Feuerwehr ist nicht immer die richtige Adresse

Das musst du machen, wenn dein Keller unter Wasser steht

Die Rekordmenge an Regen löste in der Stadt Luzern einige Einsätze der Feuerwehr aus. (Bild: Feuerwehr Stadt Luzern)

Fast täglich ziehen grössere Gewitter über unser Land. Diese füllen auch immer wieder Keller mit Wasser. Allein in den letzten Tagen gab es daher viele Einsätze der Feuerwehr. Wie aber reagierst du richtig, wenn dein Keller zum Swimmingpool wird?

Der Mittwochabend brachte einigen Leuten viel Arbeit. Ein kurzes und heftiges Gewitter zog unter anderem über die Stadt Luzern. In nur 10 Minuten prasselte 19,1 Millimeter Regen auf die Stadt. Damit wurde der Regenrekord vom 17. Juni 2006 mit 18 mm gekippt (zentralplus berichtete).

In der Einsatzleitzentrale der Luzerner Polizei, wo auch die Notrufe der Nummer 118 eintreffen, liefen die Telefone heiss (zentralplus berichtete). Doch was musst du tun, wenn es deinen Keller trifft?

Die Feuerwehr Stadt Luzern hatte am Mittwoch einiges zu tun.

Keller voll Wasser – falsch reagieren kann gefährlich sein

Wenn deine Schätze, die du im Keller gelagert hast, im Wasser schwimmen, ist dies ein schreckliches Bild. Um so wichtiger ist es nun besonnen vorzugehen. Panisch ins Wasser zu steigen und das Fotoalbum herauszufischen kann sehr gefährlich sein. Der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Stadt Luzern Cornel Schuler sagt, dass unter anderem der Strom eine Gefahrenquelle sein kann.

«Wenn beispielsweise ein eingesteckter Kühlschrank im Wasser steht», veranschaulicht Schuler. Wenn du also nicht 100 Prozent sicher bist, dass keine Steckdose, Kabel oder Geräte unter Wasser stehen, bleib unbedingt im Trockenen und rufe die Feuerwehr.

Bevor du die nächsten Schritte einleitest, lohnt es sich, die Kamera in die Hand zu nehmen. Ein wichtiger Punkt ist nämlich «Fotos zu erstellen, um das Schadenausmass festzuhalten», sagt Peter Sidler. Er ist bei der Gebäudeversicherung Luzern (GVL) Leiter der Abteilung Schaden.

Bei Wasser im Keller die Feuerwehr rufen? Nicht immer!

Wenn du schon dein Handy in der Hand hast, um diese Beweisfotos zu erstellen, kannst du auch gleich die Feuerwehr rufen. «Wenn man unsicher ist, ob es die Feuerwehr braucht, ist es nie verkehrt anzurufen», sagt Cornel Schuler. Allerdings hat die Feuerwehr Geräte für die schweren Fälle. Wenn dein Keller beispielsweise nur einige Millimeter mit Wasser gefüllt ist, können die grossen Pumpen der Feuerwehr nicht helfen. Aber wie gesagt, wenn du beispielsweise wegen des Stroms nicht sicher bist, lieber die Nummer 118 anrufen.

Für kleinere Fälle gibt es den Hauswart, den technischen Dienst oder ein Putzinstitut. Oft wird sehr schnell die Notrufnummer gewählt, auch wenn sich die Sache mit einem Putzlappen und einem Kübel erledigen liesse.

Dieses Bild zeigt den Keller im Haus des Autors. Hier brauchte es keine Hilfe der Feuerwehr, die Nachbarn haben diesen Keller gemeinsam vom Wasser befreit. An der tiefsten Stelle stand der Keller rund zwei Zentimeter unter Wasser.

Nach rund einer Stunde war der Keller mithilfe von «Schüüfeli und Chöbu» wieder leer. (Bild: PLU)

Nach der Dokumentation weiteren Schaden verhindern

Nachdem du alles dokumentiert hast, geht es nun – falls keine Elektroschock-Gefahr besteht – in die Suppe rein. Laut Peter Sidler sieht das weitere Vorgehen so aus:

  • Wasser rasch abpumpen und absaugen, mit den Aufräum- und Reinigungsarbeiten beginnen 
  • Durchnässte Teppiche und betroffenes Mobiliar entfernen und deponieren
  • Falls nötig Austrocknungsfirma zuziehen und sofort Trocknung einleiten
    (Achtung: Entfeuchtungs- und Trocknungsapparate nur in geschlossenen Räumen einsetzen)
  • Eigenen Arbeitsaufwand rapportieren und trennen nach Gebäude, Mobiliar, Betriebseinrichtung, denn diesen kannst du der Gebäudeversicherung (GVL) verrechnen

Das sind alles Sofortmassnahmen. Alles, was weiteren Schaden verhindert, kannst du in der Regel einfach machen. Wenn du etwas reparieren willst, solltest du aus versicherungstechnischen Gründen zuerst einen Experten kontaktieren.

Alle Elementarschäden, die am Gebäude durch das Unwetter entstanden sind, bezahlt in der Regel die Gebäudeversicherung. Schaden an Möbeln, Elektrogeräten und Co. übernimmt deine Hausratversicherung.

Noch besser: Schäden grundsätzlich verhindern

Damit dir diese Arbeit erspart bleibt, lohnt es sich, schon vor dem Gewitter gut vorbereitet zu sein. Dank der Wetter-Apps siehst du heute ziemlich genau, wann ein gröberes Gewitter auf deine Region zusteuert. Die GVL gibt folgende Tipps:

  • Sämtliche Fenster, Türen und andere Gebäudeöffnungen dicht schliessen
  • Schächte (zum Beispiel Lichtschächte) und Bodenabläufe abdichten / Rückstauklappen installieren
  • Einrichten von provisorischen Wasserwehren, zum Beispiel Deponieren von Sandsäcken usw.

Alle Hinweise und Kontaktadressen findest du hier. Zuger finden Informationen und Adressen der Gebäudeversicherung Zug hier.

Verwendete Quellen
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2 Kommentare
  • Profilfoto von dario.fueglister
    dario.fueglister, 23.06.2022, 19:22 Uhr

    Merci für die Checkliste! Als Hauseigentümer oder Mieter sieht der Ablauf aber ziemlich sicher etwas anders aus…

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    • Profilfoto von PLU
      PLU, 23.06.2022, 19:34 Uhr

      Sehr gerne! 🙂
      Die «Erstintervention» ist eigentlich bei beiden (Mieter, Besitzer) gleich. Dokumentieren, überlegen wie nun vorgegangen werden muss und danach weitere Schäden am Objekt verhindern. Dann ist es tatsächlich recht unterschiedlich. Als Mieter kannst du dich (in der Regel) einfach an deinen Vermieter wenden. Der muss dann den Schaden bei der Gebäudeversicherung melden und von Spezialisten beheben lassen (hat bei mir immer bestens geklappt). Der Hauseigentümer muss die Gebäudeversicherung selbst kontaktieren und dann auch die Unternehmerofferten für alle betroffenen Gebäudeteile einholen.

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