Lustige Abfalleimer sollen Zuger Littering-Problem lösen
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Littering und Lärm sind in Zug ein bekanntes Problem. Die bisherigen Versuche, dieses zu lösen, blieben erfolglos. Darum fordert die Zuger FDP mehr Kreativität von der Stadt.
Besonders im Sommer taucht das Littering-Problem in Schweizer Städten immer wieder auf. Zug ist da keine Ausnahme. Die Seepromenade ist am Wochenende ein beliebter Treffpunkt bei Jugendlichen.
Nicht alle von ihnen nehmen es gleich genau mit der Abfallentsorgung. Auch das Thema Nachtruhe scheint manche kaum zu interessieren. Die Nachtschwärmer verursachen unnötigen Lärm und hinterlassen Abfallberge, die am nächsten Morgen die Mitarbeiter der Stadt wegwischen müssen.
FDP fordert Kreativität beim Abfallsammeln
Das Thema ist längst im Zuger Stadthaus angekommen. Nur tut sich der Stadtrat schwer, griffige Massnahmen auszuarbeiten. Im vergangenen Jahr antwortete die Regierung auf eine Interpellation der FDP-Politikerin Laurence Uttinger, dass eine Aufstockung der Patrouillen eine Möglichkeit wäre, um das Problem in den Griff zu bekommen (zentralplus berichtete). Auch ein Alkoholverbot für gewisse Zonen stellte der Stadtrat in den Raum. Für Uttinger waren diese Antworten jedoch ungenügend. Gegenüber zentralplus sprach sie gar von einer «Kapitulation des Stadtrates» und versprach, am Thema dranzubleiben (zentralplus berichtete).
«Wir haben uns mit Polizei und Stadtverwaltung selbst ein Bild von der Situation gemacht und eine gewisse Ratlosigkeit und Konsternation festgestellt.»
Etienne Schumpf, FDP-Gemeinderat Stadt Zug
Tatsächlich greift die FDP das Thema nun wieder auf. Nach wie vor fordert die Partei vom Stadtrat Massnahmen, um Lärm und Littering beizukommen. Doch von konventionellen Massnahmen wie einer erhöhten Polizeipräsenz will die FDP nichts wissen. Stattdessen fordert sie den Stadtrat auf, «neue Wege zu gehen und Outside-the-Box» zu denken. Sprich: Die FDP fordert von der Stadt mehr Kreativität.
FDP-Gemeinderat und Stadtratskandidat Etienne Schumpf erklärt: «Wir haben uns am Lärm- und Littering-Roundtable mit Polizei und Stadtverwaltung selbst ein Bild von der Situation gemacht und haben eine gewisse Ratlosigkeit und Konsternation festgestellt.» Die Stadt setze bei diesem Thema immer noch vor allem auf Polizeipräsenz: «Deren Einsatz und Präsenz löst aber das Problem nicht und kann nur sehr punktuell zu einer Beruhigung beitragen.»
Als Denkanstoss hat die FDP in ihrer Motion gleich zwei Beispiele angefügt: Abfalleimer in Form von Basketballkörben. Und ein Ampelsystem, das den Lärm misst und bei zu viel Lärm auf Rot schaltet. «Der lustige Weg, um Lärm im Klassenzimmer zu reduzieren», heisst es dazu auf der entsprechenden Website.
«Der Erfolg solcher Kampagnen ist nicht messbar.»
Thomas Schmid, Leiter Strasseninspektorat Luzern
Luzern hat Erfahrung mit lustigen Abfalleimern
Zur Inspiration würde sich für die Stadt Zug ein Blick über die Kantonsgrenze hinaus anbieten. Denn die Stadt Luzern hat bereits vor zehn Jahren vorgemacht, was die FDP fordert. Mit einer spielerischen Kampagne hat die Stadt zwischen 2011 und 2013 auf das Abfallproblem aufmerksam gemacht. Die simple Botschaft: «Es ist spielend einfach, Abfall im Abfalleimer zu entsorgen.»
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Ob die Massnahme ihr Ziel erfüllt hat? Zehn Jahre später weiss das beim zuständigen Strasseninspektorat niemand mehr. Thomas Schmid, Leiter des Strasseninspektorats, ist aber überzeugt von solchen Kampagnen. «Kurzfristig können die Leute so sensibilisiert werden. Und mit wiederholten Kampagnen gelingt es, dass die Menschen langfristig ihr Verhalten ändern und sich bewusster mit dem Thema Abfall auseinandersetzen. Steter Tropfen höhlt den Stein.» Schmid ergänzt: «Diskussionen um Plastikverbote oder Mehrweggeschirr in unserer Gesellschaft helfen auch, die Sensibilität für eine saubere Stadt und gegen Littering zu erhöhen.»
Doch er muss zugleich einräumen: «Der Erfolg solcher Kampagnen ist nur schwer messbar.» Das Strasseninspektorat habe über die Jahre eher eine Zunahme von Littering beobachtet. «Doch man muss auch sehen, dass sich zunehmend mehr Menschen länger im öffentlichen Raum aufhalten, was unweigerlich mehr Littering nach sich zieht.» Und ob die Situation ohne die Kampagnen anders aussähe, könne nicht abschliessend beurteilt werden.
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Der Leiter des Strasseninspektorats bleibt dabei, dass solche spielerischen und positiven Massnahmen mehr erreichen als Trotz-Reaktionen: «Wir werden nicht den gesamten Abfall auf einen Haufen rechen und der Bevölkerung sagen ‹Hier, das ist alles eurer Abfall›, wie das in anderen Städten auch schon gemacht wurde.»
Andere Städte machen vor, wie es geht
Luzern ist übrigens nicht die erste Stadt, die bei der Abfallbekämpfung kreative Wege eingeschlagen hat. In Kopenhagen säumen schräg gestellte Abfalleimer die Velowege, damit vorbeiradelnde Velofahrer ihr Ziel einfacher treffen. Die Stadt Wien setzt auf eine lustige Plakatkampagne im Kampf gegen Hundekot im öffentlichen Raum.
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Noch weiter geht ein Freizeitpark in Frankreich: Im Park «Puy du Fou» in Westfrankreich wurden sechs Krähen dressiert, die viermal pro Woche den Müll im Park einsammeln. Wie der Parkchef sagt, könne eine Krähe innerhalb von 45 Minuten einen ganzen Kübel mit Müll füllen.
Zurück nach Zug: Ob Basketballkörbe, Krähen oder Plakate – FDP-Gemeinderat Schumpf hofft jetzt auf die Kreativität des Stadtrats: «Die aufgezeigten Massnahmen sollen den zuständigen Stadtrat inspirieren, das Lärm- und Litteringproblem als machbare Herausforderung und nicht unlösbares Problem zu sehen.»
Dass der Erfolg solcher Massnahmen schwierig abzuschätzen ist, ist Schumpf bewusst. Den Stillstand in der Abfall-Diskussion will er aber nicht mehr länger hinnehmen: «Wer nichts Neues wagt, gewinnt nichts.»
- Telefonat mit Thomas Schmid
- Schriftlicher Austausch mit Etienne Schumpf
- Motion der FDP
- Medienmitteilung Stadt Luzern zur Abfallkampagne
- Broschüre der Stadt Leipzig
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