Schmilzt dem Sörenberg der Schnee weg?

In diesen Zentralschweizer Skigebieten wird es kritisch

Die nächsten Tage wird es warm, auch im Sörenberg. Bergbahnen-Direktor René Koller plagen derweil andere Sorgen. (Bild: zvg)

Für die kommenden Tage ist frühlingshaftes Wetter prognostiziert. Das sind keine guten Prognosen für unsere Skigebiete, darunter auch das tiefgelegene Sörenberg-Skigebiet. Dort hat man derzeit aber ganz andere Sorgen.

zentralplus hat diese Woche darüber berichtet, wo es sich in Luzern und Zug am besten bräteln lässt – mitten im Winter. Nicht, weil wir so unglaublich gerne bräteln (wobei wir das schon sehr gerne tun). Sondern, weil für die kommenden Tage frühlingshaftes Wetter prognostiziert ist. Das sind gute Nachrichten für jene, die an Silvester tatsächlich draussen grillieren wollen. Schlechte Nachrichten hingegen sind es für tiefgelegene Skigebiete. Ihnen droht der Schnee wegzuschmelzen.

Beispielsweise im Luzerner Skigebiet Sörenberg. Abgesehen von den Pisten am Brienzer Rothorn liegt der höchste Punkt des Skigebiets knapp 1’700 Meter über Meer. Auf dieser Höhe beträgt die Temperatur während der kommenden Tage rund 10 Grad. Geht es jetzt dem Schnee an den Kragen?

Pisten bleiben auch bei wenig Schnee offen

«Das hoffen wir natürlich nicht», sagt René Koller, Direktor der Sörenberg-Bergbahnen. Er zeigt sich aber optimistisch, dass sie in den nächsten Tagen den normalen Betrieb aufrechterhalten können. «Am Donnerstag waren mit Ausnahme der Abfahrt vom Rothorn wegen Lawinengefahr und dem Habchegg-Lift alle Anlagen und Pisten in Betrieb. Von diesem Zustand gehen wir auch in den nächsten Tagen aus.»

«An die Wetterkapriolen sind wir von den letzten Jahren schon gewöhnt. Damit können und müssen wir leben.»

René Koller, Direktor Sörenberg Bergbahnen AG

Gleichzeitig bestätigt er, dass die Präparation der Pisten durch die hohen Temperaturen aufwendiger wird. Dank der Erfahrung der Pistenbully-Fahrer bleiben die Pisten aber trotzdem offen. Für die kommenden Tage zehrt das Skigebiet von den vorhandenen Schneereserven. Den Rest erledigen die Schneekanonen. «Im Skigebiet Dorf reicht uns lediglich eine Schneehöhe von circa 30 Zentimeter, um den Skibetrieb aufrechterhalten zu können», merkt Koller an.

Erfolgreiche Dezember-Bilanz

Trotzdem: Wetterglück hatten die Schweizer Skigebiete während der Altjahreswoche nicht gerade. Erst war es nass und windig, nun wird es auf einen Schlag frühlingshaft warm. In beiden Situationen gibt es für viele wohl passendere Aktivitäten, als im dicken Skianzug auf sulzigen Pisten herumzukurven. Dabei wäre die letzte Woche des Jahres wichtig für das Geschäft der Skigebiete. Viele machen Ferien und toben sich in der freien Zeit auf ihren Skiern im Schnee aus.

«Bisher hatten wir einen super Dezember. Wir liegen weit über dem Vorjahr und dem Fünfjahresschnitt.»

Doch genau das beobachtet René Koller im Sörenberg, trotz des schlechten Wetters: «Sörenberg hat eine gute Bettenbelegung über die Festtage und die Gäste waren auch bei leider regnerischem Wetter auf den Skiern.» Sowieso zeigt sich die gesamte Dezember-Bilanz äusserst erfolgreich: «Bisher hatten wir einen super Dezember. Wir liegen weit über dem Vorjahr und dem Fünfjahresschnitt.» An den schönen Tagen vor Weihnachten seien über 5’000 Schneebegeisterte im Skigebiet gewesen.

