Zu Land und zu Wasser

Fahrprüfungen boomen in Luzern: «Die hohe Nachfrage hat uns ziemlich überrascht»

Der Lockdown sorgte für einen Stau bei den Fahrprüfungen – das war aber nicht der einzige Grund für den Boom.

Trotz Einschränkungen verzeichnen die Strassenverkehrsämter einen starken Anstieg bei den theoretischen und praktischen Fahrzeugprüfungen. Für Peter Kiser – Dienststellenleiter in Luzern – kommt das zumindest überraschend.

Pro Monat werden in der Schweiz durchschnittlich 13'500 theoretische Fahrprüfungen aller Kategorien abgelegt. Nach dem ersten Lockdown im März 2020 halbierte sich diese Zahl, im April wurden nur noch vereinzelte Prüfungen durchgeführt. Doch bereits im September sei die Zahl des Vorjahres dann übertroffen worden, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung der Strassenverkehrsämter heisst. Oder, mit einer Zahl ausgedrückt: bis Ende Jahr absolvierten 187'299 Prüfwillige die theoretische Fahrprüfung fürs Auto, LKW, Motorrad oder Schiff in der Schweiz.

Der Trend spiegelt sich auch in Luzern, wo 9503 theoretische Prüfungen ein Plus von fast 9 Prozent bedeuten (ohne Schiffe). Mit einem so starken Anstieg hat der Luzerner Dienststellenleiter Peter Kiser nicht gerechnet: «Einerseits war für uns klar, dass der Stau aus dem Lockdown vor einem Jahr zu einem Nachholbedarf führt. Andererseits wurden wir doch über die grosse Zunahme an Theorieprüfungen ziemlich überrascht», so Kiser. Unweigerlich führe die hohe Anzahl Theorieprüfungen zusammen mit der überdurchschnittlichen Erfolgsquote von rund 80 Prozent dazu, dass im kommenden Jahr auch die praktischen Prüfungen zunehmen werden.

Grosser Nachholbedarf und neue Gesetze

Gefühlt waren schon nach dem 1. Lockdown auch auf den Strassen Luzerns so viele Fahrlehrlinge unterwegs wie noch nie. Dabei waren es per Ende Jahr nicht ganz so viele Prüfungen wie im Vorjahr: mit 9279 waren es gut drei Prozent weniger. Ein Grund für die gefühlte «L-Flut» ist wohl, dass sich in der verbleibenden Zeit mehr Fahrschüler gleichzeitig auf den Strassen aufgehalten haben.

Der «Lockdown-Stau» dürfte laut Peter Kiser nur teilweise wegen der hohen Anzahl an motorisierten Lenkern in Ausbildung sein. «Ein grosser Teil entstand und entsteht noch aus den bundesrechtlich eingeführten Änderungen bei den Motorradkategorien.» Denn tatsächlich zugenommen haben die praktischen Prüfungen bei den schweren Motorrädern mit einer Leistung von über 35 Kilowatt. 1863 absolvierten die Prüfung gegenüber 1234 im Vorjahr. Künftig kann man den Ausweis für die höchste Motorradkategorie A nicht mehr direkt erlangen (zentralplus berichtete).

Viele neue Kapitäne auf dem See

Während sich die schweizweiten Trends in Luzern widerspiegeln, stellt Peter Kiser auch Besonderheiten in der Region fest. Grund ist der Vierwaldstättersee. Nicht nur auf den Strassen, sondern auch auf dem Wasser hatten die Fahrlehrerinnen viel zu tun: «Speziell ist die rekordverdächtige Anzahl Schiffsführerprüfungen im Kanton. Die ist wohl auch wetterbedingt und weil so viele den warmen Sommer in der Schweiz verbrachten.» Waren es im letzten Jahr noch 426 Personen, welche die praktische Prüfung ablegten, waren es 2020 schon 548. Auch bei den Theorieprüfungen (2019: 574; 2020: 609) ist die Tendenz eindeutig.

Die Zahl der Freizeitkapitäne im Luzerner Seebecken wird deshalb in diesem Sommer ansteigen (zentralplus berichtete). Ob dieser Trend anhält, werden die nächsten Jahre zeigen – die hohe Anzahl absolvierter Theorieprüfungen spricht jedenfalls dafür.

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