Wer zündete im November das Feuerwerk?

Das war wirklich der Grund für die Knallerei in Emmen

Monique Frey, Präsidentin der Grünen Emmen, konnte sich über die Knallerei im November nicht freuen. (Bild: Feuerwerk: OC Gonzalez via unsplash // Bild Monique Frey: Gemeinde Emmen)

Nun ist klar, was der wahre Grund für das grosse Feuerwerk Mitte November in Emmen war. Ein Initiativkomitee ortet Handlungsbedarf.

«Die Ukrainer feierten ihren Sieg», kolportierte am 12. November ein Kommentator bei zentralplus. Und erhielt dafür gleich mal drei Daumen-runter. Zu Recht: War frei erfunden und damit Fakenews. Dazu gleich mehr.

Es ging im damaligen zentralplus-Bericht um die Frage, warum es am Freitagabend, 11. November, in der Umgebung von Luzern während rund 20 Minuten dermassen laut geknallt hatte. Diese Frage beschäftigte die Leute sehr. «Ich war richtig sauer, als ich es knallen hörte», schrieb ein Kommentator bei zentralplus. Jemand beklagte sich, er sei aus dem Schlaf gerissen worden.

Und da war noch die Frage eines zentralplus-Lesers: «Na, und warum hat es denn nun geknallt?» Gute Frage. Dass es sich um ein Feuerwerk gehandelt hatte, war aufgrund der Berichterstattung schnell mal klar. Aber warum bloss ein Feuerwerk im November? Nachfrage deshalb bei der Luzerner Polizei: Was war nun der genaue Grund für dieses Feuerwerk? Antwort Mediensprecher Urs Wigger: «Da die Polizei nicht Bewilligungsinstanz ist, kann ich Ihnen diesbezüglich nicht weiterhelfen. Ich bitte Sie, bei der Gemeinde nachzufragen.»

Gemeinde Emmen nennt den Grund für das Feuerwerk

Gleiche Frage deshalb an die Gemeinde Emmen: Was war der Grund für dieses Feuerwerk? Mediensprecher Philipp Bucher antwortet, es habe sich um ein Feuerwerk gehandelt, das anlässlich einer privaten Feier veranstaltet worden sei. Auf eine entsprechende Zusatzfrage hin ergänzt Philipp Bucher: «Ich kann bestätigen, dass es sich beim Anlass um eine private Geburtstagsfeier gehandelt hat.» Präzisere Angaben kann Philipp Bucher nicht machen: Zur genaueren «Motivation» dieser Veranstaltung lägen der Gemeinde keine weiteren Informationen vor.

«Die Gemeinde Emmen hat den erwähnten Anlass nicht bewilligt.»

Mediensprecher Philipp Bucher

Zwischenfazit: Da hielt irgendjemand seinen jährlich wiederkehrenden Geburtstag offenbar für dermassen bedeutsam, dass er dies der näheren und weiteren Umgebung von Emmen unbedingt mittels eines rund 20-minütigen Feuerwerks mitteilen musste.

Kleines Rechenspiel: Rund 31'000 Einwohner leben in Emmen. Angenommen, «bloss» jeder hundertste möchte seinen Geburtstag auf eben diese Weise der Welt kundtun. Man muss nicht lange rechnen, um zum Ergebnis zu gelangen: Es würde im Norden von Luzern praktisch tagtäglich knallen.

Eine ungerechtfertigte Schuldzuweisung

«Mich hat dieses Feuerwerk ebenfalls irritiert», sagt Monique Frey, Präsidentin der Grünen Emmen. «Es war extrem laut, mitten im Wohnquartier, von der Luftverschmutzung rede ich schon mal gar nicht.» Ihrer Ansicht nach dürfte man ein solches Feuerwerk nicht bewilligen, dies gerade auch im Hinblick auf das kantonale Umweltschutzgesetz. Aber hier zeige sich halt auch das Problem der Gemeindeautonomie. Dabei müssten sich doch gerade auch die Gemeinden an die Vorgaben des Umweltschutzgesetzes halten.

