Ein neues Quartier entsteht

Landis&Gyr-Areal : Was auch immer passiert, den «Freiruum» wollen die Zuger nicht missen

Das Areal, wo einst die Landis & Gyr stand, soll zu einem lebendigen neuen Stadtteil werden. (Bild: zvg Salewski & Kretz)

Auf dem L&G-Areal wird dereinst gearbeitet, gewohnt und konsumiert. Bis Freitag konnten die Zugerinnen ihre Ideen dazu einbringen, wie das neue Quartier gestaltet werden soll. Die Wünsche sind vielseitig und urban – aber auch überraschend.

Beim Landis&Gyr-Areal in Zug liegt noch einiges an Potenzial verborgen. Entwicklungen, wie wir sie aktuell etwa mit dem florierenden «Freiruum» und dem Pop-up-Museum Modi erleben, sollen noch stärker gefördert werden. Im Rahmen eines Studienauftrages haben deshalb fünf Architekturbüros städtebauliche Gesamtkonzepte für die Gestaltung eines belebten Stadtquartiers geschaffen. Die Auftraggeber: Alfred Müller Immobilien, die Credit Suisse, SBB Immobilien und weitere.

Das Ziel: Eine Mischung aus Gewerbe, Wohnungen, eine vielfältige Gastronomie und Dienstleistung. Auch soll die Gestaltung des Aussenraums stark gewichtet werden.

Als Favorit auserkoren hat das Beurteilungsgremium das Konzept des Zürcher Architekturbüros Salewski & Kretz. Gemäss diesem soll ein urbanes Quartier mit Strahlkraft entstehen, eines, das seiner Geschichte mit dem Erhalt der noch bestehenden industriellen Bauten gerecht wird. Dadurch entstehe «historische Tiefe, die postindustriellen Charme mit neuen Architekturen verbindet und eine einmalige Adressbildung innerhalb des Areals ermöglicht», so das Konzept. Das Büro spricht von einer «Familie von Orten», die geschaffen werden.

Zuger beteiligen sich mit Wonne

Noch steckt die Entwicklung des Landis&Gyr-Areals in den Kinderschuhen. Ein Glück für die Bevölkerung, die nun, bereits zu Beginn, mitreden kann. Vom 2. bis 23. Oktober konnten sich Zugerinnen mittels Online-Dialogplattform beteiligen. Die Ergebnisse sollen ins künftige Nutzungskonzept einfliessen.

Hochhäuser, kleine Cafés, Miniwohnungen. Das wünschen sich Zuger hier. (Bild: zvg)

Ihre Wünsche kundtun konnten die Zugerinnen in sieben verschiedenen Sparten, wobei sie insbesondere bei Themen wie Kultur, Essen, Aussengestaltung und Wohnen eifrig mitwirkten. Und sie taten es mit Wonne.

Sommerkino und Wochenmarkt?

Unter der Rubrik «Sinnesräume» wünscht sich der Nutzer Zappa ein niederschwelliges Kunst- und Kulturangebot für jedes Alter. Kultur soll erlebbar, anfassbar sein, «und nicht elitär weggesperrt in einem Museum». Ein Sommerkino oder Wochenmarkt wären für ihn sinnvolle Ergänzungen zum bestehenden «Freiruum». Auch weitere Stimmen wünschen sich einen «unkuratierten Kreativraum».

Dem widerspricht ein anonymer Gast, der etwas salopp findet: «Kunst braucht es nicht in einem zu grossen Ausmass, abgesehen von Dekorationen.» Mehrere User wünschen sich eine kleine Plattform, welche günstig und flexibel für Proben, Konzerte oder Ausstellungen genutzt werden könne.

Bitte keine Gastrokette

Betreffend «Genusswelten» wird der Ruf nach einem belebteren Areal laut. Einem, das im Sommer etwa Aussenbars oder Dachterrassenrestaurants beherbergt. «Bitte keine Gastrokette», fordert ausserdem jemand. Zudem soll Barzahlung möglich sein, fordert der Kritiker. Der «Freiruum» sei zwar prima, doch sei die «aufgezwungene bargeldlose Bezahlung» störend.

Die Nutzerin Niwi erklärt sich in ihrem Kommentar als Fan der bedienten Restaurants. Ein solches wünsche sie sich auf dem Areal, eines, «das auch ohne hippen Schniggschnaggfood punkten kann, sondern einfach weil das Essen fein ist, angemessen viel kostet und das Ambiente gemütlich ist».

Eine weitere Stimme wehrt sich gegen «Schickimicki» und schreibt zudem: «Bitte nichts Vergleichbares wie das Genuss Film Festival, das nur für eine elitäre Zuger Schicht erschwinglich ist.» Weiter werden internationale Wochen gewünscht, kleine Cafés, die auch am Wochenende geöffnet haben. Und jemand lechzt nach einem echten Irish Pub mit Livemusik.

Wir wünschen uns eine bezahlbare Wohnung in der Stadt, weil wir den Kontakt zu den jungen Leuten nicht missen wollen.»

Ein Nutzer der Plattform

Und was wünschen sich die Zuger in Sachen «Wohnträume»? Alles. «Es sollte ein breites Angebot an Wohnungen auf dem Areal geben. Von preisgünstigem Wohnungsbau bis zu teuren Wohnungen», fordert ein Gast. Ein älterer Herr, 70+, äussert sich rührend: «Wir wünschen uns eine bezahlbare Wohnung in der Stadt, weil wir den Kontakt zu den jungen Leuten nicht missen wollen.»

Mehr Massivholz statt «Copy/Paste von Betonklotz mit Betonplatz» erhofft sich ein User namens Flo, denn Baumaterialien sollten möglichst nachhaltig sein. Mehrmals wird zudem das Bedürfnis nach einem Generationenareal geäussert, in dem es Wohnraum für Jung und Alt gibt. Auch Kleinwohnungen und Alters-WGs sollen bei der Entwicklung eingeplant werden, findet ein «Anwohner».

Aussenbars und Dachterrassenrestaurants werden gewünscht. (Bild: zvg)

Nicht ohne den «Freiruum»

Das Dörfliche hinter sich zu lassen, ist für einen der Nutzer zentral. Er fordert: «Unbedingt verdichtet und hoch bauen. Es wäre schade, wenn dieses Zentrumsareal am Ende mit fünfgeschossigen Blöcken überbaut würde.»

Liest man alle Kommentare durch, wird klar: Hier, im Zentrum von Zug, ist Tollkühnes möglich. Ob die Investoren jedoch den Mut haben werden, aus dem ewigen «4,5-Zimmer-Wohnung auf 100 Quadratmetern»-Schema auszubrechen, wird sich wohl erst im Laufe der Planung zeigen.

Bei allen Inputs, Kritiken und Wünschen fällt insbesondere etwas auf. Das grosse Bedürfnis, das bestehende Angebot des «Freiruum» beizubehalten, wird immer und immer wieder genannt. Die Zwischennutzung, die eigentlich nur bis Ende 2023 geplant ist, ist vielen Zugern bereits schwer ans Herz gewachsen.

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