Sirenentest: Wozu braucht es das?

In Luzern heulten die Sirenen – in Hawaii die Handys

Testeten eine mobile Sirene in Emmen: Die beiden Offiziere Michael Busch und Patrik Buholzer von der Feuerwehr Emmen.

(Bild: ida)

Schweizweit wurden am Mittwoch die Sirenen auf ihre Funktion hin überprüft. In den letzten Jahren kam es wiederholt zu Fehlalarmen. Ist die Alarmierung der Bevölkerung durch Sirenen zu Zeiten von Smartphone und Co. überhaupt noch zeitgemäss? Wir waren in Emmen dabei.

Die Sirenen heulen, so dass es einem durch Mark und Bein fährt. Wir schreiben den ersten Mittwoch im Monat Februar – alljähriger Sirenentesttag.

Der 42-jährige Michael Busch und der 34-jährige Patrik Buholzer, «Stützpunktoffiziers-Kameraden» der Feuerwehr Emmen, installierten zuvor eine mobile Sirene auf dem Dach eines Autos. Dies, nachdem sie die letzten Anweisungen des Feuerwehr Kommandanten Patrik Müller entgegennahmen. Aufgaben und Routen wurden zugeteilt. Während Patrik Buholzer hinter dem Lenkrad sitzt, vergewissert sich Michael Busch nach der Route, die sie abfahren und kontrollieren müssen.

Die beiden Offiziere fahren ab 13.30 Uhr übers Feld, klappern Höfe ab und fahren die Strecke rund um die Gebiete Schönbühl, Neuhof und oberes Ehrlen ab. Die Sirene heult.

Nach einer knappen Viertelstunde fährt das Auto zum Feuerwehrgebäude in Emmen zurück. Nun wird die stationäre Sirene, die am Feuerwehrgebäude selbst angebracht ist, überprüft. Der Countdown läuft: Sekundengenau wird um 13.50 Uhr die Sirene mit einem Schlüssel zum Heulen gebracht.

Kantonspolizei bringt in der Regel die Sirenen zum Heulen

In einem Ernstfall werden die Sirenen durch die Kantonspolizei Luzern aktiviert. Diese haben rund um die Uhr Zugang zu den Sirenensystemen, erklärt Feuerwehr-Kommandant Patrik Müller.

Der Zivilschutz Emme betreibt zusammen mit den örtlichen Feuerwehren 58 stationäre Sirenen in 30 Gemeinden. Die Feuerwehr Emmen kontrollierte beim Sirenentest vom Mittwoch die Funktionstüchtigkeit der Sirenen – insbesondere von neu installierten Sirenen an Gebäuden. Zudem machten sich Offiziere, die mit einer mobilen Sirene unterwegs waren, mit der Route vertraut und überprüften den Schallradius einzelner Sirenen.

Mobile Sirenen kommen in denjenigen Gebieten zum Einsatz, in denen keine stationäre Sirenen installiert sind oder wenn diese ausser Betrieb sind.

Die Feuerwehr werde von der Polizei aufgeboten, sagt Feuerwehroffizier Michael Busch. In einem Kommandogespräch treffen die Offiziere gemeinsam mit der Polizei Entscheidungen, wie man weiter vorzugehen hat.

Bei einem Unfall eines Kraft- oder Chemiekernwerks sei es wichtig, die Wetterverhältnisse zu kontrollieren, so Michael Busch. Je nachdem, wo die Chemie-Wolke hinziehen wird, müssen noch weitere Gemeinden und die zugehörige Feuerwehr involviert werden.  «Die ganze Angelegenheit ist komplex. Und dafür, dass es so komplex ist, geht es relativ schnell», so Michael Busch.

Zahlreiche Fehlalarme der Sirenen – sind diese noch zeitgemäss?

Landesweit sind rund 7’200 Sirenen installiert. In den letzten Jahrzehnten kam es jedoch wiederholt zu Fehlalarmen. Zum einen können diese durch witterungsbedingte Beeinträchtigungen der Systeme erfolgen oder durch technische Störungen einer Anlage. Aber auch Auslösungen einer Sirene infolge eines Irrtums sind keine Seltenheit mehr.

Sirenenalarm – was tun in einem Ernstfall?

Bei einem allgemeinem Alarm bitte Radio hören, die Anweisungen befolgen und Nachbarn informieren. Bei einem Wasseralarm: Das Gebiet verlassen, den Radio einschalten und den Anweisungen folgen.

Die Frage stellt sich in den Raum: Sind Sirenensysteme überhaupt noch zeitgemäss? Besonders zu Zeiten, wo Push-Nachrichten auf dem Smartphone klarere und effizientere Informationen bei einer Katastrophe bringen können?

So hat in Hawaii Mitte Januar das örtliche Notfallsystem per SMS irrtümlicherweise vor einem unmittelbar bevorstehenden Raketenangriff gewarnt. Schuld daran war ein Mittarbeiter, der fälschlicherweise den Alarm ausgelöst hat.

«Es soll nicht nur ein Alarmierungssystem geben», so Kurt Münger, Kommunikationschef beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) gegenüber der «NZZ». «Der Alarm soll auf verschiedenen Kanälen erfolgen, die man auch im Alltag verwendet, um sich zu informieren.» So sei es wichtig, neue Kommunikationstechnologien miteinzubeziehen. Push-Nachrichten über eine Smartphone-App sollen Alarmsirenen ergänzen – jedoch nicht ersetzen. Ab Herbst 2018 soll die Bevölkerung zusätzlich direkt über eine App, via Alterswiss alarmiert und informiert werden, wie die Babs mitteilt. Jedoch habe eine Warnung durch Sirenen auch Vorteile: So zum Beispiel, wenn nach einem Erdbeben Handy- und Internetnetz lahm liegen würden.

Wer für das Heulen der Sirene verantwortlich sein könnte, sehen Sie in folgendem Video:

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