Etwas stösst Monique Frey besonders auf: «Es hiess, das Feuerwerk sei im Raum Unter-Spitalhof gezündet worden. Das aber stimmt ganz sicher nicht. Das Gebiet Unter-Spitalhof ist ein sozialer Schmelzpunkt. Zu sagen, das Feuerwerk habe dort stattgefunden, ist eine ungerechtfertigte Schuldzuweisung.»

Eher kaum von Anwohnern

Monique Frey konnte in der Zwischenzeit noch Genaueres zur besagten Geburtstagsfeier in Erfahrung bringen: «Das Feuerwerk wurde für eine Geburtstagsfeier im Restaurant Rosstall gezündet.» Die Emmer Politikerin geht deshalb davon aus, dass das Ganze eher kaum von einem Anwohner stammte. Monique Frey fügt ironisch an, die Gemeinde sei sich wegen des FA 18 ja Lärm gewohnt. «Aus Sicht der Gemeinde spielt es deshalb wohl keine Rolle, wenn wir auch noch in der Nacht beschallt werden.»

Interessant von daher die Frage eines weiteren zentralplus-Kommentators: «Warum wird so etwas bewilligt?» Feuerwerke schaden bekanntlich der Umwelt und können eine Gesundheitsgefahr darstellen.

Emmen hat kein Reglement

Die Frage geht wiederum an die Gemeinde Emmen. Und hier kommt die Überraschung: «Die Gemeinde Emmen hat den erwähnten Anlass nicht bewilligt», schreibt Mediensprecher Philipp Bucher. Und fügt an: «Feuerwerke unterstehen in Emmen keiner Bewilligungspflicht.» In der Gesetzessammlung der Gemeinde werde man nicht fündig, weil es in Emmen kein Feuerwerksreglement gebe.

Der entsprechende bürokratische Aufwand sei bisher als unverhältnismässig taxiert worden. «Nichtsdestotrotz wurde die Gemeinde Emmen und auch der Grundbesitzer in diesem wie auch in bisherigen Fällen im Vorfeld vom Veranstalter über das Vorhaben informiert.» Als Behörde verweise die Gemeinde Emmen dann jeweils auf die geltenden Bestimmungen und weitere Vorgaben wie das Verbot der Nachtruhestörung, das Einhalten von Sicherheitsvorkehrungen, Versicherungsschutz und so weiter. «Ausserdem werden weitere Stellen wie der Flugplatz, die Feuerwehr und die Polizei über den Anlass in Kenntnis gesetzt.»

Kanton will nicht in die Autonomie der Gemeinden eingreifen

Erwin Rast vom Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) des Kantons Luzern bestätigt, dass im Kanton Luzern seit der Anpassung des Sprengstoffgesetzes bloss der Verkauf von Pyrotechnik, nicht aber das Abfeuern bewilligungspflichtig sei. «Der Kanton Luzern regelt die Verwendung von Feuerwerk nicht weiter, um nicht in die Autonomie der Gemeinden einzugreifen», so der Mediensprecher des JSD.

Allerdings stehe es den Gemeinden offen, im kommunalen Recht eine entsprechende Bewilligungspflicht für Feuerwerke einzuführen oder ein Reglement zu erlassen. Das JSD ergänzt, dass unbewilligte Feuerwerke in der Zeit zwischen 22 Uhr und 6 Uhr in jedem Fall strikte verboten sind (Nachtruhevorschrift).

Öffentliche Ausschreibung gefordert

Denkbar, dass der Kanton Luzern seine Praxis in naher Zukunft ändern muss. Dies jedenfalls dann, wenn es nach der Vorstellung des Initiativkomitees «Für eine Einschränkung von Feuerwerk» geht. Im Namen des Initiativkomitees schreiben Corinne Meister und Roman Huber: «Feuerwerke beeinträchtigen das Wohl von Mensch, Tier und Umwelt. Daher sollten private Feuerwerke nicht mehr erlaubt sein. Für die betroffenen Nachbarn stellen sie zudem ein grosses Ärgernis dar. Leider lässt die Bewilligungspraxis vieler Schweizer Gemeinden noch solche Knallereien zu. Das Mindeste wäre, dass solche Feuerwerksveranstaltungen öffentlich ausgeschrieben werden müssten. Aus unserer Sicht ist ganz klar: Auf Kosten anderer sich mit Feuerwerk vergnügen, das darf nicht länger zulässig sein.»