Corona sorgt für Bauchschmerzen

So schön diese Zahlen für die Bergbahnen sind, so bang sind die Blicke auf die täglichen Entwicklungen der Corona-Pandemie. Über 17’000 neue Corona-Fälle meldete das Bundesamt für Gesundheit am Mittwoch. Ein neuer Höchstwert, der schon am Donnerstag mit rund 19’000 neuen Fällen wieder pulverisiert wurde.

So bereitet der Verlauf der Pandemie den Sörenberg-Bahnen weitaus grössere Sorgen als das warme Silvesterwetter: «Covid-19 macht mir persönlich Sorgen und ich hoffe einfach, dass es keinen weiteren Lockdown geben wird», sagt René Koller.

Im Hinblick auf die Wetterprognose zeigt er sich vergleichsweise gelassen: «An die Wetterkapriolen sind wir von den letzten Jahren her schon gewöhnt. Damit können und müssen wir leben.» 2016 seien im Dezember wegen des warmen Wetters lediglich zwei Pisten in Betrieb gewesen. Weil die Bearbeitung der Pisten mit dem Pistenbully nicht möglich war, zeigte sich das Unternehmen damals erfinderisch. Es verwendete einen «Mistzetter», um den Kunstschnee auf den Pisten zu verteilen (siehe Video). Das Gerät kommt normalerweise in der Landwirtschaft zum Einsatz, um den Mist auf den Feldern auszutragen.

Hier wird es kritisch

In folgenden Zentralschweizer Skigebieten könnte es die kommenden Tage kritisch werden mit dem Schnee:

  • Klewenalp-Stockhütte: Im Skigebiet am Vierwaldstättersee liegen derzeit gemäss dem Portal «Bergfex» rund 60 Zentimeter Schnee. Der Grossteil der Pisten liegt hier unterhalb von 1’700 Metern über Meer. Aktuell sind mit Ausnahme der Talabfahrten nach Beckenried und Emmetten und eines kleineren Skilifts sämtliche Pisten und Anlagen offen.
  • Stoos: Das Skigebiet liegt zwischen 1’300 und 1’900 Metern über Meer. Aktuell liegen auf dem höchsten Punkt am Fronalpstock noch 70 Zentimeter Schnee, weiter unten auf dem Stoos noch 40 Zentimeter. Bis auf einen kleinen Skilift sind aktuell sämtliche Anlagen offen.

Sie müssen sich keine Sorgen machen

Diese beliebten Zentralschweizer Skigebiete müssen sich trotz des warmen Wetters keine Sorgen um ihren Schnee machen:

  • Melchsee-Frutt: Hier beträgt die Schneehöhe komfortable 160 Zentimeter. Sämtliche Anlagen und Pisten sind derzeit offen, auch die Abfahrt in die tiefgelegene Stöckalp auf 1’000 Metern über Meer. Dort beträgt die Schneehöhe noch 80 Zentimeter.
  • Engelberg-Titlis: Auf dem Titlis ist die Schneehöhe sowieso kein Problem, hier öffnen die Pisten jeweils schon im November. Aktuell liegen 270 Zentimeter Schnee. Trotzdem sind nur 14 von 23 Pisten im Skigebiet geöffnet. Einige der Pisten sind geschlossen, weitere werden vorbereitet und sollen bald geöffnet werden. Die Talabfahrt nach Engelberg ist offen. Allerdings beträgt die Schneehöhe dort nur noch 30 Zentimeter.
  • Andermatt-Disentis-Sedrun: Im Mega-Skigebiet in Uri und Graubünden muss man sich ebenfalls keine Sorgen um den Schnee machen. Schliesslich liegen die tiefsten Punkte des Skigebiets auf rund 1’400, die höchsten bei knapp 3’000 Metern über Meer. Auf den beiden Talflanken in Andermatt sind alle Lifte sowie fast sämtliche Pisten geöffnet. Auf der Sedrun-Seite hingegen sind zahlreiche Pisten sowie zwei Skilifte geschlossen. Dies dürfte eher mit der Lawinensituation als mit dem vorhandenen Schnee zu tun haben. Diese ist gemäss Lawinenbulletin wegen des warmen Wetters «erheblich» in diesem Gebiet.

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