Luzerner Landwirt bettet deine Haustiere zur letzten Ruhe
Der Tod eines Haustiers ist ein schmerzlicher Verlust. Ob Meerschweinchen, Katze, Goldfisch oder Hund – für viele Leute stirbt damit ein Teil der Familie und soll würdig bestattet werden. Ein Landwirt aus Emmenbrücke betreibt dafür einen Tierfriedhof – der einzige im Kanton Luzern. zentralplus hat den Friedhof besucht.
Als wir von der Bushaltestelle Lohrensäge in Emmenbrücke der Bühlmattstrasse zu einem Bauernhof folgen, merken wir schnell: Hier ist es ruhig und idyllisch. In der Ferne erheben sich grüne Hügel, am Horizont erkennt man die schneebedeckten Spitzen des Pilatus.
Neben dem Bauernhof, auf den ersten Blick kaum sichtbar, passieren wir ein Eisengatter mit einem Torbogen aus Holz. Dahinter liegt der Tierfriedhof «Tierhimmel», eine Grasfläche mit einzelnen Bäumen, einer Steinskulptur und Grabsteinen in verschiedenen Formen und Grössen. Hier treffen wir auf Raphael Bühlmann, der die Anlage gerade mit einem Laubbläser von Blättern befreit.
Ein Familienbusiness
Raphael Bühlmann führt den Tierfriedhof seit 2019 in zweiter Generation. Sein Vater hat ihn 2010 gebaut und eröffnet. «Die Idee wurde aus der Not geboren», erklärt uns Bühlmann in einem Unterstand etwas abseits der Gräber.
Auf dem Tisch zwischen uns stehen drei unterschiedlich grosse Holzsärge für Kleintiere. «Ein Freund meines Vaters wollte seinen verstorbenen Hund begraben und einen Tierfriedhof gab es damals noch nicht. Da hat mein Vater entschieden, einen zu bauen.»
Ganze zehn Jahre brauchte es, bis der Abschnitt auf Bühlmanns Grundstück, der zum Friedhof werden sollte, zu einer Sondernutzungszone für Friedhofsnutzung erklärt wurde. Immerhin gab es nach diesem Verfahren nur noch wenige Auflagen.
Eine spezielle Ausbildung zum Bestatter ist für den Betrieb eines Tierfriedhofs nicht nötig. «Aber man braucht viel Feingefühl bei der Kundenbetreuung», sagt Bühlmann. Und: «Es braucht jemanden, der einen Bagger bedienen kann – die Gräber können je nach Grösse nur schwer von Hand ausgehoben werden.»
Eine Bestattung pro Woche
Auf dem Friedhof liegen auch einige Tiere der Familie Bühlmann begraben. «Wir haben hier einige unserer Katzen und einen Hund bestattet.» Den grössten Teil der aktuell rund 500 bestatteten Tiere machen Hunde und Katzen aus.
Aber auch aussergewöhnlichere Tiere sind hier begraben. «Wir haben auch Fische oder Eidechsen hier.» Bühlmann, der hauptberuflich den angrenzenden Bauernhof bewirtschaftet, investiert pro Tag rund eine Stunde in die Instandhaltung der Anlage. Pro Woche gibt es hier durchschnittlich eine Bestattung.
Rund 75 Prozent der Kundinnen wählen ein anonymes Grab für ihre Haustiere. Heisst: Die Tiere werden ohne «persönliches» Einzelgrab um eine Steinskulptur herum bestattet.
Auf einer Holzrondelle zeugt eine Namensplakette von der letzten Ruhestätte des tierischen Begleiters. Ein solches Grab kostet – abhängig vom Gewicht des Tiers – zwischen 165 und 295 Franken.
Wer sein Haustier jedoch in einem Einzelgrab bestatten möchte, muss zwischen 390 und 650 Franken einrechnen. Die Gräber haben eine Ruhezeit von fünf Jahren, können aber beliebig oft verlängert werden. Zu Platzmangel führt das noch nicht. «Wir haben noch genug Platz», sagt Bühlmann und verweist auf die ungenutzte Fläche auf dem rund 2'500 Quadratmeter grossen Areal.
Alternative zur Kadaverstelle
Die Art und Weise der Bestattung falle je nach Kunde ganz unterschiedlich aus. Während es Leute gibt, die Bühlmann das Tier in einer Schachtel bringen und in Abwesenheit bestatten lassen, gibt es andere, die im Kreise der ganzen Familie, in Schwarz gekleidet, eine grosse Zeremonie im Gedenken an das verstorbene Haustier abhalten.
«Da sind die Bedürfnisse ganz verschieden. Manchmal bringen die Leute ihre toten Tiere hierher, weil sie damit der Kadaverstelle aus dem Weg gehen wollen, andere, damit sie später in Erinnerungen schwelgen können», sagt Bühlmann.
