Das überstehen Luzerner, um einer Guuggenmusig beizutreten
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Drei Luzerner Guuggenmusigen verraten, mit welchen «Prüfungen» sie ihre Neuen ins Schwitzen bringen. Und wo sie die Grenzen ziehen.
Mitglied einer Guuggenmusig zu werden, geht nicht einfach so. In zahlreichen Vereinen im Kanton müssen sich die Neuen – meist Hamburger genannt — erst einer Taufe unterziehen. Dabei gilt für sie, verschiedenste Spiele und Herausforderungen zu meistern.
Erst nach überstandener Taufe sind die Neuen vollwertige Mitglieder ihrer Guuggenmusig. Jede Gruppe hat ihre ganz eigene Tradition, wann, wie und wo sie ihre Anwärterinnen auf den Prüfstand stellt. Drei Luzerner Guuggenmusigen erzählen, wie die Hamburgertaufe bei ihnen vonstattengeht.
Daniel Bucher, Vorstandsmitglied Schüpfher Guuger, Schüpfheim
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zentralplus: Was müssen Hamburger bei der Taufe bei euch machen?
Daniel Bucher: Jeder Hambi wählt einen Schügü als Götti oder Gotti aus. Dadurch wird jedes Neumitglied von einem bestehenden Mitglied an der ersten Fasnacht begleitet. Was die Hambis dann bei der Taufe machen müssen, entscheiden die Göttis und Gottis. Die Taufe ist bei uns jeweils an der Generalversammlung an Pfingsten.
zentralplus: Wie kamen diese Rituale zustande?
Bucher: Als Tradition, aber wo der Beginn dieser liegt, weiss ich leider mit meinen jungen Jahren selbst nicht.
zentralplus: Wie haben sich diese Rituale bei euch im Laufe der Zeit verändert?
Bucher: Es stand stets der Spassfaktor im Vordergrund. Es müssen aber auch immer neue Herausforderungen gestaltet werden, damit es nicht langweilig wird.
zentralplus: Was war eure kurioseste Geschichte bei einer Hamburgertaufe?
Bucher: Einmal mussten die Hamburger auf dem Fussgängerstreifen in der Stadt eine Partie Badminton bestreiten. Sie trugen dabei imposante, eigens dafür ausgewählte Kostüme.
zentralplus: Bei was für einem Ritual würdet ihr sagen: Das geht zu weit, das machen wir nicht?
Bucher: An erster Stelle muss immer der Spass stehen. Zudem darf sich niemand verletzen können.
zentralplus: Wie finden eure Hamburger die Rituale, die sie machen müssen?
Bucher: Jede Aufgabe bringt eine andere Herausforderung mit sich. Manchmal finden das die Hambis gut, manchmal weniger.
Marlon Ruch, Präsident der Musegg-Geischter, Luzern
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zentralplus: Was müssen Hamburger bei der Taufe bei euch machen?
Marlon Ruch: Zunächst: Bei uns heissen die Neuen nicht Hamburger, sondern Grünschnäbel. Sie müssen am Probeweekend diverse Spiele bewältigen. An der Fasnacht gibt es darüber hinaus noch einmal ein Grünschnabelkonzert, bei dem die Neuen mit Unterstützung anderer Mitglieder ein paar Lieder zum Besten geben. Weiter findet am Nachmittag vom Güdismontag jeweils eine Konfettitaufe statt.
zentralplus: Wie kamen diese Rituale zustande?
Ruch: Früher war das eher chaotisch. Heute haben wir ein Grünschnabelteam. Dieses konzipiert und organisiert die Spiele am Probeweekend.
zentralplus: Wie hat sich dieses Ritual bei euch im Laufe der Zeit verändert?
Ruch: Unsere Rituale sind immer schon mit Spass verbunden gewesen und waren nie entwürdigend.
zentralplus: Was war eure kurioseste Geschichte bei einer Taufe?
Ruch: Leider kommt mir aktuell nichts Konkretes in den Sinn – die Taufen sind immer etwas Spezielles und auf ihre Art kurios.
zentralplus: Bei was für einem Ritual würdet ihr sagen: Das geht zu weit, das machen wir nicht?
Ruch: Alkoholexzesse, entwürdigende Spiele und so weiter – es soll lustig sein, nicht verachtend.
zentralplus: Wie finden eure Grünschnäbel die Rituale, die sie machen müssen?
Ruch: Sie wissen, dass natürlich was auf sie zukommt. Ein bisschen nervös sind die meisten dann schon – bis sie merken, dass die Aufgaben lustig sind.
Loana Portmann, Vorstandsmitglied Schügumugger Ämme, Emmen
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zentralplus: Was müssen Hamburger bei der Taufe bei euch machen?
Loana Portmann: Wir machen immer eine Guggenolympiade, bei der die Neumitglieder mitmachen müssen und die Aktivmitglieder mitmachen können. Dort sind sportliche, kognitive und lustige Aktivitäten auf dem Programm.
zentralplus: Wie kam dieses Ritual zustande?
Portmann: Wir haben meist viele Neumitglieder, weshalb ein Ritual für mehrere Personen auf die Beine gestellt werden muss. Zudem kann bei der Olympiade die ganze Guugge miteinbezogen werden.
zentralplus: Wie hat sich dieses Ritual bei euch im Laufe der Zeit verändert?
Portmann: Bei meiner Neumitgliedertaufe musste ich Alkohol auf ex trinken, mit einem Holz zum Lied «Ich und mein Holz» tanzen und Würste im Akkord essen. Damals ging es darum, mich so richtig zu blamieren und mir meinen Platz zu «verdienen». Heute geht es um die Geselligkeit, das Mitglied in der Gesellschaft aufzunehmen und allen einen Spass zu bereiten.
zentralplus: Was war eure kurioseste Geschichte bei einer Hamburgertaufe?
Portmann: Wie wahrscheinlich bei so manchen Guuggen hat auch bei den Schügus schon der eine oder andere etwas zu tief ins Glas geschaut und musste dann mit den körperlichen Konsequenzen rechnen.
zentralplus: Bei was für einem Ritual würdet ihr sagen: Das geht zu weit, das machen wir nicht?
Portmann: Bei Aufgaben, wo man sich ernsthaft verletzen könnte oder wo man sich blossstellen würde, ziehe ich die Reissleine. Wir akzeptieren es natürlich auch, wenn ein Neumitglied eine Aufgabe nicht machen möchte – wir würden es diesem dann halt einfach das Leben lang unter die Nase reiben.
zentralplus: Wie finden eure Hamburger die Rituale, die sie machen müssen?
Portmann: Heutzutage finden unsere Olympiade sogar unsere Aktivmitglieder toll. Viele freuen sich jeweils sehr auf die Taufe. Die Neumitglieder müssen sich präsentieren, 120 Prozent geben und sind gefordert. Die Herausforderung macht ihnen Spass.
- Schriftlicher Austausch mit Daniel Bucher, Vorstandsmitglied der Schüpfher Guuger
- Schriftlicher Austausch mit Marlon Ruch, Präsident der Musegg-Geischter
- Schriftlicher Austausch mit Loana Portmann, Vorstandsmitglied der Schügumugger Ämme