Nachwuchs in der Zuger Volière

Erfolgreiche Zucht: Zuger Schneeeulen ziehen an den Genfersee

Ein junges Schneeeulenweibchen in der Zuger Volière beäugt das Publikum. (Bild: Beat Holdener)

Bis vor Kurzem bevölkerten sechs Schneeeulen die Volière am Zuger Landsgemeindeplatz. Das Gehege wäre gross genug für diese Anzahl von Tieren. Die Jungvögel ziehen jedoch nach und nach aus und werden an Schweizer Zoos abgegeben.

Die Schneeeulen in der Fasanerie beim Gerbiplatz am Zugersee sind eine Attraktion, nicht nur für Kinder. Vor dem Gehege mit den imposanten Vögeln – sie gehören zu den sogenannten Nachtgreifvögeln – bleiben am meisten Leute stehen. Nicht weniger als sechs der rund 60 Zentimeter grossen Tiere, deren ausgebreitete Flügel bis zu 150 Zentimetern messen, waren aus nächster Nähe zu beobachten. Tierfreunde fragen sich jedoch, ob diese Haltung von so vielen Eulen den geltenden Vorschriften entspricht.

Der verantwortliche Tierpfleger gibt Entwarnung: «Für ein Paar der Grosseulen sind gemäss Tierschutzverordnung in einer Volière 30 Quadratmeter Fläche und 90 Kubikmeter Luftraum vorgeschrieben», sagt Walter Benz. «Dieses Mass haben wir schon lange vor der Revision der Tierschutzverordnung von 2007 erfüllt.» Trotzdem wurde der Platz für die Schneeeulen im letzten Winter erweitert, so dass sie aktuell 70 Quadratmeter und 215 Kubikmeter zur Verfügung haben. Grössere bauliche Veränderungen sind jedoch aus Denkmalschutzgründen nicht möglich.

Jungvögel nehmen Abschied

Bei vier der in Zug gehaltenen Vögel handelt es sich um Jungtiere, die im letzten Sommer geschlüpft sind. Diese zählen nicht als zusätzliche Tiere gemäss Tierschutzverordnung. Sobald die Jungen von den Eltern entwöhnt sind, werden sie abgegeben. Geeignete Institutionen zu finden sei kein Problem. «Die ersten zwei Jungtiere hätten schon vor einer Weile in einen Zoo nach Genf können, der Lockdown und der Schnee haben es aber immer wieder hinausgezögert», so Walter Benz. «Jetzt haben uns die ersten zwei Jungvögel verlassen.»

Für den Transport müssen die Tiere mit einem Netz eingefangen werden. Das ist auch diesmal unproblematisch verlaufen. Die zurückbleibenden Tiere sind nach so einem menschlichen Eingriff in die Gruppe eine Zeitlang scheu, gewöhnen sich laut Walter Benz aber rasch an die neue Situation.

Tierpfleger Walter Benz im Volièrengebäude, im Hintergrund bereitet seine Kollegin Sandra Aregger Futter vor (Bild: Beat Holdener)

Schneeeulen werden seit über 20 Jahren in mehreren Generationen in Zug gehalten. Sie pflanzen sich regelmässig fort. Das zeigt gemäss Walter Benz, dass sie sich hier wohlfühlen. Ihr Federkleid schützt sie sowohl gegen Kälte als auch gegen Hitze. Entsprechend der Herkunft der Eulen ist die Volière mit tundraartigen Sträuchern bepflanzt und bietet diverse Rückzugsmöglichkeiten. Gefüttert werden die Greifvögel mit Mäusen und Eintagsküken. Diese sind eine wertvolle Futterquelle, die bei der Legehennenzucht als Nebenprodukt anfallen. «Ein Gutachten von Zooexperte Dr. Robert Zingg attestierte uns 2019 eine gute Tierhaltung», unterstreicht Walter Benz. Dies sogar schon vor der Erweiterung des Geheges. Auch das Veterinäramt des Kantons Zug kontrolliert die Haltung regelmässig.

Vor den Passantinnen zeigen die Schneeeulen keine Scheu, an den Trubel auf dem Landsgemeindeplatz sind sie gewöhnt. Ihr Nest haben die Bodenbrüter zuletzt sogar unmittelbar am Gitter auf der Publikumsseite gebaut. Um Störungen zu vermeiden, wurde es jedoch von den Betreuern verschoben. Ein Teil der Vögel legt sich gelegentlich flach auf den Boden, was viele Leute irritiert. Dies ist jedoch ein natürliches Verhalten von Jungvögeln. Sie verringern in der Natur so ihre Sichtbarkeit gegenüber von Feinden.

Professionelle Zusammenarbeit

Walter Benz betreut die Zuger Volière seit 15 Jahren, zusammen mit seiner Kollegin Sandra Aregger, ebenfalls Tierpflegerin EFZ: «Wir haben ein sehr gut ausgebildetes Team und wir bilden uns laufend weiter, um auf dem neuesten Stand der zeitgemässen Vogelhaltung zu sein.» Dank dieser Professionalität kann die vom Ornithologischen Verein Zug geführte Volière mit grossen Zoos und anderen Institutionen zusammenarbeiten. «Wir unterstützen verschiedene Zuchtprojekte, beispielsweise für Waldrappen und Balistare», so Walter Benz. Weitere Zuchtprogramme für gefährdete Vogelarten wie Tannenhäher und Alpenkrähen sind in Planung und werden aufgebaut.

Die Passantinnen an der Zuger Seepromenade werden also voraussichtlich noch lange die faszinierenden Grossvögel bewundern können – auch wenn der Hype um Harry Potters Schneeeule Hedwig inzwischen etwas abgeflacht ist.


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