Quartierbeiz in Luzern erstrahlt in altem Chic

Das «Weisse Schloss» bleibt Bollwerk der Schweizer Küche

Setzen bewusst auf gutbürgerliche Küche: Bernhard Müller (links) und Emmanuel Giménez (rechts). (Bild: Joshua Gutzeit)

Das Quartierrestaurant «Weisses Schloss» an der Moosstrasse in Luzern präsentiert sich seit Dienstag in einem neuen Look und orientiert sich dabei an der eigenen Historie. zentralplus hat mit den beiden Chefs über die Bedeutung des Lokals und die Baustellen der Luzerner Gastronomie gesprochen.

Das «Weisse Schloss» ist eine Institution in der Luzerner Gastroszene. Das traditionelle Restaurant mit der angrenzenden Nachbar ist ein bekannter Treffpunkt im Hirschmatt-Quartier. In den vergangenen drei Monaten blieben die Türen aber zwecks Umbau geschlossen. Seit Dienstag ist das Lokal wieder geöffnet und das Schloss lockt mit neuem «altem» Charme (zentralplus berichtete). zentralplus hat sich mit Inhaber Bernhard Beni Müller (38) und Geschäftsleiter Emmanuel Manu Giménez (32) an einen der frisch polierten Tische gesetzt.

zentralplus: Einfach mal vorneweg: Wie lange sind Sie beide schon in der Gastrobranche unterwegs?

Bernhard Müller: Wollen Sie, dass ich mich alt fühle? (Lacht.)

zentralplus: Nur, wenn es nicht anders geht.

Müller: (überlegt kurz.) Das müssen an die 23 Jahre sein. Angefangen habe ich mit 18 Jahren im Biergarten am Quai. Den gibt's heute nicht mehr. Später habe ich im «Weissen Schloss» als Aushilfe angefangen und bin dann langsam in den Betrieb reingewachsen. Jetzt bin ich hier seit 15 Jahren im Einsatz.

Emmanuel Giménez: Bei mir sind es rund 15 Jahre, die ich in der Gastro arbeite. Seit fünf Jahren hier im Schloss, wo ich gleich als Geschäftsführer eingestiegen bin.

zentralplus: Was bedeutet das «Weisse Schloss» für Sie?

Giménez: Für mich ist das Lokal mein Zuhause, mein Wohnzimmer. Es ist der Platz, an dem ich am liebsten bin.

Müller: Ich bin gedanklich fast immer hier. Eigentlich ist das «Weisse Schloss» für mich fast wie ein Baby – Nicht, dass ich wüsste, wie das wäre (lacht), aber so stelle ich mir das in etwa vor. Es nimmt viel, gibt aber auch viel.

zentralplus: Was zeichnet das Restaurant aus?

Giménez: Die familiäre Atmosphäre, der Vibe und das Team, das hier schon seit Jahren im Einsatz ist. Und nicht zuletzt auch das gute Essen. Bei uns gibt es jeden Mittag fünf verschiedene Menüs. Das gibt es wohl nicht überall. Neu haben wir auch ein Monatsmenü mit einer speziellen Zutat, die gerade Saison hat. Aktuell ist das der Trüffel. Ausserdem arbeiten wir mit regionalen Zutaten und wo das nicht geht, dann wenigstens mit Schweizer Partnern.

Müller: Unsere Gäste wissen, was sie hier erwartet. Wir haben eine klare Kante. Ob du in Malerkleidung oder mit dem Anzug kommst, spielt uns keine Rolle.

Beim Umbau wurde Wert auf den klassischen Jugendstil-Look gelegt. (Bild: Pirmin Ulrich) (Bild: Pirmin Ulrich)

zentralplus: Sie haben den Betrieb mitten in einer Pandemie umgebaut. Warum?

Müller: Der Umbau war bei uns schon seit drei oder vier Jahren ein Thema, weil das Fundament – also die Elektrik, die Lüftungen und Kühlgeräte – nicht mehr auf dem neuesten Stand waren. Wir mussten und wollten umbauen. Und zwar gleich richtig. Der Betrieb soll jetzt für die nächsten zehn Jahre gerüstet sein.

Giménez: Der Umbau wäre auch ohne Corona gemacht worden.

Müller: Stimmt. Corona hat die ganze Sache einfach schwieriger und nerviger gemacht.

zentralplus: Mit dem Umbau wurde der alte Chic wieder eingeführt.

Giménez: Wir haben versucht, die Geschichte des Hauses wiederaufleben zu lassen. Die geht ja über hundert Jahre zurück. Darum haben wir beim Umbau viele Jugendstilelemente wie die Stuckaturen und die Lampen eingebaut.

zentralplus: Vor mir sitzen zwei Chefs. Wie sieht die Arbeitsteilung aus?

Giménez: Ich bin fast überall im Einsatz. Obwohl Beni der Inhaber ist, lässt er mich den Laden führen.

Müller: (nickt zustimmend.) Zusätzlich bin ich noch als «chef de bois» für die Bar zuständig.

zentralplus: Und in der Küche?

Giménez: Da steht unser Küchenchef Patrick Stocker. Beni und ich sind zwar gelernte Köche, aber alles kann man nicht selber machen. Und mit Patrick haben wir einen Glückstreffer gelandet.

«Schweizer Küche ist das Geilste!»

Bernhard Müller, Inhaber

zentralplus: Auf der Speisekarte stehen Älplermagronen, Spätzlepfannen und Hacktätschli. Liegt traditionelle Schweizer Küche im Trend?

Giménez: Europäische und Schweizerische Klassiker bilden bei uns den roten Faden.

Müller: Schweizer Küche ist das Geilste.

Giménez: Ja. Und sie gehört ins «Schloss». Das Gutbürgerliche ist Teil der «Schloss»-Kultur. Es wäre falsch, das zu ändern.

Müller: Jede Küche ist auf ihre Art toll. Trotzdem kehre ich immer wieder zur Schweizer Küche zurück. Ich finde es schade, dass es fast «uncool» geworden ist, wenn man gutbürgerliche Schweizerküche anbietet.

zentralplus: Sie beide sind ja schon einige Jahre in der Luzerner Gastroszene unterwegs. Wie beurteilen Sie denn die Entwicklung der Szene?

Müller: Abschliessend kann ich die Frage nicht beantworten, ich kann einfach meine Eindrücke schildern. Als ich angefangen habe, war Luzern sehr avantgardistisch. Lokale wie das «Pravda» oder «Loft» waren en vogue. Dadurch hatte die Stadt eine gewisse Ausstrahlung fürs Nachtleben gehabt. Leute aus anderen Kantonen kamen gern nach Luzern. In den Folgejahren ging das leider etwas verloren. Heute zieht es die Leute eher nach Zürich. Vielleicht hat man sich zu sehr auf den Lorbeeren ausgeruht.

zentralplus: Und heute?

Müller: Es kommt langsam wieder. Viele jüngere Gastrobetriebe reissen coole Sachen an. Es wäre toll, wenn Luzern wieder eine sexy Ausstrahlung bekommt.

zentralplus: Inwiefern kann das «Weisse Schloss» da mithelfen?

Müller: Indem wir zum Beispiel mit anderen Betrieben zusammenspannen, wie wir das etwa bei der Lucerne Cocktail-Week jeweils machen. Aber auch, weil wir authentisch sind und bleiben. Wir sind wir.

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