Im Kanton Luzern gibt es bloss ein Merkblatt

Corinne Meister und Roman Huber weisen darauf hin, dass der Schutz von Mensch, Tier und Umwelt eigentlich in der Bundesverfassung verankert sei (unter anderem in Artikel 74). «Weil im Umweltrecht des Bundes keine Einschränkungen bestehen, können die Kantone entsprechende Vorschriften erlassen oder es den Gemeinden überlassenfür Feuerwerke ausserhalb von Silvester und 1. August ein Bewilligungsgesuch zu verlangen.»

Die Gemeinden hätten aber auch die Möglichkeit, entsprechende Feuerwerke ganz zu verbieten, so wie dies aktuell in zahlreichen Bündner Gemeinden bereits der Fall sei. «Im Kanton Luzern existiert lediglich ein Merkblatt, wonach Feuerwerke generell zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht erlaubt sind respektive eine Bewilligung von der Gemeinde benötigen. Genau aus diesem Grund haben wir eine Eidgenössische Volksinitiative für eine Einschränkung von Feuerwerk lanciert.»

Komitee will schweizweite Regelung

Man habe am letzten 1. August gesehen, was für ein Chaos aufgrund des Mottos «Verantwortung bei den Kantonen und Gemeinden» entstanden sei. «Die eine Gemeinde hatte ein Feuerwerksverbot, eine andere hingegen ein solches bloss in Waldnähe. Im ‹Optimalfall› lagen diese Gemeinden dann noch nahe beieinander.» Es habe sich gezeigt, dass es unglaublich viel brauche, bis ein ganzer Kanton ein Feuerwerksverbot ausspreche. «Deshalb wäre eine schweizweite, einheitliche Regelung, so wie es unsere Initiative anbietet, die beste Lösung», sagen die Initianten.

So machen es Luzern, Horw, Kriens und Ebikon

Wie Emmen kennt auch Horw keine eigentliche Bewilligungspflicht für Feuerwerke. «Grundsätzlich ist das Zünden von Feuerwerk in der Gemeinde Horw aus umwelt-, aber auch aus nachbarschaftlich bedingten Gründen unerwünscht», hält aber Gwenn Bessire fest. Die Leiterin Natur und Umwelt weist auf eine Reihe von Beschränkungen hin, welche trotzdem gelten. So ist – mit Ausnahme der Feiern vom 1. August und vom 31. Dezember – das Abbrennen von Feuerwerk zum Beispiel während der Nachtruhe von 22 Uhr bis 6 Uhr verboten.

Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen der Stadt Luzern, verweist auf Anfrage auf das Merkblatt «Umgang mit Feuerwerk» der Luzerner Polizei. Im Umkehrschluss bedeutet das: Für private Feuerwerke kennt auch die Stadt Luzern keine eigentliche Bewilligungspflicht. Es gelten aber die von der Luzerner Polizei festgehaltenen Restriktionen.

Katharina Odermatt von der Krienser Stadtverwaltung verweist auf die Website der Stadt, wo erklärt wird, wie in Kriens Feuerwerke gehandhabt werden. Dort heisst es unter anderem:  «Das Abbrennen von Feuerwerk verursacht Lärm, der von vielen Menschen als lästig emp­funden wird. Feuerwerksqualm besteht zu einem grossen Teil aus lungengängigem und giftigem Feinstaub, welcher auch für gesunde Personen schädlich ist.» Katharina Odermatt sagt, man halte sich an das Merkblatt der Luzerner Polizei. Ein Reglement, das eine entsprechende Bewilligungspflicht festlegt, hat aber auch Kriens bisher nicht eingeführt.

