Die schönsten Orte, die Touristen (noch) nicht entdeckt haben
Übertourismus ist in aller Munde. Gerade in Luzern trifft das Thema einen Nerv. Dabei gibt es auch Orte, die die Touristen noch nicht in Beschlag genommen haben.
In Heerscharen pilgern Internetprominente, wie kürzlich der weltbekannte Youtuber PiewDiePie, nach Luzern (zentralplus berichtete). Immer auf der Jagd nach Klicks. Stramm zeigen sie Zahnfleisch vor den stets gleichen Sujets. Und stellen die Bilder mit lobenden Worten ins Netz, sodass sich die nächste Generation verleitet sieht, das eigene Antlitz vor der Kapellbrücke abzulichten.
Dank dessen ist die digitale Präsenz von Luzern stark – aber einseitig. Und in der Folge drängen sich Tausende von Menschen an einer Handvoll Orte. DerEindruck des Übertourismus entsteht – die Stadt wirkt weniger lebenswert. Die Einheimischen fühlen sich in Ecken gedrängt, an welchen sie für sich sind.
Ihnen sei gesagt: Es gibt sie. Die Geheimtipps. Wiesen, Pärke und Plätze, an welchen die geneigte Luzernerin in geruhsamer Einsamkeit ihre pittoreske Heimat geniessen kann. zentralplus präsentiert eine unvollständige Liste fotogener und gleichsam vom kollektiven Gedächtnis vernachlässigter Orte.
Ein Schloss wie aus dem Bilderbuch
Der erste Eintrag dieser Liste gebührt einem Bijou an den Hängen des Vierwaldstättersees. Mit seinen Spitzen und Türmen regt das Schloss Meggenhorn nicht nur die Fantasie, sondern auch zum Verweilen an. In den umliegenden Gärten wie auch im dazugehörigen Bistro kann man Menschenmassen vergeblich suchen.
Der grösste Park der Stadt
Der grösste öffentliche Park der Stadt Luzern hätte genügend Kapazität für ein paar zusätzliche Besucher. In der ausschweifenden Grünanlage rund um das alte Konservatorium sind dennoch nur wenige Touristen anzutreffen. Umso besser für die Einheimischen. Zudem ist die Musikschuleseit 2020verstummt – Ruhe und Erholung sind also garantiert (zentralplus berichtete).
Ein märchenhafter Ort
Menschenmassen sind der Mystik eines Ortes nicht zuträglich. In der Wolfsschlucht auf dem Sonnenberg bei Kriens finden Einheimische wenige Besucher und den perfekten Ort, um sich in einer altertümlichen Sage zu wähnen. Das Tragen roter Mützen geschieht auf eigene Gefahr.
Der Panoramalieferant
Auf dem Sonnenberg ist der Name Programm. Und selbst wenn sich das Gestirn von Helios einmal hinter Wolken verbirgt, bleibt die Aussicht über Stadt und Agglomeration dennoch atemberaubend. Hier bleiben die Alltagssorgen aussenvor.
Mit dem Bähnli ist der Sonnenberg zudem für alle Altersgruppen gut erschlossen. Obwohl sich das Bähnli in der lokalen Bevölkerung grosser Beliebtheit erfreut, bleiben Mandarin oder Englisch mit amerikanischem Akzent auf dem Krienser Hausberg ein selten gehörtes Kuriosum (zentralplus berichtete).
Nicht nur eine Joggingstrecke
Die Horwer Halbinsel als unbekannt darzustellen, wäre sicher verfehlt. Gerade bei Freizeitsportlern geniesst die Strecke nach dem Winkel grosse Beliebtheit (zentralplus berichtete). Die vielen Vorbeirennenden könnten aber den Eindruck erwecken, es handle sich hier um einen besonders unschönen Fleck der Region. Dem ist nicht so.
Denn:Wer sich an einem sommerlichen Tag für einen Ausflug entscheidet, ist schnell vom Gegenteil überzeugt. Hier gibts alles, was Luzerner Herzen höher schlagen lässt: See, Natur und den Pilatus. Nur eben ohne allzuviele Touristen.
Der Hausberg bietet Platz für alle
Spaziergänger müssen auf ihrem Weg auf der Krienseregg selten Teleskopstangen mit festgemachten Handys auf die Seite schieben. Grund genug, das Ausflugsziel auf diese Liste zu packen. Mal nicht bei der Fräkmüntegg auszusteigen, lohnt sich.
In der Stadt, fernab der Reisegruppen
Wer nun denkt, diese Liste führe nur grüne Naherholungsgebiete, soll sich täuschen. In der Kleinstadt gibt es einen Platz, so unbekannt, dass wohl selbst eingesessene Luzerner nicht wissen, wie er heisst. Der Philipp-Anton-von-Segesser-Platz, benannt nach einem Politiker und Historiker, der im 19. Jahrhundert gewirkt hat. Besser bekannt ist er als «Krienbrüggli». Zwar fährt der City-Train regelmässig am Platz vorbei, doch scheinen die grossen Touristenströme den Platz links liegen zu lassen.
Kleines Argument zum Schluss
Bevor sich Kritiker in der Kommentarspalte die Finger wund tippen, eine Vorwegnahme: Ja, das öffentliche Preisen wenig besuchter Orte birgt die Gefahr von einemGegeneffekt. Dass also plötzlich viel mehr Menschen sie frequentieren. zentralplus nimmt sich als lokales Onlinemagazin dennoch die Freiheit heraus, seinen Leserinnen ihre Region näherzubringen. Und sollten Touristen auf diesen Text stossen, soll ihre Recherche belohnt werden.
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.