Hier zeige sich auch der unterschiedliche Umgang des Menschen mit dem Tier. Auch Raphael Bühlmann stellt sich hin und wieder die Frage, was die angemessene Form ist, um ein Haustier zu verabschieden. «Wir sind kein Friedhof für Menschen, aber auch keine Kadaverstelle. Wir möchten etwas dazwischen sein und bieten hier einen guten Kompromiss.»
Würdevolle Gräber
Selbst führt Raphael Bühlmann keine Abdankungen durch und steht bei einer Bestattung abseits und lässt den Trauernden ihren Raum. Doch er bietet sonst verschiedene Dienste an, von der Abholung des Tiers bis zur Beratung und der Beschaffung des gewünschten Grabschmucks. Tatsächlich finden sich im Tierhimmel eine ganze Bandbreite verschieden gestalteter Gräber.
Manche, meist ältere, bestehen aus einem einfachen Holzschild mit Namensplakette, andere hingegen stehen gut gepflegten Gräbern von Menschen bezüglich Grabschmuck in nichts nach. «Eine Besucherin kommt fast täglich her», sagt Bühlmann, «und verweilt am Grab ihres Hundes.» Die Liebe zu diesem Tier zeigt sich: Das Grab ist sehr gepflegt und liebevoll gestaltet.
Nicht alle Wünsche können erfüllt werden
Obwohl Bühlmann versucht, allen Wünschen seiner Kunden gerecht zu werden, kommt es gelegentlich zu Anfragen, die er ablehnen muss. Etwa, wenn sich ein Kunde nach seinem Tod neben dem geliebten Haustier bestatten lassen möchte.
Oder wenn jemand seinem Pferd auf dem Friedhof die letzte Ruhe geben möchte. Viele behördliche Auflagen oder Vorschriften hat Bühlmann nicht, aber wenn es um das Gewicht der toten Tiere geht, muss er streng sein. «Wir bestatten nur Tiere bis 80 Kilogramm Gewicht», erklärt er.
Tiere, welche dieses Gewicht überschreiten, sind meist keine Haustiere mehr und gelten – im Falle von Pferden als Beispiel – als Nutztiere und müssen anderweitig verabschiedet werden – beispielsweise in einer Tierkremationsstelle, wie es sie in Zürich oder im aargauischen Seon gibt.
Viel Dankbarkeit
Tatsächlich sind Tierfriedhöfe in der Schweiz nicht weit verbreitet. Bühlmanns Tierhimmel ist der einzige seiner Art in der Zentralschweiz. Das zeigt sich auch in Bühlmanns Kundschaft. Beerdigt sind hier Tiere aus der ganzen Zentralschweiz. Das Interesse geht aber auch über die Kantonsgrenzen hinaus. «Rund 80 Prozent unserer Website-Aufrufe stammen aus Zürich», sagt der Landwirt.
Nun möchte ja nicht jeder unbedingt neben einem Friedhof wohnen, egal, ob für Mensch oder Tier. Für Bühlmann und seine Familie ist das aber kein Problem, ebenso wenig für die Nachbarn. «Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Anwohnern und mit Kritik hatten wir bisher noch nie gross zu kämpfen – im Gegenteil, wir erfahren viel Dankbarkeit für unsere Arbeit.»
Haustiere im eigenen Garten begraben – darf ich das?
Grundsätzlich ist es nach Schweizer Gesetz erlaubt, Haustiere bis zu zehn Kilogramm Gewicht im privaten Garten zu bestatten. Allerdings bedarf es einiger Voraussetzungen: Wie die IG «Wenn mein Tier stirbt» schreibt, müssen die Tiere mindestens 1,2 Meter tief im Erdreich begraben werden. In der Nähe einer Trinkwasserquelle oder weniger als 2 Meter über einer Grundwasserquelle ist die Bestattung von Tieren verboten.
Weitere Informationen findest du hier.
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Thomas Z Vogel, 11.02.2024, 23:16 Uhr Gab es schon vor dem 1. Weltkrieg Haustiere?
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vielen dank Familie Bühlmann, dass Sie sowas möglich machen es sollte noch mehr solch Tierfriedhöfe geben.
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Ich finde diese Idee mehr als nur SUPER !!!!!!!!👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterAlois Amrein, 06.03.2021, 22:27 Uhr Kranke Welt. Mehr als 10’000 Corona-Tote sind 3 Minuten Glockengebimmel wert. Aber wenn das Büsi oder der Hund ins Gras beisst, dann herrscht grosse Trauer.
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Anscheinend gibt es auch da, kaltherzige Menschen, null Gefühl !!!!!!👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Rolf Kessler, 06.03.2021, 21:14 Uhr Ein guter Artikel !
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