Offener Brief zu Corona-Massnahmen

Luzerner Gastronomen sind über die Pläne des Bundesrates «schockiert»

Der Wirteverband fordert weniger strenge Massnahmen oder eine höhere Entschädigung.

Der Bundesrat plant neue Vorschriften zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. In einem offenen Brief fordert der Wirteverband weniger strenge Massnahmen für Beizen und Restaurants – oder höhere Entschädigungen. Ansonsten drohe das grosse Lichterlöschen.

Am Dienstagabend hat der Bundesrat neue nationale Corona-Massnahmen präsentiert. Dabei schlägt er vor, dass unter anderem Restaurants und Bars bereits um 19 Uhr schliessen sollen (zentralplus berichtete).

Nach diesen Ankündigungen verbrachte der Vorstand von Gastro Region Luzern eine schlaflose Nacht, wie er in einem offenen Brief mitteilt. Man sei schockiert über die Pläne des Bundesrates. «Ob man noch bis 19.00 Uhr offen haben kann und am Sonntag geschlossen, macht für die meisten von uns keinen Unterschied mehr, als würde man gleich ganz schliessen», schreiben sie.

Wichtige Einnahmen fallen weg

Gegenüber zentralplus sagt Patrick Grinschgl, Präsident Gastro Region Luzern: «Je nach Betrieb macht der Abend bis zu 75 Prozent des Umsatzes aus.» Diese wichtigen Einnahmen würden mit den neuen Massnahmen wegfallen.

Der Vorstand glaube auch nicht, dass der Ausfall des Abends mit mehr Kundschaft am Mittag kompensiert werden kann. «Wie soll man am Mittag noch etwas verdienen, wenn Homeoffice ein Muss ist und die Leute angehalten werden, eben zu Hause zu bleiben», heisst es weiter.

Fehlende Unterstützung

Gasto Region Luzern fühlt sich alleine gelassen. «Ausser Kurzarbeitsentschädigung läuft in der Schweiz und somit auch im Kanton Luzern nichts. Keine Mietentschädigung, aus dem Härtefallfonds gibt es nichts für Gastronomen, welche diesen Sommer erfolgreich waren, und auch gewisse Versicherungen sperren noch immer, wie soll das gehen?»

Forderungen von Gastro Luzern

Der Wirteverband der Stadt Luzern und umliegender Gemeinden fordert vom Bund entweder weniger strenge Massnahmen oder aber eine grössere finanzielle Unterstützung. «Der Staat kann schliessen, was er will, er soll es einfach entschädigen.»

Denn Kurzarbeit alleine helfe den Gastronomen nicht über die Runden. Es bräuchte bei Fortbestehen der Kurzarbeitsentschädigung mindestens 30 Prozent des Vorjahresumsatzes, egal ob tagsüber geöffnet oder geschlossen. Der Verband fordert deshalb: Es sollten auch weniger strenge Massnahmen geprüft werden, wie etwa eine Sperrstunde erst ab 21 Uhr oder die Möglichkeit, dass Restaurants am Sonntag offen haben dürfen.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


3 Kommentare
  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 09.12.2020, 13:36 Uhr

    Darübr kann man selbstverständlich geteilter Meinung sein. Dennoch gebe ich der gesamten Gastrobranche zu bedenken, dass während des ganzen Sommer’s kein einziger Gastrobetrieb in der Stadt Luzern die geforderten Massnahmen durchsetzte. Die Beizen waren voll, man sass dicht gedrängt Draussen. Nicht selten beobachtete ich auch jetzt, dass die Gaststuben gut gefüllt waren und die Abstände nicht eingehalten worden sind. Die Kundschaft aus der Romandie hat man auch sehr gerne genommen, obwohl viele aus den so genannten Hotspots in die Zentralschweiz reisten.
    Eine etwas reflektierte Reaktion würde der Branche – bei allem Verständnis – gut tun. Die Branche und die Bevölkerung hatten während des Sommer die Möglichkeit grossen Einfluss zu nehmen. In der Nachbetrachtung vielleicht auch falsch, dass der Bund die Verantwortung den Kantonen übergab. Es wäre nur anständig, wenn sich Patrick Grinschgl, Präsident Gastro Region Luzern, diesbezüglich mit Herr Regierungsrat Guido Graf in Verbindung setzen würde.
    Die Gesamtsituation ist unschön und nicht zufriedenstellend. Dazu kommen die verwirrten Skeptiker und solche, die alles für erfunden halten.
    Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Wollen wir nun endlich alles dafür tun, eine dritte Welle zu verhindern oder setzen wir weiter auf Eigenverantwortung und Egoismus? Als Gesellschaft haben wir die Verantwortung die Schwächsten und Ärmsten zu schützen. Tun wir das tatsächlich?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Andreas Peter
      Andreas Peter, 09.12.2020, 15:22 Uhr

      @CScherrer: Den ersten Teil ihres Beitrags kann man ja noch gelten lassen, aber die «Schwächsten» (sprich die Alten) schützt man, indem man diese besonders [sic] schützt und nicht, indem man die Wirtschaft gegen die Wand fährt. Mit «Egoismus» hat das nichts zu tun.
      Und die «Ärmsten» erzeugt man erst, durch diese Massnahmen.
      Gerade in der Gastronomie sind viele Beschäftigte, die wohl nicht auf Rosen gebettet sind und die so arbeitslos werden.
      Statt Moralinpunkte sammeln zu wollen, sollten Sie vielleicht etwas systemischer denken?

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von CScherrer
      CScherrer, 09.12.2020, 18:25 Uhr

      @Andreas Peter: Einverstanden! Und warum denkt die Gastronomie nicht systemisch, wie Sie es formulieren?

      👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon