Katze Luna wurde nicht einmal neun Monate alt. (Bild: zvg)
Eine junge Katze namens Luna wurde in Baar von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. Die Familie sucht Antworten. Derweil erklärt die Zuger Polizei, was jenen droht, die nach einem Unfall einfach weiterfahren.
Luna war ein spezielles Büsi. Abends wartete sie vor der Tür «ihrer» Wohnung in Baar, um die Familienmitglieder zu begrüssen. Abends legte sie sich in das Bett der Tochter von Rosa*.
Doch am 6. Januar kam Luna nicht mehr nach Hause. Nachdem sie die Familie in der Nacht nach draussen gelassen hatte, kehrte sie den ganzen Dreikönigstag nicht zurück. Das war ungewöhnlich für das junge Kätzchen. Rosa machte sich am Abend auf die Suche, schliesslich trug Luna ein Halsband mit einem Airtag, der den genauen Standort übermittelt.
Rosa hatte Hoffnung, dass die Katze dort ihr Halsband verloren hatte. Und das Kätzchen wohlauf seine Umgebung erkundete.
Doch dem war nicht so.
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Überfahren und davongefahren
«Ich fand ihren leblosen Körper am Strassenrand, der kalt und steif geworden war.» Die Katze war unter ein Auto gekommen. Der Autofahrer, die Autofahrerin, hat sich aus dem Staub gemacht. Er oder sie hat sich weder um das Tier gekümmert noch darum, seine besorgten Besitzer zu informieren.
«Geschockt und todtraurig musste ich meinem Mann und meinen Kindern diese schreckliche Nachricht überbringen. Dass unsere geliebte Luna, die heute erst neun Monate alt geworden wäre, nie mehr nach Hause kommen wird.»
Mit diesen Worten richtet sich Rosa an Tausende Mitglieder der Facebook-Gruppe «Zuger helfen Zugern». Direkt spricht sie den Autofahrer oder die Autofahrerin, die ihre Katze auf der Kreuzung West- oder der Pilatusstrasse angefahren hat, an. «Wieso hast du nicht die Polizei informiert oder das verletzte Tier zu einem Tierarzt gebracht? Hat man kein Mitleid oder ein schlechtes Gewissen, das verletzte Tier einfach liegenzulassen?» Ihr sei bewusst, dass es ein Unfall gewesen sei. «Jedoch hast du falsch gehandelt. Und das macht mich sehr wütend und sprachlos.»
Der Verlust schmerzt noch immer
Seither sind einige Tage vergangen. Der Verlust schmerzt die Familie noch immer. Rosa erzählt gegenüber zentralplus, dass ihre Tochter Deko-Schmetterlinge an jene Stellen in der Wohnung platziert hat, wo Luna sich gerne aufhielt. Auch auf ihrem Bett. Jeden Tag riecht die Tochter an Lunas Decke und sagt, wie sehr sie Luna vermisse. Wohl jeder, der ein Tier verloren hat, kann nachvollziehen, wie sich die Familie fühlt.
Auch Rosa, die zu Beginn gar keine Katze wollte, trauert. Sie habe eine Katzenphobie gehabt. Hätte ihr jemand vor einem Jahr gesagt, dass ihr eine Katze so sehr ans Herz wachsen könnte, hätte sie nur den Kopf geschüttelt. Doch seit Luna in ihrer Familie lebte, konnte Rosa nicht mehr einkaufen gehen, ohne etwas Kleines für Luna mit nach Hause zu bringen. Sie erzählt, wie sie an ihrem freien Mittwochmorgen jeweils den Haushalt geschmissen habe und ihr Luna auf Schritt und Tritt gefolgt sei. «Das war unser Tag.»
Am Wochenende habe die Familie nun Dinge von Luna weggebracht. Ihr Bettchen, den Katzenbaum und die Leiter, mit der die Katze vom Balkon der Wohnung nach draussen konnte. «Es ist so still und so leer in der Wohnung, seit Luna nicht mehr da ist.»
Wer einfach davonfährt, macht sich strafbar
Ein Tier anfahren und dann einfach weiterfahren – damit machen sich Autofahrer in der Schweiz strafbar, wie Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Polizei, erklärt. «Wer den Schaden nicht der Polizei oder dem Tierbesitzer meldet, handelt pflichtwidrig, macht sich strafbar und muss mit einer Busse rechnen.» Wenn das verletzte Tier noch lebt, droht dem Lenker ein Verfahren wegen Tierquälerei.
Prallt eine Autofahrerin mit einem Nutz-, Wild- oder Haustier zusammen, muss sie dies zwingend melden. In erster Linie dem Besitzer des Tieres. Ist dies nicht möglich, muss sie die Polizei informieren. Diese hat Geräte, um die Chips der Tiere zu lesen, so kann sie die Besitzer informieren.
Kommt es zu einem Unfall mit einem Wildtier, bietet die Zuger Polizei den zuständigen Wildhüter auf. «Dieser wird, ob Tag oder Nacht, innert kurzer Zeit vor Ort sein, um die Suche des verletzten Tieres einzuleiten», so Kleiner. Die Kollision mit einem Wildtier gar nicht oder unbegründet verzögert zu melden, gilt als Offizialdelikt, aufgrund dessen die Polizei von Amtes wegen ein Verfahren einleitet.
Die Meldepflicht gilt zum einen, um das Leid des Tieres zu lindern. Zum anderen muss die Unfallverursacherin keine juristischen Konsequenzen fürchten. Zudem ist die Meldung Voraussetzung dafür, dass die Versicherung für den Schaden aufkommt.
So oft sind Katzen in Strassenunfälle verwickelt
Die Zuger Polizei kann keine Zahlen dazu nennen, wie oft Haus- und Wildtiere unter die Räder kommen. «Es kommt jedoch immer mal wieder vor, dass Haustiere, insbesondere Katzen, angefahren werden», schreibt Mediensprecher Frank Kleiner auf Anfrage. «Noch öfters kommt es zu Unfällen mit Wildtieren wie Füchsen und Rehen.»
Der Schweizer Tierschutz STS kann ebenfalls keine Angaben dazu machen, wie oft Haustiere wie Katzen in Strassenunfälle verwickelt werden. Jedes Jahr würden aber knapp 21’000 mittlere bis grosse Wildtiere schweizweit deswegen sterben, darunter 8000 Rehe. Zusätzlich würden jedes Jahr über 100’000 Amphibien überfahren, vor allem Frösche und Kröten.
Offene Fragen bleiben
Rosa hofft, dass der Unfallverursacher sich meldet. «Wir werden keine Anzeige erstatten. Die Person dürfte sich auch anonym bei uns melden. Unfälle können passieren, mit Sicherheit wird es der Person, die Luna angefahren hat, auch nicht gut gehen», sagt Rosa.
«Doch wir wollen zumindest eine Erklärung darauf, wie es dazu gekommen ist. Und eine Entschuldigung hören.» Insbesondere hofft sie, dass andere Autofahrerinnen – passiert ihnen Ähnliches – nicht einfach weiterfahren. Sondern sich um das Tier kümmern und die Besitzer informieren. «Einfach weiterfahren, das geht nicht.»
Isabelle Dahinden schreibt über Menschen, Beziehungen und das Leben. Nach ihrem Studium in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften schreibt sie seit Dezember 2017 als Gesellschaftsredaktorin für zentralplus. 2021 hat sie die MAZ-Diplomausbildung absolviert, seit August 2023 ist sie stellvertretende Redaktionsleiterin.