Einblicke in Risch

Hof Binzmühle: Die Sanierungsarbeiten sind in vollem Gange

Die Denkmalpflegerin Karin Artho und der Rischer Gemeinderat Patrick Wahl (Leiter Abteilung Planung, Bau und Sicherheit) vor einer der vielen Kostbarkeiten, die erhalten bleiben: einem Kachelofen aus dem frühen 19. Jahrhundert. (Bild: Sabine Windlin)

Die Gemeinde Risch treibt die Sanierung und Modernisierung des denkmalgeschützten Hofs Binzmühle voran. Die Fertigstellung ist auf Ende 2024 geplant.

Wenn die Besucherzahl am Tag der offenen Tür des Gehöfts Binzmühle vom Februar 2023 ein Gradmesser für das Interesse der Rischer Bevölkerung an diesem Bauprojekt war, dann bestand kein Zweifel: Die Öffentlichkeit nimmt Anteil und möchte wissen, wie die einzelnen Etappen vorangehen. Immerhin haben die Stimmberechtigten Krediten von knapp 10 Millionen Franken zugestimmt (zentralplus berichtete).

Binzmühle: Das ist geplant

Zur Erinnerung: Im geschindelten Mittelhaus, dessen Kernbau aus dem 16. Jahrhundert stammt, entstehen insgesamt drei Wohnungen. Im steinernen Mühlehaus aus dem 19. Jahrhundert werden der «Binzi-Treff», ein grosser Raum im Edelrohbau und ein Naturschulraum mit attraktivem Aussenraum realisiert.

In der länglichen Holzremise sind Lagerräume sowie ein Biotop für Fledermäuse geplant. Der eindrückliche Holzbau, der saniert wird und dessen Tragwerk verstärkt werden muss, vermittelt prägnant die Grösse des einstigen Mühleareals mit Landwirtschaft und lässt erahnen, welche Betriebsamkeit hier einst geherrscht haben muss.

Seit 2022 steht das Gehöft unter Denkmalschutz

Weil das Gehöft von besonders hohem architekturhistorischem und heimatkundlichem Wert ist, wurde es auf Antrag der Gemeinde 2022 vom Kanton unter Denkmalschutz gestellt. Entsprechend galt es, in einer ersten Phase herauszufinden, welche Teile der Hauskonstruktion, der Fassade und des Innenausbaus erhalten bleiben und schützenswert sind und wie – darauf aufbauend – der Innenausbau konzipiert wird.

Auch hat man in Zusammenarbeit mit dem Holzbauingenieur Sondierungen durchgeführt und in Absprache mit der Denkmalpflege verschiedene Rückbauten getätigt. Prekäre, nicht mehr verwendbare Elemente wurden eliminiert, historisch wertvolle Teile des Innenausbaus aus mehreren Jahrzehnten – etwa Fenster, Türen, Schränke und Öfen, Bodenbeläge, Wand- und Deckentäfer – zwischengelagert, so dass sie aufgefrischt dereinst wieder passend ins Baudenkmal integriert werden können.

Eine gute Gattung machen – innen wie aussen

Der gesamte Bau wird mit einer neuen Dämmung und moderner Haustechnik versehen. Schliesslich sollen die verschiedenen Hausteile – ob sie nun an Private vermietet werden oder für die Öffentlichkeit zugänglich sind – modernen Nutzungsvorstellungen entsprechen.

Die frische Eindeckung der imposanten Dachflächen mit den klassischen Biberschwanzziegeln, die Ertüchtigung von historischen Fenstern beziehungsweise deren gleichwertiger Ersatz, ein stimmiges Farbkonzept für die gesamte Anlage und eine attraktive, sich ins Naturschutzgebiet einfügende Umgebungsgestaltung – alle diese Massnahmen sollen schliesslich dafür sorgen, dass das historische Ensemble auch in seinem äusseren Erscheinungsbild eine gute Gattung macht.

Räume sollen vielseitig bespielt werden

Eine der Herausforderungen besteht darin, die dereinst für die Bevölkerung zugänglichen und für Vereine sowie Veranstaltungen konzipierten Räumlichkeiten im Mühlehaus so zu planen, dass sie möglichst vielseitig bespielt werden können.

«Wir sind uns bewusst, dass die Erwartungen der Bevölkerung an dieses periphere Kleinod gross sind.»

Patrick Wahl, Bauchef

«Nutzungsideen entstehen nicht von heute auf morgen», so der Rischer Gemeinderat und Bauchef Patrick Wahl. «Sie müssen wachsen und sollen sich – auf Basis eines sinnvollen Raumkonzepts und eines guten Edelrohbaus – Schritt für Schritt entwickeln können.» Mit anderen Worten: Die Gemeinde möchte die Bevölkerung nicht vor ein «Fait accompli» stellen, sondern die Voraussetzungen schaffen, dass die «Binzi» als Generationenprojekt möglichst flexibel zum Einsatz kommt und sich eine multifunktionale Nutzung des Hauses je länger, je mehr herauskristallisiert und konkretisiert.

Bis Anfang 2025 sind Sanierungsarbeiten abgeschlossen

Wie sieht der Zeitplan aus? Bis Herbst 2023 sollen die Baumeister- und Holzarbeiten abgeschlossen sein. Bis Winter 2023 folgen die Sanierung des Daches und der Gebäudehülle sowie die Modernisierung der gesamten Haustechnik. Anschliessend startet der Ausbau der Wohnungen und der öffentlichen Räume.

Die Fertigstellung ist bis Ende 2024 beziehungsweise Anfang 2025 geplant. «Wir sind uns bewusst, dass die Erwartungen der Bevölkerung an dieses periphere Kleinod gross sind», so Bauchef Patrick Wahl. «Entsprechend sorgfältig erfolgen die weiteren Massnahmen.»

Einst Mühle, dann Parkett-, dann Finkenfabrik

Als Teil des Hofes Berchtwil gehörte die Binzmühle im Mittelalter dem Kloster Muri. 1486 wurde sie mit dem Hof Gangolfswil Teil einer Vogtei der Stadt Zug. In der Frühen Neuzeit war die Mühle im Besitz der Familien Bossard und Schmid. Der Mühlenbetrieb wurde 1891 eingestellt.

Spricht man heute von der Binzmühle ist die Rede von einem dreiteiligen Gebäudekomplex mit Remise (1875 erbaut). Das geschindelte Wohnhaus Binzmühle 2 ist das Hauptgebäude und das älteste Element des Ensembles. Der Kernbau dieses Hauptgebäudes datiert in das 16. Jahrhundert. Der heute sichtbare Ständerbau wurde um 1800 errichtet. 

Das Haus Binzmühle 2 steht zwischen dem ehemaligen Mühleanbau im Süden (Binzmühle 1) und dem Wohnhaus im Norden (Binzmühle 3). Im Südtrakt wurde 1894 eine Parkettfabrik eingerichtet, anschliessend gab es in diesem Gebäudeteil eine Finkenfabrik. Ein Teil davon wurde 1919 durch einen Neubau ersetzt: einen neubarocken Gebäudeflügel mit stilvollen Arkaden.

Verwendete Quellen
  • Augenscheine vor Ort
  • Gespräche mit Zuger Denkmalpflege, Luzerner Architekturbüro und Rischer Gemeindevertretern
  • Artikel Tugium Nr. 31 / 2015; Inventarblätter zugmap.ch
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