Velo-Demo in Luzern

Klima-Aktivistin Milena Hess: «Wir wollen eine Zukunft!»

Aktivistin Milena Hess (Mitte) und ihre beiden Mitstreiter rufen zu friedlichem Handeln auf. (Bild: cbu)

Am Freitag wurden in der ganzen Schweiz Demonstrationen gegen den Klimawandel abgehalten. Auch in Luzern. Rund 200 Demonstranten fanden sich zur Velo-Demo auf dem Theaterplatz ein.

«Wir halten es nicht mehr aus, zuzuschauen, wie unser Planet zerstört wird», schreiben die Aktivisten von Klimastreik Zentralschweiz auf ihrer Website. Die Aktivistin Danielle Verhelst (19) kritisiert in einer Medienmitteilung: «In den letzten eineinhalb Jahren streikten hundertausende Menschen in der Schweiz, doch die Schweizer Politik hat bis heute keine ausreichenden Massnahmen gegen die Klimakrise unternommen. Die institutionelle Politik versagt.»

Aus diesem Grund fand am Freitag eine Velo-Demo in Luzern statt. Sie war Teil einer schweizweiten Aktion, die in insgesamt 18 Städten durchgeführt wurde. Die Idee der Velo-Demo: Mit dem Fahrrad durch die City radeln und auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen. Dass dabei der Strassenverkehr ausgebremst wird, war für die Aktivisten ein durchaus geplanter Nebeneffekt.

Mit bunten Schildern gegen den Status Quo

Die Demo in Luzern startete auf dem Theaterplatz. «Wir zeigen laut, bunt und fröhlich, dass wir nicht aufgeben», heisst es auf der Website weiter. Als wir pünktlich um 18:30 Uhr vor Ort eintrafen, war es jedoch noch nicht ganz so laut. Eine bunt gemischte Menschentraube stand mit ihren Fahrrädern brav da und plauderte miteinander. Etwas abseits beobachteten zwei Velo-Polizisten das friedliche Treiben. Wir schauten uns um, bestaunten die bunten Plakate. «System Change - not Climate Change» stand auf einem Transparent, «It's the Climate CO2untdown» auf einem anderen.

Und weil man schon einmal da ist, nutzten einige der Teilnehmer die Gelegenheit, um noch gegen andere Anliegen zu demonstrieren. Zwischen den bunten Klimaveränderungen-Flaggen und Schildern fanden sich auch zahlreiche Spange NOrd und Kampfjet-Nein Sujets.

Die Minuten verstrichen und nach und nach trudelten mehr Leute ein. Familien mit Kindern wie auch Senioren. Sphärische Musik schallte aus einem Lautsprecher über den Platz. «Geisterbahnmusik mit viel Theremin», witzelte ein Mann zu seinem Kollegen. Man wartete weiter geduldig auf den Startschuss. Zumindest die meisten. «Geht das mal los?» fragte sich ein älterer Herr, der an sein Fahrrad lehnte und auf die Uhr sah. Es war 18.47 Uhr.

«Wir wollen eine Zukunft!»

Knapp fünf Minuten später ging es dann los: Die junge Klimaaktivistin Milena Hess (19) und zwei weitere Mitstreiter hielten eine kurze Ansprache, begrüssten erfreut die zahlreich erschienenen Leute. «Wir demonstrieren, weil die Politik nicht schnell genug reagiert», erklärt der junge Mann am Megafon. Dann übernimmt Hess: «Heute zeigen wir, dass wir nicht einfach stumm daneben stehen werden, während die Klimakrise sich mehr und mehr verschlimmert. Wir wollen eine Zukunft!»

Später erklärt sie die Regeln für die mittlerweile rund 200 Demonstranten: Vermummungsverbot, Masken sind erlaubt («So ein Witz!» ruft einer dazwischen), trotz Bewilligung durch die Polizei habe man sich an die Verkehrsregeln grösstenteils zu halten.

Strecke durch ganz Luzern

«Wir fahren nicht zu schnell, damit es keine Unfälle gibt – und wir den Verkehr so lange wie möglich aufhalten», rief Hess weiter durchs Megafon und erntete Applaus. Dann erklärte sie die Route. Sie sei «sehr, sehr lang und wahnsinnig cool». Sie führte quer durch die Stadt. Vom Theaterplatz zum Maihof, dann an die Reuss und durch die Baselstrasse zum Pilatusplatz, weiter zum Bundesplatz und über den Bahnhofsplatz zum Zielpunkt beim Vögeligärtli. Wieder Applaus. Kurz darauf sattelt der ganze Tross auf und zieht los zur Seebrücke, klingelnd, hupend und jubelnd.

Die Velo-Demo war eine von zwei bewilligten Anlässen in Luzern. Die nächste Demonstration findet am Samstag, 5. September unter dem Motto «Jetzt! Ein solidarischer und ökologischer Neustart» statt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Tobias Mueller
    Tobias Mueller, 05.09.2020, 00:28 Uhr

    Mir sind eklatante Schreibfehler auf diesen Schildern in der Bilderreihe aufgefallen – sowohl in englischer wie auch deutscher Sprache. Das soll nicht Kritik an Demo selber sein, sondern Besorgnis über die schulischen Prioritäten ausdrücken, welche diese jungen Erwachsenen erfahren haben.

    Für die Problemlösung selber hätte ich für Milena Hess und ihre Mitstreiter*Innen eine praktische Denkaufgabe auf Lager: Dokumentiert für eines des von Euch verwendeten Megaphone den Produktsionsverlauf (inklusive der Resourcengewinnung und der Versorgungungskette) sowie die Distribution danach bis zum Detailhandel – oder alternativ zum Onlinehandel und folgender Lieferung. Wieviele Kilometer hat das Gerät hinter sich gebracht, bevor es sich in Euren Händen fand? Welche Transportmittel und Treibstoffe wurden für den gesamten Prozess verwendet? Welche Industriesektoren (Ihr könnt hier MSCI-Definitionen anwenden) waren involviert? Welche bestehenden Abkommen, Verträge und Bestimmungen wurden insgesamt tangiert, haben in anderen Worten die Produktion, Erstehung und Benutzung des Megaphons überhaupt möglich gemacht?

    Wenn Ihr diese Aufgabe in Gänze gelöst habt, stellt Euch folgende zwei Fragen: Wie lange dauert die praktisch anwendbare Reformierung des nun beschriebenen Gesamtprozesses unter voller Berücksichtigung Eurer «Emission Zero»-Forderungen? Und welche Hürden muss die von Euch angeprangerte institutionelle Politik hierbei überwinden?

    Meldet Euch bei mir, falls Ihr Hilfe braucht, denn ich nehme das Anliegen tatsächlich ernst, und Ihr verdient es, das Problem umfassend zu verstehen. Die obige Aufgabe hätte Euch spätestens in der letzten Oberstufe dargelegt werden sollen.

    Einen Teil der Lösung offenbare ich bereits hier: Wie auch immer eine praktikable Antwort ausfällt, ein Megaphon wird sich nebst vielen anderen Dingen keine*r von Euch mehr leisten können.

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