Was Meerschweinchen in einer Zunft suchen

Die neue «Meersäulizunft» bringt Heiterkeit nach Luzern

Sie sind gegen Köfferlifasnächtler und für Humor: Die Meersäulizunft um den Präsidenten Matthias Birnstiel. (Bild: Bonnie Kittle / unspash)

Sie sind im Kampf gegen fade und kraftlose Zunftstatuten. Und sie wollen in erster Linie lustig sein. Aber was ist dies für eine spezielle Zunft, die diesen Freitag im Doorzögli aus der Taufe gehoben wird? Wir stellen euch die Meersäulizunft vor.

Die Geburt der neuen Zunft klingt nicht gerade sehr tierfreundlich. Das pastorale Meersäuliessen im Doorzögli bildet den Startschuss in das Zunftleben. Was wird da genau passieren?

Wir haben den Zunftmeister Matthias «Disli» Birnstiel gefragt: «Ich kann die Tierschützer beruhigen. Es gibt kein Meersäuli, wir werden ein Doorzögli-Cordon-bleu essen, wie es sich gehört.»

Wer vegan lebt, hat es in dieser Zunft wohl schwer. Das Menü der Generalversammlung ist in den Statuten festgeschrieben. «Das traditionelle und aussergewöhnliche Meersäuliessen (§5) vor der GV (§4) besteht aus einem aufgedunsenen, orexigenen (den Appetit steigernd) und saftigen ‹Cordon bleu› und Unmengen an anorexigenen (den Appetit hemmend) alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken»

Gegründet im Doorzögli von echten Fasnächtlern

Das komplette «Meerschweinengehege» besteht aus 100 Prozent Fasnächtlern. Alle Frauen und Mannen der Zunft sind aktiv in der fünften Jahreszeit. Die Idee zur Zunft entstand, wie könnte es anders sein, beim Bier und Cordon bleu im Doorzögli.

Die Gründer der Zunft sind an der Fasnacht beim Bassisten-Kongress dabei. Da treffen sich jeweils über 100 Guuggen-Bass-Bläser am Rüüdige Samschtig im Stadtkeller. Die Bassisten-Präsidenten wiederum treffen sich immer am dritten Freitag im Dezember zum Essen.

«Wir hatten schon fünf bis sechs Essen», erzählt Birnstiel. «Neben uns haben die Rotsee-Husaren gegessen. Wir haben uns gegenseitig hochgeschaukelt.»

Meersäuli sind keine Köfferlifasnächtler

Es wurde auch immer wieder heiss diskutiert, was einen richtigen Fasnächtler ausmacht. Am Tisch war man sich einig, dass die meisten Zünftler echte «Köfferlifasnächtler» sind. Also solche, die mit schönen, offiziellen, sauberen Kittel am Rande der Fasnacht stehen und nicht selbst mit Kostüm und «Grend» in der Menge sind. Also Männer mit Zepter und Zunftketten, allerdings ohne den nötigen «Fasnachts-Dräck».

«Vor allem in der jetzigen Zeit braucht es Witz und Humor.»

Matthias «Disli» Birnstiel, Obermeersäuli

Laut Statuten der Meersäuli sind Köfferlifasnächtler (oder Kettelibuebe), «die vor und während der Fasnacht anstatt eines altüberkommenden und urfasnächtlichen Fasnachtskostüms mit Maske, eine mit Trompetengold und halbverrosteten Pseudoplaketten verzierte Kette um die Gurgel sowie – einige von ihnen – einen filzigen, schwarzen quertragenden Kopfschmuck tragen.»

Die nun neu gegründete Zunft will da ein Gegengewicht setzen. Eine Grundvoraussetzung um dabei zu sein ist es eben kein Köfferlifasnächtler zu sein.

Die Homepage verspricht es – der Präsident betont es: Meersäuli sind keine Köfferlifasnächtler!

Mindestkörpergrösse und Mindest-Zahn-Anzahl

Auch hier wird ersichtlich, die Zunft zieht das Motto «lustig sein» auch in den Statuten durch. Ein Blick in die Schrift zeigt, Voraussetzungen einer Mitgliedschaft sind:

  • Das Erreichen von mindestens 153.5 cm Körpergrösse
  • Mindestens 54,8 Kilogramm Körpergewicht
  • Noch mindestens vier eigene Zähne

Wer sich auch Meersäulizünftler nennen will, muss seinen Antrag schriftlich, auf einem sauberen Bierdeckel verfassen.

Auch nicht gerade alltäglich sind die Pflichten des Obermeersäuli (Zunftmeister, Präsident). So steht in den Statuten, der Präsident müsse der Generalversammlung «eine gehaltvolle, anständige, aber sehr lustige Rede halten, es kann auch ein neuer, wirklich neuer, Witz sein. Billige Schnupfsprüche und andere (Meer)-Schweinereien gehören nicht dazu».

Ach ja... und nüchtern zur GV erscheinen, das geht gar nicht!

Was ist das Ziel der neuen Zunft?

Die Weltherrschaft wollen die Zünftler nicht an sich reissen. Es ist schlicht ein «Gag» und die Meerschweinchen wollen Heiterkeit versprühen. «Vor allem in der jetzigen Zeit braucht es Witz und Humor», betont das Obermeersäuli Matthias «Disli» Birnstiel.

Wollt ihr in die 5. Jahreszeit abtauchen? Hier geht es zu unserem Konfetti-Dossier. Dass der Zunftmeister ein echter Fasnächtler und kein Köfferlifasnächtler ist, beweisen seine Bilder.

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