Neue Fasnachts-IG

Diese Gruppe kämpft für Narrenfreiheit im Vögeligärtli

Die grüne Lunge der Neustadt ist das Vögeligärtli. (Bild: bic)

Eine kleine Gruppe von Luzerner Fasnächtlern hat einen neuen Verein gegründet. Sie wollen die Narrenfreiheit an der Luzerner Fasnacht neu beleben. Was heisst das genau?

Die Luzerner Fasnachtsszene erhält mit der Gründung der «IG Vögelifrei» einen neuen Verein, der sich für weniger Bürokratie und mehr Freiheit an der Fasnacht einsetzt. Die beiden Gründungsmitglieder Simon und Rodolfo – so stellen sie sich zentralplus vor – sind nämlich genervt: «Die vielen Interessengemeinschaften sind ein Riesenaufreger», sagt Simon und meint weiter: «Ohne IG im Rücken hat man an der Luzerner Fasnacht kaum mehr Rechte als Gruppe.»

Deshalb soll der Verein IG Vögelifrei verhindern, dass die Vorschriften der Fasnacht auch in die Luzerner Neustadt und damit ins Vögeligärtli überschwappen. Besonders an den hektischen Tagen wie dem «Rüüdige Samschtig» suchen viele Guggenmusigen und Kleinformationen in der Neustadt Zuflucht, wenn die Innenstadt von Menschen überfüllt ist.

«Wir wollen uns prophylaktisch gewisse Rechte am Vögeligärtli sichern.»

Fasnächtler Simon

Der Verein IG Vögelifrei ist eine Splittergruppe der Guggenmusig «Die Zäche Chöge Lozärn», die ihren jährlichen Gönneranlass im Vögeligärtli durchführt. Das Vögeligärtli biete nicht nur genügend Platz für seine Gönnerinnen, sondern auch für andere Guggenmusigen, finden die beiden. Auch diese Gruppen könnten auf den Stufen der Lukaskirche auftreten.

Simon und Rodolfo haben ihren neuen Verein gemeinsam mit anderen Fasnächtlern gegründet, um ihre Interessen gegenüber der Stadt und dem Luzerner Fasnachtskomitee (LFK) zu vertreten und allfälligen Regulierungen für das Vögeligärtli zuvorzukommen: «Wir wollen uns prophylaktisch gewisse Rechte am Vögeligärtli sichern», sagt Simon.

Perlen der Absonderlichkeit

Die «IG Vögelifrei» geht dabei bewusst humorvoll und anarchisch vor. Ihre Statuten enthalten kuriose und ironische Passagen, die ihre freiheitsliebende Haltung verdeutlichen.

So heisst es etwa: «Spenden und Zuwendungen aller Art werden vom Vorstand versoffen.» Ein weiterer Punkt betont die Eigenverantwortung: «Für Infrastrukturen wie Strom, Wasser, Toiletten, Duschen und Guuggerbühnen ist jeder, der sich im Vögeligärtli aufhält, selbst verantwortlich.» Dass die Statuten des Vereins witzig anmuten und nicht ganz ernst zu nehmen seien, sei ein Akt der Rebellion.

Das Anliegen des Vereins ist allerdings klar formuliert: «Wird das Vögeligärtli nicht von den ‹Die Zäche Chöge Lozärn› beansprucht, steht es allen traditionellen Fasnachtsgruppen offen, und der freie Platz kann uneingeschränkt genutzt werden.» Die Vereinsgründer wollen den Geist der traditionellen Luzerner Fasnacht dadurch stärken.

Auch kleinere Gruppen ohne festen Wagenplatz sollen ihren Wagen im Park abstellen können, ohne dafür bürokratische Hürden nehmen zu müssen. Das aufgrund eigener Erfahrungen: «Wir wurden mehrmals weggeschickt, wenn wir unseren Wagen irgendwo abstellen wollten», ärgert sich Rodolfo.

Naherholungsgebiet für Fasnächtler

Auch andere Fasnachtsgruppen haben die Neustadt als Rückzugsort entdeckt. So bespielen die «Vikinger» beispielsweise am Samstagnachmittag das Helvetiagärtli, und die Neustadt dient – zumindest bis zum Bundesplatz – während der grossen Umzüge am «Schmotzige Donnschtig» und am «Güdismändig» als Abschlussstrecke.

An der Luzerner Fasnacht soll nach Ansicht der Vereinsgründer wieder mehr Narrenfreiheit herrschen. Die Diskussion um eine «Überregulierung» wird seit Jahren intensiv geführt und spaltet die Fasnachtsgemeinschaft (zentralplus berichtete). Auch das Thema Technomusik wird in den Statuten des Vereins aufgegriffen: «Das Beschallen mit verstärkter Musik, ausser bei Produktionen, ist im Vögeligärtli verboten.»

Der Verein IG Vögelifrei verkörpert in seinen Statuten den freien und gemeinschaftlichen Geist der Luzerner Fasnacht. Das Ziel von Simon, Rodolfo und den weiteren Vorstandsmitgliedern ist es, die Fasnacht so authentisch und ursprünglich wie möglich erlebbar zu machen: «Das wäre auch im Sinne der Luzerner Fasnachtstradition.»

Verwendete Quellen
  • Statuten Verein IG Vögelifrei
  • Telefonischer Kontakt mit Simon und Rodolfo
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