Nachhaltige Angebote für den gesunden Lunch

Grüne Welle rollt über Zuger Take-Aways

Emanuel Schicker (r.) und seine Mitarbeiterin Lisa Roski im kürzlich eröffneten Laden.

(Bild: wia)

Die Stadt Zug wird immer grüner. Zumindest, was Restaurants und Take-Aways betrifft. Einige neuere Lokale haben sich Frische und Gesundheit auf die Fahne geschrieben und treffen damit offenbar den Nerv der Zuger. Nun hat ein weiteres Geschäft eröffnet, das nicht nur Gesundheitsfreaks, sondern auch Senioren abholen will.

Wer nicht täglich in der Fabrik Kisten herumhieven oder zehn Stunden Eisenplatten verlegt, der muss mittags auch keine schweren, kalorienlastigen Portionen in sich hineinschaufeln. Dass in der Stadt Zug zu einem Grossteil im Büro gearbeitet wird und sich die körperliche Tätigkeit sehr in Grenzen hält, schlägt sich mittlerweile auch im Lunch-Angebot nieder.

Um an Salate, Gemüsebowls und Smoothies heranzukommen, müssen Zuger nicht weit gehen. Angebote mit Slogans wie «Fresh to eat», «vegetarischer Genuss aus aller Welt», «Feinstes, natürlich» oder «fresh & healthy» sind in den letzten Jahren regelrecht aus dem Boden geschossen.

Der neuste Zuwachs: ein Take Away namens «Schicker», der seit rund einer Woche in der Neustadtpassage wirtschaftet. Das Geschäft ist luftig und aufgeräumt – doch kommt auch relativ spartanisch eingerichtet daher: bestehend nur aus einer Theke, einer Bar, Stühlen und zwei Kühlregalen.

Dort findet der gesundheitsbewusste Kunde Smoothies und Wasser mit allerhand Gemüse und Früchten drin. Aber auch Salatbowls und – hier hat sich der Unternehmer etwas Neues ausgedacht – vakuumierte, bereits gekochte Lebensmittel.

Plastik und dennoch nachhaltig – geht das?

Im Regal liegen kleine Portionen Zucchetti, Rüebli, Saucen sowie verschiedene Fleischstücke und Beilagen bereit. Dieses Angebot überfordert zunächst. Und das wissen die Betreiber. Jedem eintretenden Kunden wird darum erklärt, wie das System funktioniert: Jeder kann sich sein Menü selber zusammenstellen und sich dieses entweder vor Ort wärmen lassen oder mit nach Hause nehmen.

Bei «Schicker» sind alle Komponenten eines Menüs schon vakuumiert.

Bei «Schicker» sind alle Komponenten eines Menüs schon vakuumiert.

(Bild: wia)

Emanuel Schicker, der Gründer des Betriebs, ist 28 Jahre jung, gelernter Koch, hat in diversen Restaurants im Kanton Zug gearbeitet und ein Restaurant am Flughafen Zürich geführt. Den Grund, weshalb er sich selbstständig gemacht hat, erklärt er wie folgt: «Ich bin ein urbaner Mensch und arbeite seit meiner Lehre in Zug. Schnell wird das Essensangebot beim täglichen Auswärts-Essen monoton. Gerade in dieser Zeit, in der sich viele Leute bewusster ernähren wollen und doch so wenig Zeit wie möglich investieren möchten.» Weiter werde, so Schickers Empfinden, bei Take-Aways viel zu wenig auf Regionalität und Nachhaltigkeit geachtet.

Nachhaltigkeit? Widerspricht das nicht der Plastikverpackung seiner Lebensmittel? «Bei unseren Verpackungen handelt sich um erdölfreien Plastik oder kompostierbare Bioverpackungen, die sich selber zersetzen. Zugegeben, die ansprechende Verpackung der Produkte ist die grösste Herausforderung für unsere Sous-vide-Verpackungen», so der gelernte Koch. In der Tat: Im Beutel wirken die Esswaren eher unscheinbar.

Auch Senioren werden anvisiert

Nicht nur eilige Businessmenschen sollen im Schicker abgeholt werden. Konkret werden auch ältere Menschen anvisiert. «Viele von ihnen schätzen es, wenn sie alle Komponenten bereits gekocht kaufen können und zuhause nur noch aufwärmen müssen», sagt der Zuger. Insbesondere, da alles frisch gekocht und in kleinen Portionen erhältlich sei. «In der Seniorenbetreuung arbeitet man schon länger mit vakuumierten Speisen. Nur werden diese dort weniger liebevoll angerichtet», sagt er.

«Das Tolle dabei ist, dass man die Beutel nur drei Minuten in heissem Wasser kochen lassen muss. Ausserdem bleiben so alle Nährstoffe und Vitamine erhalten», hält Schicker fest.

