Zuger Neustadtpassage macht Take-Away Vorgaben

Keine Kunden nach 16 Uhr – doch der Laden darf nicht schliessen

Geschäftsführer Emanuel Schicker bei der Arbeit.

(Bild: sib)

Seit knapp einem halben Jahr setzt Emanuel Schicker in Zug mit seinem Take-away auf Essen, das man nur noch kurz im heissen Wasser erhitzen muss. Der Standort in der Neustadtpassage ist dabei Fluch und Segen zugleich. Obwohl am Abend keine Kunden mehr kommen, darf das Lokal nicht eher schliessen.

An der Wand hängt ein grosser Fernseher. Über den Bildschirm flimmert eine Kochsendung. Dazu stehen eine leere Popcornmaschine und Fässchen mit Proteinpulver im Raum. Take-aways, die sich gesunden, kalorienarmen Lebensmitteln verschrieben haben, verbindet man meist mit einer jungen, urbanen Kundschaft. Doch es geht auch anders.

Dies beweist der Take-away Schicker Fresh & Healthy in der Neustadtpassage in Zug. Bereits bei dessen Eröffnung vor knapp einem halben Jahr sagte Inhaber Emanuel Schicker, man wolle gezielt auch ältere Menschen ansprechen (zentralplus berichtete).

Die beste Lage, aber …

Obwohl der Take-away laut Schicker gut angelaufen sei, man finanziell durchkomme und auch einige Schwachstellen wie die Produktpräsentation behoben werden konnten – alles läuft noch nicht nach dem Gusto des jungen Unternehmens.

«Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, so lange geöffnet zu haben.»

Emanuel Schicker

Einerseits ist die Lage am Ende der Neustadtpassage ein Segen. «Es ist die beste Lage, welche wir in Zug bekommen konnten. Wir haben sehr viel Laufkundschaft», erzählt Schicker. Entsprechend sei ein Verkauf der Ladenfläche kein Thema, obwohl er immer wieder danach gefragt werde.

Doch auf der anderen Seite verpflichtet die Neustadtpassage auch. Und zwar in Bezug auf die Öffnungszeiten. Während ähnliche Take-aways in Zug wie «Dean & David» oder «Berta» spätestens um 16 Uhr die Tür schliessen, ist man in der Neustadtpassage dazu verpflichtet, bis 18.30 geöffnet zu haben. Hinzu kommt der donnerstägliche Abendverkauf bis 20 Uhr.

Tote Hose am Abend

«Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, so lange geöffnet zu haben, denn wir leben vom Mittagsgeschäft», sagt Schicker. Ein Augenschein am Donnerstagabend bestätigt dies. Die einzige anwesende Person sitzt an der Bar und ist am Handy. Es ist der Schicker-Mitarbeiter.

Emanuel Schicker war sich im Vorfeld bewusst, dass er bei den Öffnungszeiten keine lange Leine geniessen würde. Trotz dieser Hypothek und der vergleichsweise hohen Miete, überwogen die Vorteile des Standorts.

Freilich muss sich Emanuel Schicker nicht zwingend mit dem Schicksal der langen Öffnungszeiten abfinden. Denn auch Coop hat für die Neustadtpassage die Öffnungszeiten ändern können.

Während dem Essen kann man sich gleich noch eine Kochsendung ansehen.

Während dem Essen kann man sich gleich noch eine Kochsendung ansehen.

(Bild: sib)

Beantragt man eine Änderung der Öffnungszeiten, muss dies von einer Mehrheit der Geschäfte in der Neustadtpassage abgenickt werden. «Ziel ist es, dass wir künftig um 16 Uhr schliessen können», sagt der gelernte Koch.

Barhocker reichen nicht

Im Winter setze sich eben auch niemand draussen hin. Und drinnen gibt es zwar Barhocker, jedoch keine «normalen» Stühle oder Tische. Dies würden sich laut Schicker ältere Kunden jedoch wünschen. Diese bevorzugen ihre Stammlokale «Treichler» oder «Strickler». «Doch wir sind kein Gastronomiebetrieb, sondern ein Take-away», so Schicker.

Da nicht bloss am Abend tote Hose herrscht, sondern auch über die Weihnachtstage, hofft Schicker, künftig über die Festtage schliessen zu können – doch auch dies muss erst bewilligt werden.

Vakuumiert war gestern

Unter den Stammkunden befänden sich viele Hausfrauen, welche sich ihr Mittagsmenü bei Schicker holen kommen, so der 29-Jährige. Die Quick Bags mit dem fertig gekochten Essen muss man bloss ein paar Minuten ins heisses Wasser geben. Diese seien denn auch der Verkaufsschlager.

Im Vergleich zu den Anfangszeiten sind die Beutel inzwischen einladender gestaltet. Vakuumierte Lebensmittel sucht man nun vergeblich. Dafür stehen mittlerweile Suppen im Angebot und es gibt ein Salatbuffet.

Das Konzept, dass man sich das Menü selbst zusammenstellen kann, musste zu Beginn den Kunden jeweils erklärt werden. «Inzwischen kennen es die Leute langsam», so Schicker. «Zudem sind wir an der Produktion eines Videos, damit das Ganze noch selbsterklärender wird.»

Spitex als Kunde?

Dem Baarer gehen die Ideen nicht aus. So steht Schicker in Verhandlung mit zwei Spitex-Unternehmen. Ziel ist es, die Unternehmen mit Mittagsportionen zu beliefern. Um das Essen zu den Spitex-Kunden selbst zu fahren, fehlen (noch) die Kapazitäten. Schicker ist ein fünfköpfiger Betrieb.

So sahen die Verpackungen zu Beginn (rechts) im Vergleich zu heute aus.

So sahen die Verpackungen zu Beginn (rechts) im Vergleich zu heute aus.

(Bild: Montage zentralplus)

Die Expansion ist trotzdem schon angelaufen. Ein Unternehmen in Cham beliefere man bereits zweimal pro Woche mit Menüs. Neben der Spitex sollen weitere Firmen folgen.

Brummt der Schicker-Motor erst mal, kann sich der Geschäftsführer vorstellen, nach dem Einbau einer Lüftung direkt vor Ort zu produzieren. Denn gekocht wird aktuell nicht in Zug, sondern in Baar. Auch ein Franchising-Konzept liege in der Schublade. «Jedoch wird dies erst konkret, wenn unser Betrieb die Kinderkrankheiten ausgemerzt hat», erzählt Schicker.

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