45 Prozent weniger Gäste

Luzerner Kursschiffe legen wieder ab – doch die Krise ist nicht überstanden

Das Hochwasser ist überstanden, doch die SGV fährt weiterhin durch ungewisse Zeiten. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Mehr als eine Woche mussten die Kursschiffe der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) wegen des Hochwassers im Hafen bleiben. Heute Freitag legen die Schiffe nun wieder ab. Doch die unruhigen Fahrwasser hat die SGV damit noch nicht verlassen.

Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich diese Woche auf dem Vierwaldstättersee präsentierte. Denn trotz sommerlichem Wetter herrschte auf dem See kaum Betrieb. Wo sich sonst bei diesem Wetter allerlei Kleinboote, Pedalos und natürlichen die grossen Kursschiffe tummeln, dümpelten diese Woche nur ein paar wenige Fischerboote und Stand-up-Paddler im Luzerner Becken.

Der Grund: Das Hochwasser hat die Stadt noch fest im Griff, auch wenn der Seepegel kontinuierlich sinkt. Ausfahrten mit Privatbooten waren bis Dienstag verboten und die Kursschiffe dürfen erst heute Freitag wieder ablegen.

Im Sommer herrscht bei der SGV Hochbetrieb – vorausgesetzt, die Schiffe müssen nicht im Hafen bleiben. (Bild: SGV)

Diese Zwangspause schmerzt die SGV natürlich. Denn in den Monaten Juli und August verzeichnet die Schifffahrtsgesellschaft mit Abstand am meisten Besucherinnen. «Es ist ein herber Schlag, mitten während der Hochsaison mit normalerweise rund 15'000 Passagieren pro Tag den Betrieb einstellen zu müssen», beschreibt Werner Lüönd, Leiter Marketing und Sales bei der SGV die unbefriedigende Situation während der letzten Tage.

Weil der Betrieb vorübergehend eingestellt werden musste, entgingen der SGV gemäss Lüönd Einnahmen von rund 250'000 Franken – pro Tag. So kumuliert sich schnell ein mehrstelliger Millionenverlust. Diese Verluste setzen sich sowohl aus der Schifffahrt als auch der Gastronomie auf den Schiffen zusammen.

«Wetterkapriolen gab es schon immer»

Ein herber Schlag ist das auch deshalb, weil die SGV bereits unabhängig vom Hochwasser eine schwierige Zeit durchlebt. Denn das regnerische Wetter der vergangenen Wochen lud nicht gerade zum Schifffahren ein. Vor allem aber spürt die SGV auch diesen Sommer die Corona-Pandemie. Denn nach wie vor fehlen in Luzern die grossen Touristenzahlen (zentralplus berichtete). Und somit auch die Gäste auf den Luzerner Kursschiffen. Ausländische Touristen machen rund 30 Prozent der Gäste auf den Schiffen aus.

Lüönd stellt dieses Verhältnis klar: «Die Corona-Pandemie hat sich, längerfristig betrachtet, negativer auf die Einnahmen ausgewirkt als das schlechte Wetter.» Die Krise dauere ja nun schon eineinhalb Jahre an, ergänzt der Marketingleiter der SGV. Wetterkapriolen hingegen würden sich mit Schönwetterphasen über einen längeren Zeitraum betrachtet meistens ausgleichen.

So lange die grossen Touristenströme nach Luzern noch ausbleiben, fällt auch die Bilanz der SGV getrübt aus. (Bild: bic)

Lüönd unterstreicht den Einfluss von Corona auf die SGV mit einer Zahl: «Bis jetzt fehlen wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr rund 45 Prozent der Gäste gegenüber einem normalen Jahr.» Auch der Impffortschritt sowie die vom Bund gelockerten Corona-Massnahmen können diese Bilanz nur wenig aufbessern. So kommt der grösste Teil der Gäste wie bereits im Sommer 2020 aus der Schweiz.

Zaghaft kehren diesen Sommer nun auch die europäischen sowie vereinzelt amerikanischen Gäste in die Schweiz und auf den Vierwaldstättersee zurück. Noch aber fehlen die Gäste aus dem asiatischen Raum – und mit ihnen fehlt eine der wichtigsten Besuchergruppen. Lüönd rechnet damit, dass sich die SGV auf deren Rückkehr noch bis ins nächste Jahr gedulden muss.

Verhalten optimistischer Blick in die Zukunft

Ein kleiner Lichtblick war dafür die Aufhebung der Maskenpflicht am 28. Juni, worüber sich die SGV sehr gefreut habe. Lüönd könne zwar keine genauen Zahlen nennen, schätzt aber, dass die Besucherzahlen dank der Aufhebung der Maskenpflicht um 20 Prozent gestiegen sind.

Nun, da die Kursschiffe ab heute Freitag wieder in See stechen, blickt die SGV «verhalten optimistisch» in die Zukunft. Denn entscheidender als die Aufhebung der Maskenpflicht werde letztlich der Impffortschritt sein. Lüönd führt aus: «Die Impfung gegen das Coronavirus ist unsere grösste Hoffnung, die Pandemie zu überwinden und in eine neue Normalität zu finden. Wir hoffen darum, dass sich die Bereitschaft der Bevölkerung zur Impfung weiter erhöht.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Samuel Studer
    Samuel Studer, 23.07.2021, 12:15 Uhr

    Mit Maskenpflicht keine Schifffahrt – wenn die Masken im ÖV fallen, kommen auch die Fahrgäste wieder, auch ich !

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  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 23.07.2021, 05:24 Uhr

    «Wetterkapriolen hingegen würden sich mit Schönwetterphasen über einen längeren Zeitraum betrachtet meistens ausgleichen.» – Da hat sich dieser Herr aber den falschen Finger verbunden. Wir leiden bereits täglich unter Auswirkungen der Klimakatastrophe.

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