Messe gegen «Määs»: Die Herbstmessen im Vergleich
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Was haben die Zuger Messe und die «Määs» gemeinsam? So einiges und doch sind sie unterschiedlich. Ein (nicht sehr ernst gemeinter) Vergleich.
Bunte Stände locken mit Kitsch und Krimskrams, Gewerbler in kurzärmligen Hemden und Start-up-Gründer in schwarzen Uni-Shirts versuchen von der Duschbrause bis zum Dachgiebel alles an den Mann zu bringen, was sich irgendwie zu Geld machen lässt.
An den Ständen der Weinhändlerinnen degustieren sich Kenner und Zecher gegenseitig unter den Tisch, frisch verliebte Teenager und feuchtfröhlich angesäuselte Mittvierziger verpulvern das Ersparte an Fahrgeschäften, die mit Geblinke und Getute um die Gunst der locker sitzenden Portemonnaies der Besucherinnen buhlen. Und über allem liegt der Duft von Marroni, Zucker in allen Variationen, Schweiss und den säuerlichen Ausdünstungen der Fondue-Chalets – Herbst ist Messezeit.
In Luzern findet derzeit die «Määs» statt, Ende Oktober startet in Zug die Zuger Messe. Beide bezeichnen sich als Herbstmessen, beide wollen die grösste der Zentralschweiz sein. Dass sie es beide sein können, liegt an den unterschiedlichen Konzepten. Aber was haben die Zuger Messe und die «Määs» gemeinsam? Und wo unterscheiden sie sich? Eine (nicht allzu ernst gemeinte) Spurensuche.
Besucher
70'000 Besucher lockte die Zuger Messe vergangenes Jahr auf das Stierenmarkt–Areal (zentralplus berichtete). Das liegt in etwa im langjährigen Mittel der Besucherzahlen. Vor der Pandemie hatten sich die Besucherzahlen irgendwo bei 80'000 eingependelt. Nach Corona gingen sie etwas zurück, haben sich aber wieder erholt.
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Die «Määs» in Luzern hingegen besuchen im Schnitt 450'000 Personen. Wer ist denn nun die grösste Herbstmesse der Region? Wohl beide – die «Määs» unter den Chilbis, die Zuger Messe unter den Gewerbeausstellungen.
Nähe zu Bankautomaten
Wer fleissig isst und trinkt, kommt irgendwann nicht darum herum, sein Messe-Budget aufzustocken und wählt den Gang zum Bankautomaten. Besucher der Zuger Messe haben dabei einen kürzeren Weg. Ein erster Bankautomat befindet sich direkt beim Ausgang des Messegeländes. Ein Zweiter steht nur 60 Meter weiter beim Kreisel.
Der nächste Bankautomat in der Nähe des «Määs»-Geländes liegt im Luzerner Bahnhofsgebäude. Das sind gut 250 Meter Fussmarsch – je nach Zustand eine weite Reise.
Fläche
Eng ist es an jeder Messe. Aber wie viel Platz bieten die beiden Anlässe eigentlich? Das Hauptareal der «Määs» auf dem Inseli ist gut 7800 Quadratmeter gross, jenes der Zuger Messe etwa 16'000 Quadratmeter.
Heruntergebrochen auf die Zahl der Besucher pro Tag (und nach, zugegeben, sehr unkorrekter Rechnung) teilen sich in Luzern somit durchschnittlich 3,8 Besucherinnen einen Quadratmeter. In Zug sind es 0,48 Besucher pro Quadratmeter oder anders ausgedrückt: Ein Besucher hat gut zwei Quadratmeter zur Verfügung.
Angebot
Das Angebot der beiden Anlässe lässt sich tatsächlich nur bedingt vergleichen – in Zug gibt es mehr Gewerbe, in Luzern mehr Luna-Park. Beinahe 200 Unternehmen, Parteien und Organisationen sind an der Zuger Messe mit Ständen vertreten. In Luzern sind es 90 Markthändlerinnen und 16 Lauf- und Fahrgeschäfte. Musikunterhaltung und Kinderprogramm sowie ein Chalet gibt es an beiden Orten.
Lautstärke
Dezibelmessungen an den beiden Messen liegen zwar keine vor. Laut ist es auf jeden Fall. Die Kakofonie einer Chilbi bleibt dabei (nach subjektiver Wahrnehmung) unübertroffen: Das Gebrüll des Gemüseraffelhändlers vermischt sich mit dem Technogehämmer aus den Boxen der Fahrbuden und dem Gekreische kopfüber hängender Teenager, lediglich übertönt von den stets unverständlichen, aber auf maximale Lautstärke aufgedrehten Ansagen der Fahrgeschäftsbetreiber. Geschrei, Gebrüll, Getute und Gedröhne vereinen sich in einer einzigen auditiven Reizüberflutung.
Aber: Immerhin kann sich der Lärm unter freiem Himmel verlieren. Wohl gibt es in den Hallen und Zelten einer grossmehrheitlichen Indoor-Messe wie in Zug keine lärmenden Fahrbuden. Dafür intensiviert sich das Geplapper, Gelächter und Gefeilsche mit fortschreitender Stunde und steigert sich, reflektiert von Wänden und Decken, zu einem Gebrumme wie in einem Bienenstock.
Geschichte
Bezüglich Alter punktet die «Määs» ganz klar. Sie feiert dieses Jahr ihr 650-Jahre-Jubiläum. Das älteste Schriftstück, das die «Luzerner Mes» ausdrücklich erwähnt, datiert von 1374 (zentralplus berichtete). In den Anfängen fanden die Märkte noch in der Altstadt statt. Mit dem Bau des ersten Bahnhofs in Luzern im Jahre 1856 wurden die Schaubuden und Karusselle vom Kasernenplatz auf den Bahnhofplatz verlegt.
Die Zuger Messe ist 600 Jahre jünger – zumindest in der Form. Die heutige Zuger Messe geht auf eine von Zuger Geschäftsleuten organisierte, 1962 erstmals durchführte «Wintermesse» im Casino Zug zurück. Ihre Wurzeln liegen aber ebenso im Mittelalter. Der älteste Hinweis auf eine im Herbst stattfindende, mehrtägige Messe in Zug findet sich bereits im Jahr 1488. Damals bestätigte Maximilian I, König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der Stadt Zug das Recht, alljährlich zwei Jahrmärkte in der Art einer Messe durchzuführen. Seit 1976 ist die Messe auf dem Stierenmarkt-Areal beheimatet.
Polizeieinsätze
Bei beiden Messen hiess es die vergangenen Jahre, dass sie friedlich verliefen. In Luzern teilte die Polizei nach der letztjährigen «Määs» mit, dass sie dennoch 300 Personenkontrollen durchgeführt hatte, vereinzelt seien Jugendgruppen aneinander geraten und sie habe zwölf Personen vorübergehend festgenommen. Etwa wegen Störung des Polizeidienstes, Trunkenheit oder der Widerhandlung gegen das Ausländergesetz.
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Von Zwischenfällen an der Zuger Messe liegen aus den Vorjahren keine Berichte vor. Immerhin ist die Zuger Polizei selbst mit einem Stand an der Messe vertreten. Möglicherweise ist das Abschreckung genug.