Regionales Leben
Wie es um die Versorgungssicherheit steht

Corona: Diese Luzerner Betriebe kämpfen mit Personalsorgen

Feuerwehr, Müllabfuhr und Co. stehen in den nächsten Wochen vor personellen Engpässen. (Bild: Doku-Dienst FWL)

Die Corona-Fallzahlen haben schwindelerregende Höhen erreicht. Immer mehr Menschen befinden sich darum in Quarantäne oder Isolation. Davon betroffen sind viele Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. zentralplus hat bei VBL, Feuerwehr und Co. nachgefragt, wie akut die Personalsorgen sind.

Sage und schreibe 31’000 neue Corona-Fälle vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch. Eine Zahl, welche die bisherigen Höchstwerte pulverisierte. Das Virus grassiert wie noch nie in der Schweiz. Das hat zur Folge, dass sich immer mehr Menschen zu Hause in Isolation oder Quarantäne befinden.

Insbesondere weil die Innerschweizer Kantone kürzlich die Quarantäneregeln angepasst haben (zentralplus berichtete). Neu müssen auch geimpfte Personen nach Kontakt mit einer positiv getesteten Person in Quarantäne, sofern ihre Zweit- oder Boosterimpfung mehr als vier Monate zurückliegt. Kurz: Tausende Menschen gehen momentan nicht zur Arbeit, sondern stecken zu Hause in Isolation oder Quarantäne fest.

Für die Unternehmen hat das Konsequenzen. Wegen der zunehmenden Zahl der verwaisten Arbeitsplätze wird es immer kritischer, dass sie ihre Dienstleistungen wie gewohnt erbringen können. Das widerum hat Auswirkungen auf die Bevölkerung. Fehlt zum Beispiel das halbe SBB-Personal, sind Zugausfälle unumgänglich. zentralplus hat bei verschiedenen Luzerner Unternehmen und Organisationen nachgefragt, wie kritisch die Situation ist.

SBB: Zugausfälle sind möglich

Die SBB plagen grosse Personalsorgen. So heisst es in einer allgemeinen Mitteilung auf der Website des Unternehmens: «Die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle bei den SBB nimmt zu, die Situation ist zunehmend angespannt.» Darum bestehen teilweise keine Reserven mehr.

«Einzelne Zugausfälle infolge kurzfristiger Krankmeldungen sind in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen.»

Mitteilung der SBB

Momentan könne man den gewohnten Betrieb aber gerade noch stemmen und normal nach Fahrplan fahren. «Einzelne Zugsausfälle infolge kurzfristiger Krankmeldungen sind jedoch in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen.»

Spitäler: Omikron trifft insbesondere das Gesundheitspersonal

Dass die Corona-Pandemie das Spitalpersonal vor grosse Herausforderung stellt, ist nichts Neues. Die Charakteristik der Omikron-Welle sei jedoch, dass es insbesondere innerhalb des Spitalpersonals zu massenhaften Ansteckungen kommen wird. Dies betonten Vertreter des Luzerner Kantonsspital sowie der Klinik St. Anna an einer Pressekonferenz von vergangener Woche (zentralplus berichtete).

Ganze Teams würden derzeit auseinanderbrechen, sagte etwa Christoph Henzen vom Luzerner Kantonsspital. Das macht die Belastung für das verfügbare Personal natürlich noch grösser. Letztlich führt der Personalmangel auch zur Ressourcenknappheit auf den Intensivpflegestationen, welche wiederum in Triage-Entscheiden enden könnte (zentralplus berichtete).

Luzerner Schulen: PH-Praktikanten helfen aus

An den Stadtluzerner Schulen ist die Situation ebenfalls angespannt. Zu Ausfällen sei es bisher aber nicht gekommen. «Der Betrieb konnte gut aufrechterhalten werden», sagt Rektorin Vreni Völkle. Sie fügt an: «In einer Schule tatsächlich dank Praktikanten der Pädagogischen Hochschule (PH), die aber sowieso schon an der Schule waren.»

Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, sah die Situation in den vergangenen Wochen anders. Er hatte schon im November betont, dass der Präsenzunterricht aufgrund der zunehmenden Ausfälle gefährdet sei (zentralplus berichtete).

Völkle hingegen gibt sich bedeckt und sagt dazu lediglich: «Die Schulleitungen haben ein gutes Netzwerk für Stellvertretungen aufgebaut, dennoch können Engpässe auftauchen.»

Sie sind (noch) gelassen:

Trotz rekordhoher Fallzahlen sind verschiedene Luzerner Betriebe bisher von grösseren Personalsorgen verschont geblieben. Beispielsweise die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL): «Bis jetzt konnten wir während der ganzen Corona-Pandemie den regulären Fahrplan immer aufrechterhalten und gewährleisten», sagt VBL-Sprecher Sämi Deubelbeiss. Zudem springen Büromitarbeiter mit einer Fahrerlaubnis ein, sollte es beim Fahrpersonal Engpässe geben.

«Auch eine Möglichkeit wäre, dass Bagatelldelikte wie Nachtruhestörungen oder Unfälle mit Blechschaden nicht mehr bearbeitet werden.»

Urs Wigger, Sprecher Luzerner Polizei

Eine gute Reservestrategie haben auch die Luzerner Alters- und Pflegeheime. Die Heime waren sich Personalmangel sowieso schon vor der Pandemie gewöhnt und helfen sich darum bei Engpässen gegenseitig aus, wie der Branchenverband Curaviva Luzern auf Anfrage bestätigt. Auch die Luzerner Feuerwehr bestätigt, dass man sich bei personellen Engpässen gegenseitig unterstützen würde.

Polizei würde kleine Vorfälle ignorieren

Die Luzerner Müllabfuhr ist mit Privatunternehmen im Gespräch, um kurzfristig externe Chauffeure zu engagieren. Eine Situation wie in London, in der die Mülleimer wegen des Personalmangels überquellen, dürfte Luzern hoffentlich erspart bleiben.

Gar keine Personalprobleme hat die Luzerner Polizei: «Die Luzerner Polizei ist derzeit voll einsatzfähig. Wir sind bisher nicht an unsere Grenzen gekommen», sagt Sprecher Urs Wigger. Auch hier besteht ein Notfallkonzept, dass die vorübergehende Schliessung einzelner Polizeiposten vorsieht. «Auch eine Möglichkeit wäre, dass Bagatelldelikte wie Nachtruhestörungen oder Unfälle mit Blechschaden nicht mehr bearbeitet werden», ergänzt Wigger.

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