Sucht man online nach dem Startup, wird schnell ersichtlich, dass das Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckt. Es gibt noch keine Webseite, die Facebook-Seite hat noch kaum Follower. Das alles werde allerdings noch diese Woche angegangen, versichert Schicker. Und weiter: «Wir arbeiten täglich an unserer Internetpräsenz und planen zudem, künftig einen Heimlieferservice anbieten zu können.»

Wenn auch die Idee mit den vakuumierten Lebensmitteln innovativ ist; auf schnelles, gesundes Essen haben sich in Zug schon einige andere fokussiert. Auch wenn es sich dabei vorwiegend um Ladenketten handelt.

Ein neuer Trend schafft neue Märkte

So hat vor knapp zwei Jahren eine Filiale von Dean&David an der Baarerstrasse eröffnet. Die Kette setzt auf individuell zusammenstellbare Salate und gesunde Bowls. Eveline Collé, Marketingleiterin des Unternehmens, erklärt: «In den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend herauskristallisiert. Die Leute haben nach wie vor wenig Zeit zum Mittagessen, möchten sich aber trotzdem gesund ernähren.»

Bei Dean&David werden alle fündig, die es eilig haben, aber dennoch Lust auf gesundes Essen haben.

Bei Dean&David werden alle fündig, die es eilig haben, aber dennoch Lust auf gesundes Essen haben.

(Bild: wia)

Der Ansatz funktioniere in Zug, auch wenn der Standort – zwischen Metalli und Gubelstrasse-Kreuzung – nicht ganz optimal sei. «Es ist uns sehr wichtig, viel Laufkundschaft anzuziehen. Obwohl der Zuger Standort nicht ganz im Zentrum liegt, funktioniert die Filiale gut», so Collé.

Konkurrenz sind die Grossen

Und wo schlummert die direkte Konkurrenz? Drüben, ennet dem Metalli, beim Restaurant Gärtnerei? «Nicht unbedingt. Eine viel stärkere Konkurrenz sind naheliegende Grossverteiler wie etwa die Migros oder beispielsweise das Restaurant Cha Cha im Metalli», sagt Collé.

Die «Gärtnerei», ein Gastro-Startup, welches vor zwei Jahren in Zug Fuss gefasst hat, setzt neben frischen Salaten auch auf Bowls und Burger. «Wie man unschwer an unseren Öffnungszeiten erkennen kann, steht bei uns das Lunch-Geschäft im Fokus», erklärt Karin Flükiger. Tatsächlich ist hier jeweils um 15 Uhr Ende Feuer.

In dieser Gärtnerei wird nicht etwa gegärtnert. Vielmehr wird hier gesund gegessen.

In dieser Gärtnerei wird nicht etwa gegärtnert. Vielmehr wird hier gesund gegessen.

(Bild: wia)

Flükiger erklärt: «Zug hat eine hohe Dichte an Büromitarbeitern. Diese bilden denn auch unsere Stammkundschaft.» Die Gärtnerei fristet an der Poststrasse ein eher unscheinbares und dezentrales Dasein. Wie kann das funktionieren? «Wir setzen in unseren Filialen klar auf unsere Stammkundschaft aus den umliegenden Büros und nicht in erster Linie auf Laufkundschaft.» Ausserdem habe man einige Partnerschaften mit Büros, welche man mit frischen Salaten und Bowls beliefere.

Ähnlich wie bei Dean&David stellen auch für die Gärtnerei Grossverteiler die grösste Konkurrenz dar. «Doch im Prinzip ist jedes Unternehmen in der unmittelbaren Umgebung, welches mit Lebensmitteln handelt, eine Konkurrenz für uns», sagt Dietsche.

Ein Pilotprojekt wird zum Vorzeigebeispiel

Kaum zu übersehen ist auch die Karma-Filiale, welche vor einem Jahr am Bahnhof Zug als Pilotprojekt eröffnet wurde und durchaus auf zugerische Gegenliebe stösst (zentralplus berichtete). Auch dieser Laden führt, neben dem tendenziell biologischen Lebensmittelangebot, eine grosse Palette Salatbowls. Und auch wenn diese mit rund elf Franken nicht billig sind, scheinen sie bei vielen Zugern Anklang zu finden.

Fazit: Der Markt für gesunde Mittagsmenüs ist durchaus da und scheint auch noch nicht gesättigt zu sein. Ob wegen der bewussteren Lebensführung oder wegen der eigenen Instagram-Tauglichkeit, bleibt hingegen offen.

Einkaufen und gleichzeitig das eigene Karma aufpolieren? Das gefällt den Zugern offenbar.

Einkaufen und gleichzeitig das eigene Karma aufpolieren? Das gefällt den Zugern offenbar.

(Bild: wia)

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