«Das Inseli hat man früher gemieden»

Pöbeleien im Problempark: Wie sieht es heute aus?

Früher gemieden, heute stets gut besucht: Der Luzerner Inselipark ist sicherer geworden. (Bild: Juan Riande)

Pöbeleien, Schlägereien und sogar Messerstechereien: Die Schlagzeilen rund ums Luzerner Inseli bescherten dem Park einst ein äusserst negatives Image. Doch dann entdeckte die Stadt Luzern das Konzept der Buvetten.

Ein schöner Ort, der lange von unschönen Zwischenfällen und Kleinkriminalität geprägt war: Das Inseli hat sich im Lauf der vergangenen zwei Jahrzehnte stark verändert. Denn wer sich Anfang der Nullerjahre abends im Park direkt am Seeufer in Luzern aufhielt, musste fast damit rechnen, angepöbelt oder gar verprügelt zu werden.

Doch derlei Vorfälle haben markant abgenommen. Den Stadtluzerner Sicherheitsmanager Christian Wandeler freuts. «Die Situation beim Inseli hat sich in den letzten Jahren stark verbessert», sagt er. Auch dank der Buvetten.

Christian Wandeler war einst Fanarbeiter, arbeitet inzwischen aber für die Stadt Luzern als Sicherheitsmanager. (Bild: Kilian Bannwart)

Buvetten haben Luzerner Inseli sicherer gemacht

Gemeint sind die Sommerbars am nördlichen und südlichen Ende des Inseli, die «Buvette» und die vom Radio 3Fach betriebene «Volière». Deren Wirte sind sich der befriedenden Rolle der beiden Buvetten bewusst.

«Wir hatten diese Saison wenig Zwischenfälle, vielleicht auch, weil wir immer das Gespräch mit den Menschen suchen», sagt Remo Conti, Wirt der «Volière». Beispielhaft für den Dialog stehe das Angebot vom Café Surprise, das auch randständigen Menschen und Armutsbetroffenen ermöglicht, auswärts etwas trinken zu gehen.

Seit 2012 bewirtet die «Volière» während der warmen Monate Gäste. Noch länger auf Platz ist Konrad Weber, der die «Buvette» 2008 mitgründete. «Die Situation auf dem Inseli hat sich über all die Jahre fundamental verändert», sagt er rückblickend. Bevor es die «Buvette» gegeben habe, sei das Inseli ein Ort gewesen, den man gemieden habe, sobald es dämmerte. Inzwischen sei der Park aber zu einem «sehr populären Ort» geworden.

Diese Buvette scheiterte am Luzerner Wettbewerbsrecht

Dass die Stadt Luzern Buvetten bewusst dort platziert, wo die Kleinkriminalität floriert und Gewalt herrscht, ist derweil nichts Neues. Als sich bestätigte, dass die Sommerbar von Konrad Weber dank besserer sozialer Durchmischung zu einer Beruhigung des Inselis beitrug, entstanden weitere Buvetten. Nebst der «Volière» stehen auch der «Nordpol» beim Reusszopf sowie der Kiosk und die «Beach Bar» in der Ufschötti auf öffentlichem Grund.

Das Konzept der Buvette inspirierte einen ehemaligen Autor dieses Onlinemagazins dazu, sieben weitere Standorte vorzuschlagen. Mit einem traf er voll ins Schwarze (zentralplus berichtete).

Doch der Boom hatte seine Grenzen. Vor zwei Jahren zog die Stadt Luzern dem «Dock 14» auf dem Europaplatz den Stecker. Wettbewerbsrechtliche Gründe standen der Weiterführung im Weg. Weil das «Dock 14» mangels vorhandener Infrastruktur faktisch nur vom KKL hätte betrieben werden können, wäre eine öffentliche Ausschreibung zur Alibiübung verkommen und somit unrecht gewesen (zentralplus berichtete).

Die Buvette Dock 14 hatte im Sommer 2021 zum letzten Mal offen. (Bild: Christine Weber)

Entgegen einstiger Pläne: Keine Buvette an der Bahnhofstrasse

Ebenfalls auf Eis gelegt sind die Pläne für eine Buvette an der Bahnhofstrasse. Mit jahrelanger Verzögerung soll die per Abstimmung zur autofreien Zone erklärte Strasse entlang der Reuss bald zur Flaniermeile werden (zentralplus berichtete). Gemäss den ursprünglichen Plänen sollte dort auch eine Buvette Platz finden.

Doch nach all den Jahren scheinen die Pläne Staub angesetzt und sich verändert zu haben. Eine Buvette ist gemäss Christian Wandeler nicht Bestandteil der nun anlaufenden Bauarbeiten. «Es werden erste Erfahrungen mit der Entwicklung möglicher neuer gastronomischer Parterrenutzungen durch Private abgewartet», so die Begründung. Die Notwendigkeit einer «Belebungsmassnahme» werde die Stadt darum erst nach Abschluss der Bauarbeiten prüfen.

Kein sicherheitstechnisches Allerheilmittel

Ohnehin möchte Wandeler den Nutzen der Buvetten nicht überbewerten. Sie seien «ein wichtiges Puzzleteil, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl zu stärken», sagt er – aber kein «Allerheilmittel». Weitere Massnahmen, wie zum Beispiel die Präsenz der SIP oder der Luzerner Polizei, seien nötig.

Fakt ist: Sicherheitspersonal verursacht Kosten. Die Buvetten hingegen entrichten Gebühren und zahlen Mehrwertsteuern. Dennoch seien momentan keine neuen Buvetten geplant, sagt Wandeler.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Remo Conti, Wirt der «Volière» Luzern
  • Telefonat mit Konrad Weber, Wirt der «Buvette» Luzern
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