Unter- und Überführungen in Luzern

Hindernis Gleise: So will die Stadt Zugang zur Reuss verbessern

Die Brücke über die Bahngleise beim Fluhmühlequartier in Luzern soll erneuert werden. (Bild: zvg)

Die Bahnlinie von Luzern Richtung Emmenbrücke trennt ganze Quartiere von der Reuss. Die Stadt ist bereit, einen Übergang zu erneuern. Eine neue Unterführung braucht aber wohl noch etwas Zeit.

«Zu teuer.» Das sagte der Luzerner Stadtrat vor zwei Jahren zu einer neuen Überführung vom Fluhmühlequartier über die SBB-Bahnlinie zur Reuss. Deshalb brach er das Projekt einer neuen Fluhmühlepasserelle damals ab (zentralplus berichtete).

Doch zwei SP-Grossstadträte liessen nicht locker. Sie reichten vor einem Jahr eine Motion dazu ein: «Die Fluhmühlepasserelle verdient ein Update», heisst es darin. Mario Stübi und Caroline Rey forderten, das abgebrochene Projekt wieder aufzunehmen.

Das Fluhmühlequartier ist wegen der Bahngleise seit Jahrzehnten vom Zugang zur Reuss getrennt. Einzig die 1929 erbaute SBB-Fluhmühlepasserelle verbindet das Quartier mit dem Naherholungsgebiet. Diese ist per Treppe erreichbar und entsprechend nicht behindertenkonform und auch für Velofahrer ungeeignet. Das abgebrochene Projekt sah einen Neubau der Passerelle mit Kosten von 6,2 Millionen Franken vor. Der Stadtrat erachtete das Kosten-Nutzen-Verhältnis jedoch «als deutlich ungenügend und hat darum beschlossen, das Projekt nicht weiterzuverfolgen», wie er damals mitteilte.

Neubau der Passerelle, aber ohne Veloanbindung

Nun hat die Stadt ihre Stellungnahme zur neuen Motion veröffentlicht. Und siehe da, die städtische Exekutive hat ihre Meinung geändert: «Der Stadtrat nimmt die heute bestehenden Wegbeziehungen (...) als unzureichend wahr», heisst es in bestem Beamtendeutsch in der Antwort.

Man anerkenne den Handlungsbedarf. Deswegen wolle er das 2022 abgebrochene Projekt aktualisieren und dem Stadtparlament einen Bericht und Antrag für eine Passerelle mit hindernisfreiem Zugang, aber ohne Anbindung für Velofahrer vorlegen. Für diese würde das Projekt nur einen «geringen Mehrwert» bieten.

Das ist gemäss der Stadt auch der Knackpunkt. Sie will einen Lift bauen, der aber klein gehalten werden soll. Damit könne die Liftanlage klein gehalten und die Brücke im Gegensatz zur ursprünglichen Idee für die neue Passerelle verschmälert werden. Deswegen rechnen die Verantwortlichen damit, dass die Baukosten von ehemals 6,2 Millionen Franken auf rund 5,7 Millionen Franken reduziert werden können. Das scheint für die Stadtregierung ein angemessenes Preisschild zu sein.

Zwar wolle sie prüfen, ob eine Mitfinanzierung durch den Kanton mittels Agglomerationsprogramm möglich sei. Sie sei aber bereit, das Vorhaben auch ohne Unterstützung des Kantons zu realisieren. Sie stellt weiter in Aussicht, mit den SBB – Eigentümerin der Passerelle – Verhandlungen über eine Kostenbeteiligung zu führen.

Zeitpunkt für neue Unterführung Baselstrasse–Dammstrasse umstritten

Die Stadt will sich nicht nur um eine neue Brücke über die SBB-Gleise kümmern, sondern auch um eine neue Unterführung. Hier ist aber der Zeitpunkt umstritten. «Die Zeit ist noch immer reif für den Dammdurchbruch», befanden die SP-Grossstadträte Mario Stübi und Yannick Gauch in einer Motion vor einem Jahr.

2019 hatte sich das Stadtparlament für eine Velo- und Fussgängerunterführung zwischen dem Lädeliplatz bei der Baselstrasse und der Dammstrasse ausgesprochen. Es forderte die Stadt auf, einen sogenannten Dammdurchbruch zu planen. «Dennoch hat die Planung dieses Infrastrukturprojekts nach wie vor nicht begonnen», kritisierten die Motionäre vor einem Jahr. Der Stadtrat solle dem Grossen Stadtrat einen Planungs- und/oder Ausführungskredit vorlegen und die Unterführung planen.

Angesichts der laufenden Projekte im Umfeld der Baselstrasse und der Dammstrasse würden diese beiden Strassenzüge in «absehbarer Zeit eine deutliche Aufwertung erfahren und könnten zukünftig von einer quartierinternen Verbindung durch den Bahndamm noch weiter profitieren», schreibt die Stadt nun. Sie ist also nach wie vor für eine neue Unterführung. Sie hält laut eigenen Angaben aber weiterhin an den vorgeschlagenen Planungsschritten fest, worin der Dammdurchbruch erst mittelfristig im Zusammenhang mit der Umnutzung auf dem Sentimattareal eine Rolle spiele. Dort werden nach dem Wegzug der Pädagogischen Hochschule ab zirka 2028 Räume für neue Nutzungen frei.

Aus Sicht des Stadtrats sei es verfrüht, die Planung der Unterführung zum jetzigen Zeitpunkt zu vertiefen. Daher lehnt er die Motion ab, will das Anliegen aber als Postulat entgegennehmen. Er rechnet mit Kosten von etwa sechs bis zehn Millionen Franken für eine neue Unterführung.

Neue Unterführung hat Verspätung

Schon länger klar ist, dass die beiden Unterführungen stadtauswärts in der Nähe des Nordpols saniert respektive verbreitert werden sollen. Die «Durchgang Kanal», welcher gleich beim Nordpol neu die bestehende Unterführung ersetzen soll, hat aber Verspätung, wie vor Kurzem bekannt wurde (zentralplus berichtete). Eigentlich hätten die Bauarbeiten diesen Herbst starten sollen. Nun dürften die Bauarbeiten erst 2030 abgeschlossen sein. Grund: Neue Prioritäten bei den SBB.

Verwendete Quellen
  • Motion 307 – «Die Zeit ist immer noch reif für den Dammdurchbruch»
  • Motion 308 – «Die Fluhmühlepasserelle verdient ein Update»
  • Stadtratsantwort zur Motion 307
  • Stadtratsantwort zur Motion 308
  • Mitteilung der Stadt Luzern zum Projektabbruch im Oktober 2022
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