknet.

Stammwürze: Anteil der gelösten Stoffe in der unvergorenen Würze (Malzzucker, Eiweisse, Vitamine und Aromastoffe). Durch die Gärung entsteht daraus etwa zu je einem Drittel Alkohol, Kohlensäure und Restextrakt.

Wasser: Hauptbestandteil des Biers. Die Qualitätsansprüche für Brauwasser liegen über denjenigen für Trinkwasser. Es muss frisch, kalkarm und biologisch einwandfrei sein. Der Härtegrad ist wichtig. Für helles Bier wird normalerweise weiches Wasser eingesetzt, für dunkle Biere kann auch härteres Wasser verwendet werden. Die Qualität des Wassers war früher ausschlaggebend für die Standortwahl einer Brauerei.

Zahlreiche Gäste geniessen in der Badi Hirsgarten in Cham den Sonnenuntergang.

Zahlreiche Gäste geniessen in der Badi Hirsgarten in Cham den Sonnenuntergang.

(Bild: mam)

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