Unerwartete Begegnung mit Raubtier in Unterägeri

«Ich war sprachlos!» Diese Frau hat den Zuger Wolf gesehen

Die Zugerin ist sich sicher, einen Wolf gesehen zu haben. (Bild: zvg)

Hast du schon einmal einen Wolf aus der Nähe gesehen? Die Zugerin Svenja hat es. Und zwar nicht im Tierpark, sondern in freier Wildbahn. Sie schildert zentralplus ihre Begegnung mit dem Grossraubtier.

Was muss das für eine spannende Begegnung gewesen sein! Wohl einige Tierfreunde werden auf die Zugerin Svenja eifersüchtig, wenn sie diese Geschichte lesen. Denn Svenja hat diesen Mittwoch im Kanton Zug einen Wolf gesehen.

Aufgetaucht ist er vor ihr in der Gemeinde Unterägeri (zentralplus berichtete). Da sie die Wildhüter sofort informiert hatte, konnten diese auch an die Stelle ausrücken und mit ihren Untersuchungen beginnen. Allerdings war der Wolf anscheinend im «Tarnmodus». Die Experten konnten im ersten Moment keine eindeutigen Spuren sichern (zentralplus berichtete). Nun schildert Svenja ihre Begegnung gegenüber zentralplus.

«Das Tier stand weniger als 10 Meter vor mir auf der Strasse»

Svenja war am 27. April mit ihrem Auto von Unterägeri in Richtung Baar unterwegs. «Bei der Spinnerei Unterägeri fuhr ich um 21:10 Uhr unter der Überführung durch», schildert sie den Abend. Sie musste stark auf die Bremse treten, da plötzlich hinter der Ecke des Spinnereigebäudes ein Tier hervorrannte.

«Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass es ein Wolf war.»

Svenja

Svenja ist ein absoluter Wildtierfan und beobachtet regelmässig Tiere in der freien Wildbahn. «Da ich zu dieser Tageszeit an Füchse gewohnt bin, dachte ich in der ersten Sekunde auch an einen Fuchs.» Wenige Sekunden später war das Tier schon sehr nahe am Auto. «Das Tier stand weniger als 10 Meter vor mir auf der Strasse.»

Der vermeintliche Fuchs entpuppt sich als etwas anderes

In wenigen Metern Entfernung begegnete Svenja also dem Tier. «Da fiel mir die Grösse auf, dann die Fellart, die Färbung des Fells war grau/braun meliert, also gar nicht ähnlich wie bei einem Fuchs.» Die Tierfreundin hatte genügend Zeit, das Tier genau zu betrachten.

«Die Läufe waren sehr lang und drahtig und gegen die Pfoten hin sehr hell, der Bauch viel heller als die Rückenpartie […] der Kopf war eher hundeartig. Ebenfalls hatte er eine deutlich lange Schnauze.»

Auch als der Wolf den «Catwalk» auf der Strasse nutzte und sich vor Svenja in Bewegung zeigte, fiel ihr etwas auf: «Die Art und Weise, wie er agil und in langen, gemächlichen Schritten über die Strasse ging.»

Zuerst sprachlos, dann handeln

Der Wolf trottete gemütlich weiter über die Strasse und schaute zurück zu Svenja. «Dann verschwand er blitzschnell ins Tobel hinunter in Richtung Lorze und war nicht gross beeindruckt.» Für sie war diese Begegnung ein schönes, bleibendes Erlebnis. «Ich war sprachlos! Denn ich bin 100 Prozent sicher, dass es ein Wolf war.»

Als sich der Wolf sich verabschiedet hatte, handelte Svenja: «Ich habe zunächst den Schafbauern in der Nähe der Spinnererei informiert.» Dann informierte sie mit einem bestimmten Ziel die Behörden. «Ich wollte vermeiden, dass es zu einem Zwischenfall mit Schafen kommt, was dem Wolf sehr schaden würde.» 

Damit hat Svenja alles genau richtig gemacht. Das kann auch Martin Ziegler, Leiter des Amts für Wald und Wild des Kantons Zug bestätigen. Wer eine Sichtung machen kann, sollte zu Büroöffnungszeiten direkt den Wildhüter informieren.

Ausserhalb kannst du das via Polizeinummer tun. «Die Wildhut nimmt mit der Melderin, dem Melder Kontakt auf und versucht im Gespräch eine Einschätzung vorzunehmen, ob es sich um einen Wolf oder eventuell um ein anderes Tier gehandelt hat», erklärt Ziegler (zentralplus berichtete).

Das Erlebnis wird Svenja ein Leben lang bleiben

Wie die offiziellen Zahlen des Bundes zeigen: Der Wolf kommt zurück in die Schweiz. Die Anzahl der Tiere hat in den letzten Jahren klar zugenommen.

Unterdessen leben laut Pro Natura gegen 150 Wölfe in der Schweiz. Und wie es scheint, liebt mindestens einer davon den Kanton Zug. Svenja hofft, dass sich Meister Isegrim gut in die Natur integrieren kann. «Ich glaube an ein Zusammenleben von Mensch, Nutztier und Wolf. Deshalb fühlte ich mich verpflichtet, mich auf meine Weise für den Schutz der Nutztiere und somit dieses Wolfs starkzumachen.»

Svenja hofft, dass der Wolf ein Territorium findet, in welchem er sich wohlfühlt und gleichzeitig niemanden stört. Sie ist unterdessen nicht mehr alleine mit ihrer Sichtung. Laut Kanton Zug haben sich mehrere Personen gemeldet. Ein Warn-SMS an die Nutztierhalter wird erst verschickt, wenn der Kanton klare Beweise – also DNA, Kot, eindeutige Spuren oder einen Riss – sichern kann.

Verwendete Quellen
  • Kontakt mit Svenja
  • Lagebulletin Kanton Zug
  • Website Bundesamt für Umwelt
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit Martin Ziegler, Amt für Wald und Wild ZG

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 30.04.2022, 14:33 Uhr

    Ich habe in Tallin Bärentatzen, in Riga Elch und in Vilnius Biberschwanz gegessen. Ist jemand eifersüchtig?

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