Regio-Produktion statt Raubbau

Korporation Zug will Zentralschweizern künftig mit fairer Holzkohle einheizen

Ein solcher Kohleofen wird künftig auf dem Zugerberg angeheizt. (Bild: PD)

Um das Holz aus den eigenen Wäldern verwerten zu können, setzt die Koproration Zug auf innovative Ideen. Sie will künftig hochwertige Grillkohle aus Zuger Holz für den lokalen Markt herstellen. Dafür ist die Anschaffung eines entsprechenden Ofens für die Verkohlung geplant.

Die Vorlagen für die Versammlung der Korporationsgenossen vom 21. Juni enthalten eine Überraschung. Beantragt wird vom Korporationsrat der Kauf einer sogenannten Kohleretorte für insgesamt 110’000 Franken. In solchen Öfen wird Holz bei hohen Temperaturen und unter Luftabschluss verkohlt.

Die Korporation kann so einen Teil des Holzes aus ihrem Forstbetrieb verwerten. In den über 1’000 Hektaren Wald in ihrem Besitz werden jährlich rund 8’500 Kubikmeter Holz geerntet. Davon kann nicht alles als hochwertiges Bau- oder Sägeholz verkauft werden. Ein grosser Teil wird zu Heizzwecken verbrannt oder gelangt in die Holz- und Papierindustrie. «Zu aktuell leider unbefriedigenden Preisen», wie es im Antrag an die Genossen heisst.

Kohle aus dubiosen Quellen

Als weiterer Grund für eine eigene Kohleproduktion werden Berichte über die zweifelhafte Herkunft der in der Schweiz vermarkteten Grillkohle genannt. Teilweise wird dafür Holz aus tropischen Wäldern verwendet, manchmal falsch oder nicht transparent deklariert, wie Umweltorganisationen kritisieren. Illegale Praktiken und Raubbau können in den Herkunftsländern zu Umweltzerstörungen führen. Im Jahr 2019 hat der WWF bei Detailhändlern getestet, die Holzkohle und Holzbriketts anbieten. Weniger als die Hälfte der Produkte war richtig deklariert.

Nur ein Prozent der hierzulande verkauften Holzkohle stammt laut dem Zuger Korporationsrat aus der Schweiz: «Die Korporation Zug beabsichtigt, eine hochwertige Grillkohle aus Zuger Holz für den lokalen Markt herzustellen», heisst es in der Vorlage. Aus etwa 260 Kubikmetern Holz sollen jährlich rund 40 Tonnen Grillkohle entstehen. Im September dürften der Verkohlungs-Ofen erstmals eingeheizt werden.

Eher für Pizzaöfen als für Balkongrills

Durch den Verkauf ergeben sich voraussichtlich Einnahmen von 130’000 Franken jährlich. Die Zuger Holzkohle soll vor allem an Pizzerien und andere Grossverbraucher verkauft werden, wie Korporationspräsident Urban Keiser auf Anfrage sagte. Der Vertrieb in kleinen Mengen wäre zu aufwändig. «Es wird sich zeigen, ob die Verbraucher bereit sind, für ein nachhaltiges, lokales Produkt einen höheren Preis zu bezahlen», so Urban Keiser weiter.

Die eigene Kohleproduktion bietet der Korporation weitere Vorteile. So kann die anfallende Abwärme ins Fernleitungsnetz abgegeben werden. Deshalb wird der Ofen beim Werkhof Vordergeissboden auf dem Zugerberg aufgestellt. Dort produziert die Korporation bereits Brennholz.

Interkantonale Zusammenarbeit

Völliges Neuland betritt die Korporation Zug nicht. Sie kann von den Erfahrungen der Oberallmeindkorporation Schwyz profitieren, die bereits Kohle herstellt. Die Produktion auf dem Zugerberg soll in enger Zusammenarbeit zwischen den beiden Waldeigentümerinnen erfolgen. Für Zug wird laut Urban Keiser ein anderes Ofenmodell als in Schwyz bestellt, weil sich das dortige nicht ganz bewährt hat.

Mit der Holzkohle aus nachhaltiger, lokaler Produktion können Zugerinnen und Zuger künftigen Grillsaisons mit gutem Gewissen entgegensehen.

Brennholzvorräte der Korporation Zug beim Werkhof Vordergeissboden: Künftig wird daraus auch Kohle gemacht. (Bild: Beat Holdener)

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