Auch die Gemeindeverwaltung Ebikon teilt mit, man habe kein eigenes Feuerwerk-Reglement. An Interessierte werde das Merkblatt «Umgang mit Feuerwerk» abgegeben oder man verweise an die Luzerner Polizei.

Verwendete Quellen
  • Mail-Verkehr mit Luzerner Polizei, JSD und BUWD Kanton Luzern
  • Telefonat und Mail-Verkehr mit Monique Frey, Gemeinde Emmen
  • Mail-Verkehr mit Philipp Bucher, Emmen
  • Kontakt mit Initiativkomitee für eine Einschränkung von Feuerwerk
  • Austausch mit Gemeindeverwaltungen von Horw, Luzern, Kriens und Ebikon
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


6 Kommentare
  • Profilfoto von David L
    David L, 17.12.2022, 23:49 Uhr

    Dass jeder der sich etwas zu wichtig nimmt der Allgemeinheit seinen Lärm und seinen Dreck aufzwingen kann ist doch sinnbildlich für die Laissez-Faire Gesetzgebung in diesem Land.
    Eigenverantwortung statt Vorschriften.
    Oder mit anderen Worten: der Terror der Rücksichtslosen gegen die Anständigen.
    Nur wenige Dinge sind der Schweiz heiliger.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Michel Heinrich Restaurant Rosstall
    Michel Heinrich Restaurant Rosstall, 13.12.2022, 21:22 Uhr

    Ich betrachte es als absolute Frechheit, das Restaurant Rosstall an den Pranger zu stellen. Der Rosstall hat nicht im Geringsten etwas zu tun mit diesem Feuerwerk. Solche eine Unterstellung macht mich zu tiefst traurig und und zeigt einmal mehr wie schnell ein Stab gebrochen wird über eine Aktion, welche wohl in der Nähe vom Rosstall stattgefunden hat, aber eine rein private Angelegenheiten war. Alle diese Kommentare, passierend auf Mutmassung und Annahmen zeigen wieder einmal wie Verletzend und Anmassend Kommentare sein können.
    Ich möchte diese Mitmenschen bitten, nicht einfach zu kommentieren wenn man die genauen Fakten nicht kennt. Es ist eine Unterstellung, zu behaupten, der Rosstall habe es nötig, mit solchen Aktionen Geld zu verdienen. Wir sind der Meinung, mit unserem Motto mehr Raum für Genuss und Gästezufriedenheit zu zeigen, dass wir nicht für alles Unangenehme verantwortlich sind

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Bohren Evaristo
    Bohren Evaristo, 12.12.2022, 18:50 Uhr

    Ist eine Frechheit, dass die Gemeinde nichts unternimmt! So etwas sinnloses und Umweltverschmutzendes wollen wir nicht.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Rene Gruber
    Rene Gruber, 12.12.2022, 10:00 Uhr

    Ist das eigentliche Ziel der Initianten wirklich eine schweizweite Lösung oder nicht viel mehr ein schweizweites Verbot von Feuerwerk?

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎4Daumen runter
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 12.12.2022, 09:13 Uhr

    Und dafür wurde ein Bericht erstellt?
    Das Nachtruheverbot gilt ab 22 Uhr, sowohl für Bünzlis, wie auch für Leute in Feierlaune an einem Wochenende.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
    • Profilfoto von Felix
      Felix, 13.12.2022, 07:27 Uhr

      Lieber Peter
      Eigentlich einverstanden.
      Eigentlich?
      Ja, denn beim erwähnten Feuerwerk handelt es sich um mehr als ein paar Raketen. Es kam dem früheren Seenachtsfest ziemlich nahe. Es war für die Anwohner*innen wirklich sehr laut und fand nicht etwa über einem See, sondern mitten im Quartier statt.
      Und dieses Quartier erfuhr nichts davon im Vorfeld.
      Übrigens: es fand zweimal ein so grosses Feuerwerk statt. Scheint also ein Geschäftsmodell zu sein.
      Ob der Rossstall wirklich gut daran verdient? Ob sich das nun häufiger wiederholen wird?

      👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon