Unisex-WCs in der Stadt

Hier kommen in Luzern sieben öffentliche WC-Anlagen hin

Der Luzerner Stadtrat zeigt in seinem dritten Masterplan WC, was sich in Sachen öffentliche Toiletten die nächsten Jahre ändern soll. (Bild: Giorgio Trovato/Unsplash)

Behindertengerechter und geschlechtsneutraler sollen sie werden, die öffentlichen WCs in der Stadt Luzern. Der Stadtrat präsentiert seinen dritten Masterplan WC – und will für sieben neuen Anlagen tief ins Portemonnaie greifen. Wir sagen dir, wo sie gebaut werden sollen.

Es geht ums stille Örtchen, für das Luzern ganz grosse Worte hat: den «Masterplan WC». Auf 39 Seiten illustriert der Luzerner Stadtrat, was sich in den nächsten zehn Jahren in Sachen öffentliche Toiletten alles tun soll. Es ist der dritte städtische Masterplan seiner Art, den der Stadtrat just verabschiedet hat.

Zu dreckig, «beschämend», Heroinspritzen auf dem Klo: Eine kurze Medienarchiv-Recherche spuckt Berichte über Klos in Luzern zu Tausenden aus. So titelte zentralplus 2013 beispielsweise: «Kot im Museum: Luzerns WC-Problem artet aus». Damals entleerte ein Tourist seinen Darm in der Ecke des Alpineums. Mehrere Gastrobetriebe um den Löwenplatz lehnten sich damals gegen den «fragwürdigen WC-Masterplan» der Stadt auf (zentralplus berichtete).

Auch politisch schaffte es das stille Örtchen immer wieder ins städtische Parlament. So warf etwa SP-Grossstadträtin Regula Müller die Idee von geschlechtsneutralen Toiletten an Schulen ein. Der Stadtrat sagte Ja dazu (zentralplus berichtete). Und die SP war besorgt, dass es bei Luzerner Badiplätzen zu wenig öffentliche WCs gebe (zentralplus berichtete).

Bars stellen «nette Toiletten» gratis zur Verfügung

Aber zurück zum neuen, städtischen WC-Masterplan. In diesem wagt der Stadtrat als erstes eine Bestandesaufnahme.

Derzeit gibt's in der Stadt 39 öffentliche WC-Anlagen. Hinzu kommen 18 sogenannte «nette Toiletten». Das sind Restaurants, bei denen Passantinnen gratis das WC benutzen können. Dafür werden die Bars und Beizen von der Stadt entschädigt. Über den Sommer stellt die Stadt zudem temporäre WCs an Standorten auf, die stark besucht werden. Also bei Freibädern, Flaniermeilen oder Kinderspielplätzen. Der Stadtrat spricht in seinem Bericht von einem «Erfolgskonzept».

WCs sollen behindertengerecht – und geschlechtsneutraler werden

Die städtischen WCs sollen vor allem eines werden: behindertengerechter, altersfreundlicher und geschlechtsneutraler. Denn bis anhin sind lediglich zwei der insgesamt 39 Toiletten behindertengerecht. Entweder können die Türen kaum ohne fremde Hilfe geöffnet und geschlossen werden, es fehlen Türautomaten. Oder es gibt Schwellen bei den Eingangstüren – da mit dem Rollstuhl drüberfahren, praktisch unmöglich.

Der Stadtrat erhofft sich viel von genderneutralen Universal-WCs, wie er auch in der Stellungnahme auf ein entsprechendes Postulat festhält. Nämlich: kürzere Wartezeiten, geringere Gefahr von Diskriminierungen – gerade für non-binäre Menschen. Oder dass Eltern von andersgeschlechtlichen Kindern ihr Kind aufs WC begleiten können oder den Wickeltisch geschlechterunabhängig nützen können. Insbesondere seien genderneutrale WC auch von Vorteil, wenn der Platz knapp ist, seien doppelte WCs für Frauen und Männer teilweise gar nicht möglich. Kurz: Viele Probleme – eine Lösung: genderneutrale Unisex-WCs.

Hier entstehen sieben neue WCs in der Stadt

Wie der Stadtrat ausführt, will er in den nächsten Jahren sieben neue öffentliche WC-Anlagen realisieren. Nämlich hier:

Beim Schwanenplatz steht bereits seit letztem Jahr ein neues WC bereit: Eine ehemalige Telefonkabine wurde dabei zum Universal-WC (zentralplus berichtete).

Werden Schulanlagen erweitert oder gesamtsaniert, so will die Stadt künftig Toiletten einplanen, die von aussen her zugänglich sind.

Richard-Wagner-Museum: Toilette wird grösser

Hindernisfreie und genderneutrale WCs – damit dies gelingt, sind fast bei allen WC-Anlagen bauliche Anpassungen nötig. So möchte die Stadt zum Beispiel die WC-Kabine beim Torbogen abbrechen und durch eine rollstuhlgerechte Anlage ersetzen.

Oder die bestehende WC-Anlage bei der Richard Wagner Wiese wird um zwei zusätzliche Kabinen erweitert. Der Stadtrat sieht's in einer Stellungnahme auf ein Postulat der SP gleich wie die Postulanten, dass es an Spitzensommertagen Warteschlangen vor der Toilette geben kann. Teilweise auch, weil die Kabinen als Umziehgarderoben «zweckentfremdet» werden würden.

Wie oft die Toilette gereinigt wird, hängt von den Besuchen ab

Der Stadtrat möchte künftig Spitzenbelastungen bei öffentlichen Toiletten erfassen. Die Datenerfassung soll durch Türimpuls mit Datenübermittlung auf einen Zentralrechner erfolgen. So könnte die Stadt bei stark besuchten Plätzen wie der Ufschötti, der Lidowiese oder eben auch bei der Richard-Wagner-Wiese zusätzliche temporäre WC-Anlagen aufstellen, wenn sie sieht, dass die Toiletten stark ausgelastet sind. Durch die Datenerfassung will die Stadt aber künftig auch die Reinigungszyklen der Anlagen anpassen – je nachdem, wie oft die Toilette am jeweiligen Platz aufgesucht wird.

Auch die Anlage beim Torbogen bedingt gemäss Stadtrat einen Ausbau. Sowie diejenige beim Inseli, das vor allem während der «Lozärner Määs», dem Weihnachtsmarkt und im Sommer aufgrund der Buvetten im Sommer viele Besucherinnen anlockt.

Per App zur nächsten Toilette geführt

Wer kennt's nicht: Man läuft aus der Bar und merkt, dass man doch noch auf die Toilette hätten gehen müssen. Das nächstgelegene WC ist verstopft – und wo ist das nächste?

Die Stadt will deswegen eine App gestalten. Diese soll uns zur nächstgelegenen Toilette führen – die noch offen ist. Grundsätzlich haben von Mai bis Oktober alle öffentlichen WCs von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts offen. Im Winter bis 22 Uhr abends.

Auch die «netten Toiletten» zeigt die App an. Angezeigt wird auch, wenn das WC gesperrt ist aufgrund technischer Probleme oder Vandalismus. Die App soll per 2023 bereitstehen.

Insgesamt sind mehr als sieben Millionen Franken nötig

Neben den sieben neuen WCs müssen fast alle bestehenden Toiletten-Anlagen baulich angepasst werden.

Dafür muss die Stadt tief ins Portemonnaie greifen. Über die ganze Stadt Luzern gesehen rechnet der Stadtrat bis im Jahr 2032 mit Gesamtinvestitionen von rund 7,3 Millionen Franken zu rechnen.

Anders als bei den ersten beiden Masterplänen von 2009 respektive 2014 beantragt der Stadtrat dafür keinen Kredit. Die priorisierten Massnahmen sollen je nach Kompetenzstufe von der Dienstabteilung Immobilien, der Baudirektion oder vom Stadtrat bewilligt werden. Der Grosse Stadtrat wird den Planungsbericht voraussichtlich am 22. Dezember beraten.

Verwendete Quellen
  • Masterplan 3 zu den öffentlichen WC-Anlagen der Stadt des Luzerner Stadtrats
  • Stellungnahme des Stadtrates zum Postulat 182
  • Stellungnahme des Stadtrates zum Postulat 182
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Büttener
    Büttener, 09.11.2022, 13:31 Uhr

    Ob die Toilette an der Bushaltestelle Büttenenhalde kommt ist noch gar nicht sicher. Da sind noch Verhandlungen mit Eigentümer im Gange und wird nicht von allen Anwohner gewünscht.

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