Walliser Spycher unter neuem Namen wieder offen

«Es soll nicht sein wie in einer chinesischen Bahnhofshalle»

Küchenchef Robert Colbow hat einiges vor im «Swiss Rigi House» in der Luzerner Altstadt.

 

(Bild: jal)

An der Luzerner Eisengasse gibt’s wieder geschmolzenen Käse: Das ehemalige «Fondue House» wurde unter neuem Namen wiedereröffnet. Trotz chinesischem Besitzer und fremdsprachiger Begrüssung will das Lokal aber keine Touristenbeiz sein.

Nach mehrmonatiger Bauzeit weht in Luzern wieder der Duft von geschmolzenem Käse durch die Eisengasse. Das unter dem Namen «Walliser Spycher» bekannte Lokal in der Altstadt ist zurück auf der gastronomischen Landkarte.

Seit Februar wurde das denkmalgeschützte Gebäude umgebaut. Seit Kurzem ist das Restaurant, das bis letzten Sommer «Fondue House» hiess und eine ereignisreiche Zeit hinter sich hat (siehe Box), wieder geöffnet.

Ein Blick ins Innere des Lokals zeigt: Die neuen Pächter sind dem urchigen Stil treu geblieben. Holz dominiert die Einrichtung, an den Wänden hängen schwarz-weisse Fotografien der Rigi und ein paar alte Skier – natürlich aus Holz. Kurz: Es herrscht die Atmosphäre eines Chalets (wobei das Fondue aus Sicherheitsgründen nur noch auf Induktionsplatten und nicht mehr auf offenem Feuer serviert wird).

Langer Knatsch

Das 60-jährige Gebäude an der Eisengasse hat eine ereignisreiche Zeit hinter sich. Zuletzt wirtete über 20 Jahre lang Hans P. Wanner im «Fondue House», bevor er sich in einen aufreibenden Streit mit dem Eigentümer einliess, der sich über Jahre erstreckte. Auslöser der Auseinandersetzung war, dass der Liegenschaftsbesitzer dem Pächter per 2012 kündigte.

Doch Hans P. Wanner wehrte sich bis vor Kantonsgericht dagegen und war sogar bereit, mehr Mietzins zu bezahlen – alles erfolglos. Letzten Sommer musste er nach über 20 Jahren die Schlüssel abgeben und zog mit seinem «Fondue House» an die Falkengasse in der Altstadt.

Bald mit grösserer Karte

Auch kulinarisch bleibt das Konzept dasselbe: «Wir bieten klassische Schweizer Gerichte», sagt Küchenchef Robert Colbow. Fondue – mit Fleisch, Käse oder Schokolade – steht nach wie vor auf der Karte. Täglich wird zudem ein Mittagsmenü angeboten. Die aktuelle Karte, die auf Deutsch und Chinesisch verfasst ist, werde Ende Woche durch eine grössere ersetzt, sagt Colbow. Und auch die chinesischen Zeichen würden verschwinden – wieso, erklärt er später.

Trotz gleichem Konzept hat der Name des Lokals geändert: «Swiss Rigi House» heisst das Restaurant neu. Und das nicht ohne Grund, wie Colbow erklärt. Das Restaurant verkaufe das regionale Bier Rigi-Gold. Colbow, der zuvor im Wallis tätig war und gemäss eigenen Aussagen im Lokal von Ivo Adam gekocht hat, will auch beim Essen auf lokale Produzenten setzen. Entsprechende Verhandlungen seien im Gange.

Neuer Name, altes Konzept: Das Swiss Rigi House, vormals Fondue House, an der Eisengasse in Luzern. (Bild: jal)

Neuer Name, altes Konzept: Das Swiss Rigi House, vormals Fondue House, an der Eisengasse in Luzern. (Bild: jal)

Lokal läuft erst auf Sparflamme

Die Wiedereröffnung ist ohne grosses Tamtam vonstatten gegangen. Es gab keinen offiziellen Eröffnungsabend, keine Mitteilung und es gibt auch keine Webseite des neuen Restaurants. Die Tische waren in den letzten Tagen denn auch oft nur spärlich besetzt. Wer das Restaurant betrat, traf oft gar niemanden an. Und wenn doch, sprachen die Bediensteten oft entweder englisch oder chinesisch – aber nicht deutsch.

«Mir ist bewusst, dass einige Stammgäste zuletzt irritiert waren.»

Robert Colbow, Küchenchef

Das erstaunt nicht, denn Pächterin des Restaurants ist die ZB Investment AG aus Weggis, die besonders im Markt mit chinesischen Touristen aktiv ist. Ihr Besitzer, der Chinese Geng Wei, stand letzten Sommer im Fokus der Medien, weil derart viele asiatische Touristen seinen Maxim Take-Away in Ebikon besuchten, dass mehrere Anwohner und der Gemeindepräsident reklamierten (zentralplus berichtete).

Beizen-Flair erwünscht

Eine Frage drängt sich darum besonders auf: Wird das «Swiss Rigi House» zum Touristenlokal? Küchenchef Robert Colbow winkt energisch ab. «Ja ich weiss, dass einige Stammgäste irritiert waren, als sie in den letzten Tagen zu uns kamen und nur auf Englisch oder Chinesisch begrüsst wurden.» Er weist daraufhin, dass der Betrieb erst nächste Woche richtig starte und in den letzten Wochen vor allem asiatische Gruppenreisen empfangen habe.

Für Colbow ist aber klar: «Wir wollen das Flair der alten Beiz wieder aufleben lassen und nicht wie eine chinesische Bahnhofshalle wirken.» Auch deshalb werde die neue Karte nicht mehr chinesisch bedruckt. Demnächst werde zudem eine neue Mitarbeiterin im Service starten, welche die Region kennt – und deutsch spricht.

 

Der neue Schriftzug am Eingang zeigt den Namenswechsel. (Bild: Christine Weber)

Der neue Schriftzug am Eingang zeigt den Namenswechsel. (Bild: Christine Weber)

Gleichwohl hält der Deutsche fest, dass asiatische Touristen beim Blick ins Innere des Lokals oft begeistert seien und weiterhin einen Teil der Kundschaft ausmachen. Colbow ist überzeugt, dass der Spagat zwischen Stammbeiz und Touristenlokal möglich ist. «Unser Ziel ist es, dass sich sowohl die Luzerner Oma als auch der taiwanesische Jugendliche bei uns wohlfühlt.»

 

Vor dem grossen Umbruch: Das «Fondue House» im Mai 2015 in der SRF-Sendung «Mini Beiz, Dini Beiz»:

 

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