Luzerner Hotel-Restaurant Rothaus schliesst bald

«Diese Wildsaison ziehen wir noch durch, dann ist Schluss»

Hat seinen Humor trotz allem nicht verloren: Christoph Schärli. «Schreiben Sie ja nicht, das sei Frau Schärli», sagt er augenzwinkernd. Miri Krasniqi, die Chefin der Hotelreception, kommt mit aufs Foto.

(Bild: mbe)

Das traditionsreiche «Rothaus» im Bruchquartier schliesst Ende Oktober. Schweren Herzens muss Besitzer Christoph Schärli seinen Betrieb aufgeben und verkaufen. Es sei denn, man fände vorher einen Käufer. Doch das wäre ein absoluter Glücksfall.

Am Montagnachmittag hat Christoph Schärli seinen 18 Angestellten mitgeteilt, dass er das Hotel-Restaurant Rothaus aus gesundheitlichen Gründen schliessen muss (zentralplus berichtete). Gleichzeitig wurde eine Medienmitteilung verschickt. Der Schritt fällt ihm nicht leicht und bewegt ihn, das spürt man im Gespräch. «Es kam für alle überraschend, auch für mich», sagt der 57-jährige Hotelier. Gerne hätte er noch lange weitergemacht. Doch seine Gesundheit lasse das nicht zu. Gerade wegen seines Personals fällt ihm die Massnahme sehr schwer. Seine Mitarbeiter seien alle gut qualifiziert, betont er.

21 Jahre lang hat Schärli den Betrieb mit Herzblut geführt. «Wir hatten gute Zeiten hier, haben tolle Sommerparties gefeiert. Auch die Fasnacht war immer super», sagt er. Davon zeugen die Fasnachtsbilder in der Gaststube. Und Christoph Schärli ist ein waschechter Zünftler (in der Zunft zu Safran Luzern). Als weiteren Höhepunkt bezeichnet Schärli die Wildsaison in seinem Restaurant. «Alles bei uns ist hausgemacht.» Dieses Jahr wird es die letzte sein: «Diese Wildsaison ziehen wir noch durch, dann ist Schluss», sagt der Besitzer.

Eines der ältesten Gasthäuser Luzerns

Für Luzern ist das ein Verlust. Denn das «Rothaus» hat eine lange Tradition, und eine weitere Quartierbeiz geht damit verloren. Das Gasthaus an der Klosterstrasse wurde 1838 eröffnet. Die historische Jägerstube zeugt noch von dieser Zeit (siehe Bildergalerie unten). Laut Schärli war der Betrieb früher vor allem ein Restaurant und bot bloss eine Handvoll Zimmer zum Übernachten an. Anfang der 60er-Jahre wurde ein Neubau erstellt, in den 80er-Jahren veränderte man das Gebäude erneut, baute es aus. Aus dem Giebel- wurde ein Flachdach, und das verschachtelte Haus erhielt das heutige Aussehen.

«Ich hoffe, dass das Rothaus ein Hotel bleibt.»

Christoph Schärli

Das heutige Hotel hat 48 Zimmer und ist offiziell mit drei Sternen klassifiziert. Die Hälfte seiner Gäste seien Bustouristen, die andere Hälfte Privatgäste und Geschäftsleute. Nun wird der ganze Betrieb verkauft. Christoph Schärli zu zentralplus: «Ich hoffe, dass das Rothaus ein Hotel bleibt.» Schärli ist zuversichtlich, dass sein gut qualifiziertes Personal neue Stellen findet innerhalb der Kündigungsfrist, ansonsten will er die Mitarbeiter bei der Suche unterstützen.

Bruder wickelt den Verkauf ab

Der Verkauf der Liegenschaft wird familienintern abgewickelt, über die Schärli & Partner Immobilien-Treuhand AG in Luzern. Deren Inhaber Thomas Schärli ist der Bruder des Hotelbesitzers. «Wir fangen jetzt mit der Ausschreibung an», sagt er auf Anfrage, «unser Ziel ist, dass wir bis Ende Jahr einen Käufer gefunden haben.»

Einen Nachfolger zu suchen, der das Hotel anstelle seines Bruders weiterführe, sei keine Option gewesen. Das Hotel habe eine mittlere Grösse. «Einen Betrieb dieser Grösse erfolgreich zu führen, bedingt ein grosses persönliches Engagement», sagt Thomas Schärli. Meist seien solche Hotels deshalb persönlich geführte Familienbetriebe. Und grosse Hotelketten seien erst ab einer Grösse von zirka 100 Zimmern interessiert an einer allfälligen Übernahme.

Könnte Hotel Drei Könige nicht übernehmen?

Wenn sich bis Ende Oktober ein Käufer finden liesse, wäre das für Thomas Schärli ein «absoluter Glücksfall». Zum Preis der Liegenschaft wollte er sich nicht äussern. Dieser werde möglichen Interessenten auf Anfrage bekannt gegeben. Laut Schärli haben sich die Hotels Rothaus und Drei Könige in der Vergangenheit immer wieder ausgeholfen mit Zimmern bei Engpässen. Könnte das Hotel Drei Könige den Nachbarbetrieb nicht übernehmen? Thomas Schärli lacht. «Ausschliessen kann man nichts», sagt er, aber auf der Traktandenliste stehe das momentan nicht.

Patric Graber, Präsident des Luzerner Hotelierverbands, bedauert die Schliessung des «Rothaus», sagte er auf Anfrage von zentralplus. «Es ist schade, vor allem unter solchen Umständen. Ich wünsche Herrn Schärli alles Gute und viel Kraft auf dem Weg zur Genesung.»

In unserer Bildergalerie finden Sie einige Impressionen aus dem «Rothaus».

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