Littering im Zuger Wald: Ranger sollen Jagd auf Güsel-Sünder machen
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie bleibt in den Wäldern im Kanton Zug mehr Abfall liegen. Im Verdacht stehen feierlustige junge Erwachsene. Ginge es nach den Waldeigentümern sollten sie künftig von «Rangern» sensibilisiert und zu mehr Ordnung ermahnt werden.
Das Freizeitverhalten der Zugerinnen hat sich mit der Schliessung von Restaurants, Clubs und Fitnesscentern zusehends ins Freie verlagert. Diesen Trend bekommen auch Zugs Wälder zu spüren. Sie verzeichnen seit der Pandemie deutlich mehr Besucher als zuvor, wie Urban Keiser und Ruedi Bachmann von der Korporation Zug feststellen.
Als Präsident und Betriebsleiter Forst sind sie für rund 1'000 Hektaren Zuger Wald zuständig. An und für sich freue sie das gesteigerte Interesse am durch sie bewirtschafteten Naherholungsgebiet. Nur: Während der Pandemie haben sich auch die Regelverstösse gehäuft. Immer mehr Mountainbiker ziehen abseits der erlaubten Wege ihre Bahnen und auch Wildcamper sind vermehrt zu beobachten.
Am meisten haben Keiser und Bachmann aber mit dem Littering-Problem zu kämpfen. Mit den Besuchern ist auch die hinterlassene Abfallmenge gestiegen. Für Flora, Fauna und Tiere im Wald sei es deshalb wichtig, dass möglichst bald etwas gegen dieses Problem unternommen werde.
Hotspots sind die Feuerstellen
Dass sich das Problem unsachgemässer Entsorgung von Abfällen im Kanton Zug mit der Pandemie verschärft hat, ist nicht neu. Bereits im April haben Kanton, Gemeinden und Zeba (Zweckverband der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen) die Anti-Littering-Kampagne «Zug blibt suuber» reaktiviert (zentralplus berichtete). Neuralgische Punkte wie der Zuger Alpenquai oder der Chamer Hirsgarten wurden mit zusätzlichen Müllcontainern ausgestattet.
Im Zuger Wald sind es vor allem die Feuerstellen, die den Waldeigentümern Sorge bereiten. Hotspots innerhalb des Gebiets der Korporation Zug sind laut Urban Keiser der Kinderspielplatz Schattwäldli und der Rastplatz Oberboden/Schönegg auf dem Zugerberg. Dort würden an den Wochenenden regelmässig Partys gefeiert, sagt er. Übrig bleiben Bier- und andere Flaschen alkoholischer Getränke, eine Menge Müll – und das Unverständnis der Waldeigentümer beziehungsweise -bewirtschafter.
Wie die Axt im Walde
Mit Blick auf die Abfall-Art liegt für Ruedi Bachmann und Urban Keiser der Verdacht nahe, dass es sich bei den Abfallsündern vor allem um junge Erwachsene handelt. Selbstverständlich seien auch sie willkommen. Voraussetzung sei allerdings, dass sie sich nicht wie die Axt im Walde benehmen würden.
Ruedi Bachmann, der auch als Geschäftsführer von WaldZug, dem «Verband der Waldeigentümer», amtet, sagt: «Mich stört vor allem der fehlende Anstand im Umgang mit dem Eigentum der Waldeigentümer und damit auch mit Pflanzen und Tieren.» Ausserdem verwundere ihn die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Abfall liegen gelassen und den zuständigen Waldarbeitern überlassen werde.
Sensibilisierung ist notwendig
Um dem Littering-Problem beizukommen, setzen die Waldeigentümer auf die Sensibilisierung der Waldbesucher. Ruedi Bachmann hat für die Korporation Zug extra Plakate gemacht und aufgestellt, die an den Ordnungssinn der Waldbesucher appellieren. Ob diese Massnahme etwas ändere, müsse man sehen. «Bis jetzt werden die grossen Fässer, welche die Stadt zusätzlich an den Hotspots platziert hat, zu wenig benutzt», so der Betriebsleiter Forst.
Der Verband der Waldeigentümer möchte deshalb einen Schritt weiter gehen. In einem Brief hat er sich kürzlich an den Regierungsrat gewandt und mit Nachdruck Unterstützung durch den Kanton verlangt. Gefordert werden finanzielle und personelle Ressourcen, die es ermöglichen, «Ranger» im Zuger Wald einzusetzen. Ihr Auftrag wäre es, Feierlustige, Mountainbiker und andere Waldbesucher an Wochenenden und anderen stark frequentierten Tagen auf das korrekte Verhalten im Wald aufmerksam zu machen.
«Mich stört vor allem der fehlende Anstand im Umgang mit dem Eigentum der Waldeigentümer.»
Ruedi Bachmann, Geschäftsführer von WaldZug
In einem Pilotversuch patrouillierte eine solche Waldaufsicht schon im letzten Jahr. Die Rückmeldungen fielen laut Amt für Wald und Wild mehrheitlich positiv aus. Allerdings läuft der 2021 verlängerte Beitrag aus dem Covid19-Kredit Ende Juni aus. Die Anliegen von WaldZug würden derzeit geprüft, lässt der zuständige Regierungsrat Andreas Hostettler verlauten.
Abfallentsorgung ist Erziehungssache
Urban Keiser, der Präsident der Korporation Zug, betrachtet den Lösungsansatz mit Skepsis. «Wir sind etwas ratlos», gibt er zu. Für ihn ist zwar klar, dass die Pandemie und die damit verbundenen Massnahmen das Littering-Problem im Zuger Wald zusätzlich verschärft haben. In erster Linie seien fehlender Ordnungssinn und Anstand aber eine Frage der Erziehung. Angesprochen werden müssten die Eltern, ist Keiser überzeugt. Die Jungen seien da eher resistent.