Am Samstag brausen die Kunstflieger durch die Luft

Flugshow über Luzern – muss das sein?

Eine Flugshow über dem Luzerner Seebecken – nicht alle sind darüber glücklich.

(Bild: lob)

Im Rahmen der «Air & Space»-Tage des Verkehrshauses zeigen PC-7-Piloten am Samstag ihr Können über den Köpfen der Luzerner. Normalerweise steht man dem Flugverkehr über der Stadt sehr kritisch gegenüber, hier wurde die Bewilligung offenbar aber leicht erteilt – weshalb?

Am Samstag donnern sie wieder über die Stadt Luzern: die Maschinen der PC-7-Staffel der Schweizer Luftwaffe. Bereits in den Vorjahren war die Show Teil des Verkehrshaus-Events; letztes Jahr allerdings wurde die Flugshow abgesagt, weil kurz zuvor ein Super-Puma der Luftwaffe abgestürzt war. Heuer sollen die Piloten nun wieder ihre Kunststücke über den Köpfen der Luzerner vollführen. Nur: Gegenüber Flugverkehr über der Stadt gibt man sich normalerweise überhaupt nicht tolerant. Der Stadtrat lehnte in der Vergangenheit beispielsweise eine Einlage der Patrouille Suisse beim Luzerner Fest ab. Wieso wird hier eine Ausnahme gemacht?

Veranstaltung wird national eingeschätzt

«Das ist richtig, wir haben gerade Flugshows über dem Stadtgebiet in der Vergangenheit sehr kritisch beurteilt, und tun dies auch weiterhin», gibt Stefan Geisseler, stellvertretender Leiter Stadtraum und Veranstaltungen bei der Stadt Luzern, an. Nichtsdestotrotz hat man bei der Stadt diesen Anlass anders beurteilt, wie Geisseler weiter erklärt. Dass mit dem Verkehrshaus ein national beliebtes und bekanntes Museum die Show veranstaltet, stelle einen anderen Fall dar, als wenn die Show für beispielsweise das Luzerner Fest genehmigt würde.

«Da es sich wie um einen nationalen Event handelt, waren die Prämissen anders und wir haben die Entscheidung entsprechend abgewogen.»

Stefan Geisseler, stellvertretender Leiter Stadtraum und Veranstaltungen Stadt Luzern

«Das Verkehrshaus hat eine mehrtägige Ausstellung über Luftfahrt, zu denen auch Aktivitäten draussen – darunter eben auch die Flugshow der PC-7-Staffel – gehören. Da es sich wie gesagt um einen nationalen Event handelt, waren die Prämissen anders und wir haben die Entscheidung entsprechend abgewogen.» Mit Blick auf Sicherheit, Emissionen und den Veranstaltungswunsch habe man sich schliesslich für ein Ja entschieden. «Auch weil wir uns auf die Risikobeurteilung des Bundes verlassen», erläutert Geisseler.

Veranstaltung findet nur über dem Seebecken statt

Trotzdem – ungefährlich sind solche Shows nicht. « Wir haben den Wunsch angebracht, dass die Show über dem Seebecken und nicht über bewohntem Gebiet stattfindet», gibt Geisseler weiter an. Er gehe davon aus, dass der Wunsch berücksichtigt werde, wie es gemäss dem Showprogramm auch den Anschein macht. «Eine juristische Verpflichtung dafür gibt es allerdings nicht, es gelten die Bedingungen des Bundesamts für Zivilluftfahrt respektive der Militärgesetzgebung.»
 
Ganz schön laut: Heute probte die PC-7-Piloten schon mal den Ernstfall:
 
 
Wie fragen auch beim Verkehrshaus nach und wollen wissen, wieso man die Bewilligung vergleichsweise einfach erhalten hat. Eventmanager Fabian Eschmann schliesst sich hinsichtlich dieser Thematik den Aussagen von Stefan Geisseler an. Die Frage, ob das Verkehrshaus angesichts des auf den ersten Blick sehr vielfältigen Programms nicht auf die Flugshow verzichten könne, beantwortet er wie folgt:
 
«Die Flugshow ist sicher ein Programm-Highlight und wir sind der Schweizer Luftwaffe sehr dankbar, dass sie an unserem Anlass mit dem PC-7-Team und den Fallschirmspringern teilnehmen. Sie sei Teil eines Events mit interessanten Partnern und einem umfangreichen Programm. «Die Air & Space Days würden aber auch weiterhin durchgeführt, wenn die Vorführungen der Schweizer Luftwaffe nicht mehr stattfinden.»
 
Die Flüge werden auch auf Facebook rege diskutiert:
 

Flugshows über dicht besiedeltem Gebiet? Auch in der FB-Gruppe «Du besch vo Lozärn, wenn …» ein umstrittenes Thema.

