Zwei Toiletten für 33'000 Personen

Emmer brauchen starke Blase: Gemeinde ist gegen neue WCs

Die WC-Türen beim Friedhof Gerliswil sind einige der wenigen, die der Emmer Bevölkerung zur Verfügung stehen. (Bild: pbi)

Emmen hat zu wenig öffentliche Toiletten. Dieser Umstand ist auch dem Emmer Gemeinderat bekannt. Trotzdem will er keine neuen WCs bauen lassen. Lösen sollen das Problem andere.

In Emmen wirds erneut laut ums stille Örtchen. Als zweitgrösste Gemeinde des Kantons gebe es deutlich zu wenig öffentliche Toiletten, kritisierte der unabhängige Ex-Einwohnerrat Paul Jäger. «Als ältere Person oder als Elternteil eines Kleinkindes ist es in Emmen schwierig, eine frei zugängliche Toilette zu finden. Respektive einen Ort, um das Kleinkind zu wickeln», sagte er vor knapp einem Jahr zu zentralplus.

Neu ist dieser Vorwurf nicht. Bereits im Jahr 2016 forderte der damalige SVP-Einwohnerrat Roland Müller mehr öffentliche WCs für die Gemeinde. Sein Postulat wurde damals zwar überwiesen. Doch als es um den konkreten Kredit für die Umsetzung ging, fiel die Forderung im Parlament durch. Der Grund: die klamme Gemeindekasse. Auch rund sieben Jahre später führt der Gemeinderat dieses Argument wieder ins Feld, wie aus seiner Antwort am Dienstag klar wird.

WCs nur für Buspersonal

Wie die Gemeinde in ihrer Antwort zugibt, bietet sie im Vergleich zu anderen Gemeinden im Bereich Toiletten «ein tiefes Level an ‹Service public›». Dabei ist die Gemeinde noch immer auf dem Stand des Vorstosses von 2016. Emmer finden nur an zwei Orten ein öffentliches WC: auf dem Friedhof Gerliswil und in Emmen-Dorf. Zwei öffentliche Toiletten – bei über 33'000 Einwohnern. Hinzu kommen wenige – wie etwa im Emmen Center –, die von Privaten betrieben werden. Zwar gäbe es auch Toiletten bei den Bushaltestellen Sprengi und Schönbühl. Wegen Sprayereien und Sachbeschädigungen dürfen hier aber nur noch Chauffeurinnen pinkeln. Das Gleiche gilt für die WCs an den Emmer Bahnhöfen.

Neue WCs zu bauen würde aber einiges kosten. Damals rechnete Emmen mit rund 100'000 Franken Kosten für eine neue, vandalensichere Toilette. Hinzu kämen 6000 Franken jährlich für den Unterhalt. Sollte das WC-Häuschen auch noch barrierefrei oder genderneutral sein, würde das ganze noch teurer. Und das waren noch die Preise von 2016. Wegen der zwischenzeitlichen Teuerung dürften die Kosten inzwischen deutlich höher liegen, so die Gemeinde.

Emmen hat noch immer kein Geld

Als Alternative schlug der Gemeinderat damals das Konzept «nette Toilette» vor. Die Idee: Für einen kleinen Beitrag der Gemeinde öffnen Restaurants ihre stillen Örtchen für die Bevölkerung. Dieses Konzept kennt etwa die Stadt Luzern, wo 18 verschiedene Betriebe mitmachen (zentralplus berichtete). Als Emmen dem Einwohnerrat 2017 einen Kredit für temporäre Container und nette Toiletten vorlegte, fand dieser das Preisschild zu teuer. Die jährlichen 50'000 Franken Unterhaltskosten seien bei der angespannten finanziellen Lage nicht tragbar.

Zwar schrieb Emmen mittlerweile auch mal schwarze Zahlen. Doch wegen der anstehenden grossen Investitionen hätten sich die finanziellen Rahmenbedingungen seither nicht verbessert, hält die Gemeinde sieben Jahre später fest. Die verschiedenen Vorschläge Jägers – etwa neue WCs beim Tramhüsli oder dem Barackendörfli beim Riffigweiher – kommen für den Gemeinderat deshalb nicht infrage. Im Fokus stehe in Emmen nicht die Frage nach dem Standort neuer Toiletten, sondern die Frage, wer diese bezahlt.

Hoffnung auf Kanton und SBB

Immerhin: Baut Emmen bestehende WC-Anlagen um, optimiere die Gemeinde diese bei Gelegenheit, verspricht der Gemeinderat. So können neu auch trauernde Emmerinnen im Rollstuhl ihre Notdurft beim Friedhof Gerliswil verrichten. Zudem seien die WCs bei der Badi Mooshüsli auch ausserhalb der Badesaison geöffnet.

Für Pinkelmöglichkeiten rund um den Bahnhof Emmenbrücke hofft die Gemeinde auf die SBB. Emmen sei diesbezüglich in Kontakt mit den Bundesbahnen. Stellen sich diese quer, schielt sie auf Lösungen mit dem Kanton im geplanten Verwaltungsgebäude – oder dann doch mit nahegelegenen Restaurants.

Kurzum: Eine Erlösung für Emmer mit drückender Blase ist nicht in Sicht. Es sei denn, der Einwohnerrat nimmt den Vorstoss an seiner Sitzung am 12. November entgegen dem Willen der Gemeinde an.

Verwendete Quellen
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