Unbekannte störten am vergangenen Samstag den Umzug der Pride in Luzern. Nach einem Beitrag auf den sozialen Medien ist jetzt klar, wer dahintersteckt.
Am Samstag fand die Pride Zentralschweiz in Luzern statt. Queere Aktivisten und Unterstützer haben sich zusammengetan, um für die Rechte von homosexuellen, bisexuellen und Transpersonen einzustehen. Nach 17 Jahren Pause fand die Pride erstmals wieder im Jahr 2022 in Luzern statt (zentralplus berichtete). Um 20 Uhr veranstaltete die Pride Zentralschweiz einen Umzug, der die Demonstrierenden vom Musikpavillon auf dem Kurplatz über die Seebrücke die Bahnhofstrasse hinabführte.
Während des Umzugs der Pride-Anhängerinnen sorgte eine Gegenaktion auf einem Gerüst an der Bahnhofstrasse für Aufsehen. Die Gegner setzten sich für die Ansicht ein, dass es nur zwei Geschlechter gebe, was konträr zu den Überzeugungen der queeren Aktivisten ist. Nun hat sich eine Gruppe zur Aktion bekannt.
Offenbar von Rechtsextremen ausgeführt
Wie die rechtsextreme Organisation «Junge Tat» auf X schreibt, ist sie für die Gegenaktion verantwortlich. Ihre Aktivisten hätten sich dazu entschlossen, ein «klares Zeichen» zu setzen, wie die «Junge Tat» schreibt. Das betreffende Zeichen bestand dabei aus zwei Bannern mit Piktogrammen einer Frau und eines Mannes, wie sie üblicherweise auf Toilettentüren zu finden sind. Und einem Banner dazwischen mit der Aufschrift #nurzwei.
Kurz nachdem die Banner auf dem Gerüst entrollt waren, veröffentlichte Nicolas Rimoldi auf X ein Bild der Aktion. Der prominente Kritiker der Covid-19-Massnahmen sagte bereits zu diesem Zeitpunkt gegenüber zentralplus, dass die «Junge Tat» dahinterstecke. Er selber habe damit aber nichts zu tun, wie er klarstellte (zentralplus berichtete).
Die Gruppierung machte bereits an der Pride in Zürich mit einer ähnlichen Aktion auf sich aufmerksam. Dort zeigte sie ebenfalls Banner und verteilte überdies homophobe Flugblätter mittels Drohnen. Wie «SRF» berichtet, nahm die Polizei im Zusammenhang mit der Zürcher Aktion sieben Männer mit auf den Polizeiposten.
Das sagt der Pride-Verein
Der Verein Pride Zentralschweiz, welcher den Umzug organisiert hatte, lässt sich von den Bannern der «Jungen Tat» indes nicht beirren. Die gesamte Veranstaltung sei ein voller Erfolg gewesen, wie die Verantwortlichen auf Anfrage von zentralplus sagen.
Der Verein ist der Überzeugung, dass die Gesellschaft weiterhin sensibilisiert werden müsse und im Weiteren ein Dialog nötig sei, um die Anliegen der queeren Gemeinschaft sichtbar zu machen. In diesem Sinne halten die Organisatoren fest: «Genau solche Aktionen zeigen uns auf, warum es Prides als Anlässe braucht.»
Anzeige erstattet
Der Zwischenfall mit der rechtsextremen Organisation sei überdies die einzige solche Störaktion gewesen während des Tages. Das bestätigt auch die Luzerner Staatsanwaltschaft gegenüber zentralplus. Der Anlass sei aus Sicht der Ordnungshüter «gut und friedlich» verlaufen.
Nach der Banner-Aktion hat der Luzerner Jurist Loris Mainardi bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Wie er zentralplus zukommen liess, hat er die Staatsanwaltschaft ausserdem angehalten zu prüfen, ob die Gebäudeeigentümerin, an dessen Gerüst die Banner hingen, einen Strafantrag stellen will. Besitzerin ist die Pensionskasse der Credit Suisse Gruppe.
Viele Besucher an der Demo
Die Pride Zentralschweiz geschah dieses Jahr unter dem Motto «LoveIN, HateOUT». Ab 11 Uhr gab es rund um den Musikpavillon auf dem Kurplatz Reden, musikalische Unterhaltung, diverse Stände und eine Auswahl an Essensangeboten.
Unter den Rednern waren unter anderem Stadtpräsident Beat Züsli und Grünen-Nationalrat Michael Töngi. Auch die Schweizer Armee war mit einem Stand vertreten. Zum Start der Demo um 20 Uhr versammelten sich gemäss der «Luzerner Zeitung» etwa 2500 Personen auf dem Festivalgelände, bevor der Umzug mit Endziel Bourbaki losging.
Nicht die einzige Aktion in letzter Zeit gegen Pride
Der Vorfall am Umzug der Pride Zentralschweiz war in den vergangenen Wochen nicht die einzige queerfeindliche Tat in Luzern. Unbekannte stahlen vor einem Monat die Queerbibel aus der Peterskapelle und zerstörten Material für den Umzug, welcher am Samstag über die Bühne ging (zentralplus berichtete).
Die Bibel ist ein Projekt des bekannten Queer-Pastors Meinrad Furrer, der gemeinsam mit der Aktivistin Mentari Baumann Bibelstellen so ausgelegt hat, dass sie für diverse und queere Identitäten hilfreich sein können (zentralplus berichtete).
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.