Flugshows über dicht besiedeltem Gebiet? Auch in der FB-Gruppe «Du besch vo Lozärn, wenn …» ein umstrittenes Thema.

(Bild: Facebook)

Entscheidung der Stadt stösst auf Unverständnis

Am Freitag probte das PC-7-Team die Show für den Verkehrshaus-Event – vormittags in Emmen, am Nachmittag über dem Seebecken beim Verkehrshaus. «Das war ja nicht schwer zu überhören», betont Monique Frey, Fraktionsmitglied der Grünen Luzern. Dass die Stadt die Flugshow in diesem Fall bewilligt hat, stösst bei ihr auf Unverständnis. «Lärm, Emissionen und das Sicherheitsrisiko sind Faktoren, die klar höher gewichtet werden müssten», beteuert Frey.

Die Trainingseinheit über dem Seebecken hat einige Schaulustige angelockt, nicht selten bewaffnet mit Kameras und riesigen Objektiven.

Die Trainingseinheit über dem Seebecken hat einige Schaulustige angelockt, nicht selten bewaffnet mit Kameras und riesigen Objektiven.

(Bild: lob)

Allerdings stört es sie nicht nur, dass die Darbietung gerade in Luzern stattfindet. «Dasselbe Problem würde sich woanders auch stellen», meint die Grüne. Aus ihrer Sicht sollen die Vorführungen – wie auch die Luftwaffe selbst – bald der Vergangenheit angehören. Im Mai lehnte der Kantonsrat ein Postulat von Frey ab, in dem sie forderte, dass die Patrouille Suisse mit ihren F-5-Tiger-Jets keine Formationsflüge, Trainingsflüge und Flugshows mehr über dicht besiedeltem Gebiet durchführen dürfe.

Trainingsflug zog viele Schaulustige an

Der Übungsflug hat sich offenbar herumgesprochen – zahlreiche Schaulustige finden sich am See ein, um die Show zu verfolgen. Allen voran viele Eltern mit begeistertem Nachwuchs, aber auch ältere Flugi-Fans sind anzutreffen. Ein Pärchen ist extra aus Pfäffikon (ZH) angereist, um sich das Training anzusehen und Fotos zu schiessen. «Mit der halben Stunde Lärm sollte man für so ein Schauspiel klarkommen», finden sie denn auch.

Matylda Curti hat sich das Schauspiel derweil mit ihrem Husky am See angesehen. Schwingen nicht auch Bedenken mit, dass etwas passieren könnte? «Da die Flüge über dem Wasser stattfinden, halte ich das für kein Problem», meint die Tessinerin, die seit einem Jahr in der Stadt Luzern wohnt.

Matilda Curti aus Luzern hat die Show mit ihrem Husky am See verfolgt.

Matilda Curti aus Luzern hat die Show mit ihrem Husky am See verfolgt.

(Bild: lob)

Und – wie sich herausstellt – mit einem Piloten verheiratet ist. «Da oben fliegen Profis und bei einem Notfall würden sie alles unternehmen, um nicht in bewohntem Gebiet, sondern eben im See zu landen», meint Curti. Dass sich die Stadt für den Anlass tolerant zeigt, findet sie deshalb in Ordnung.

War’s Ihnen heute zu viel Lärm? Wir haben die richtige Beschwerdestelle in der Vergangenheit recherchiert (zentralplus berichtete.) Oder würden Sie sich noch viel mehr Shows wünschen? Diskutieren Sie in den Kommentaren!

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3 Kommentare
  • Profilfoto von David L
    David L, 13.10.2017, 21:09 Uhr

    Von wegen nur über dem Seebecken… heute beim Training sind diese Lärmterroristen x mal über dem bewohnten Gebiet geflogen.

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    • Profilfoto von Leo
      Leo, 14.10.2017, 16:21 Uhr

      1.sind die PC7 überhaupt nicht laut
      2. wo sind wir denn hier, dass wegen ein pasr Mimosen Tausenden einnmal eine Freude nicht gewährt werddn soll?
      3. wenn gewissd Typen nächtelang durchsaufen, die Hauswände verpissen und herumgröhlen soll es natürlich Stadtleben, das zu tolerieren ist sein
      4. sollen dröhnende Lautsprecher sus Club- und Partylokalen für Wenige halt ganz normal nächtelang dazugehören, aber mal eine Stunde Staunen und Geniessen über dfn Tag nicht
      Bist wahrscheinlich einer, der abends um 7 Uhr -auch am Ssmstag Rasen mähen angebracht findet.

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    • Profilfoto von David L
      David L, 16.10.2017, 20:07 Uhr

      @ Leo
      Ihr niveauloser Beitrag illustriert bestens, was für Leute es sind, die Freude an Lärm- und Umweltverschmutzung über den Köpfen Zehntausender haben.

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