Wer ein Opfer der «Bänkler» wird

Chamer Fasnacht: Frauen-Power bei den Schnitzelbänken

Dame in Rot = Hani, Dame in Blau = Hildi, Dame in Grün = Hedi. (Bild: zvg)

Nicht nur Luzern und Basel haben eine Fasnacht. Auch der Kanton Zug ist in der 5. Jahreszeit aktiv. In Cham sind bis am Montag Schnitzelbank-Gruppen unterwegs. Wir sagen dir, was die Gruppen in ihr humoristisches Visier nehmen.

Kennst du die «Damen vom Grill» oder die «Giftsprützi»? Die beiden Schnitzelbankgruppen sind während der Fasnacht in Cham unterwegs. Und dies schon seit sehr langer Zeit. Die «Giftsprützi» richtet schon über 30 Jahre lang einen satirischen Blick auf die Region. Der Kanton Zug hat allgemein einiges in diesem Bereich zu bieten (zentralplus berichtete).

Schauen wir auf die Chamer Fasnacht von diesem Jahr. Vom SchmuDo bis zum Güdis-Montag sind zwei Schnitzelbankgruppen unterwegs und haben in diversen Restaurants Auftritte. Sie stehen beispielsweise auf der Bühne im Lorzenhof, im Raben, im Kreuz, im Rössli, in der Sonne und im Restaurant Rosengarten in Lindencham.

«Die Damen vom Grill» grillieren den EVZ

Der Name ist bei dieser Gruppe Programm. «Die Damen vom Grill» sind weiblich. Hani, Hildi und Heidi stecken hinter den Bänklern. Sie legen unter anderem den EV Zug auf den Grill. Wir haben ein kleines «Best-of» der Gruppe zusammengestellt:

«Es isch em EVZ zum zweite Mal ide Vereinsgschicht glunge,

nach de Steibock-Tschingge im 98ni händs jetzt d Servettien bezwunge.

Sie lönd sich fiire und winked freudig vom Stadionbalkon,

d Fans jubled ufe und suufed Bier us de anegschleppte Karton

.D Freud und d Emotione sind riesig – sogar im Alterszentrum Herti gspürt mer d Vibratione,

da dänkt halt niemmer meh ad Littering- und Pandemie-Restriktione.

Das isch scho nid so ideal, für die einte sogar en Skandal,

aber für die Hardcore Blau/Wiisse isch s Wichtigschte halt de Pokal.

Es isch schwierig zum verstah,

aber d Saison ohni Publikum hed em EVZ guet tah.

Finanziell händs zwar en Verluscht gschriebe,

doch sportlich hed d Krise sie zu Höchschtleischtige triebe.

Z viel Fans und Publikum tüend die Spieler anschiinend nur ablänke,

drum tüend die Stadionvergrösserig lieber no einisch überdänke.»

Die Olympischen Spiele und das liebe Doping

Sportlich geht es weiter bei den Damen. Diesmal schauen sie über die Zuger Kantonsgrenzen hinaus. Aufs Korn genommen wird Hürdenläufer Kariem Hussein der nicht an den Olympischen Spiele in Tokio fahren durfte. Beim 32-jährigen Leichtathleten war im Rahmen einer Dopingkontrolle eine unerlaubte Substanz nachgewiesen worden.

«Scho bevor s aagfange händ sind die Olympische Spiel für sie verbii,

i d Dopingfalle rassledt beidi total blauäugig drii.

Wie chan das usgrächnet im Dokter Kariem Hussein entgah,

dass die Lutschtablette uf de Dopinglischte tued stah.

Und de Alex Wilson hed au nüt überleid bim Bstelle,

er hed eifach en grosse Mocke Fleisch welle.

Im Usland tüends d Viecher mit dubiose Substanze meschte,

drum gfindets au im Bluet vom Sprinter no illegali Reschte.

Tja, wenn mer sich wott mit de Wältspitze mässe

sött mer halt nur Schwiizer Rindfleisch frässe.»

Auch Pierin Vincenz wird auf den Grill gelegt

Der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz bekommt bei den Schnitzelbänken ebenfalls sein Fett weg. Der Banker musste sich dieses Jahr wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Unter anderem weil er auf Geschäftskosten in Striplokalen gewesen sein soll (zentralplus berichtete).

«Er verhaltet sich wie de Oberstächer vo de Nation,

en schöni Frau, en grossi Hütte und en fette Lohn.

Währendem Schaffe e Tour de Suisse durs Rotliechtmilieu mache,

unds uf Gschäftschöschte i tüüre Schüppe lah krache.

Das sigi s Tagesgschäft, das ghöri zum Job dezue, isch sini Meinig,

sini Gschäftspartner sind mit ihm da absolut einig.

Üsereins dänkt, so öppis gits gar ned, das isch doch chrank.

Tja, mer schaffed ebe ned bi de Raiffeisenbank.»

Die «Giftsprützi» prangert die politische Korrektheit an

Es sind Silvan Eberle, Luzia Küng, Mike Limacher und Beat Haas, die bei dieser Schnitzelbankgruppe das «Gift spritzen». Sie haben sich in dieser Fasnacht nationale und internationale Themen ausgesucht. Aufgegriffen wird auch die politische Korrektheit an der Fasnacht. Eine Diskussion die vor gut drei Wochen – mal wieder – aufflammte (zentralplus berichtete). Von der Gruppe wird sie wie folgt verarbeitet:

«De Hansli wär so gern – als Eskimo – a d Fasnacht gange.

Doch au de Indianer – s Negerli – de Trump – bliibed dehei im Chaschte hange.

Verbote sind au Blondine – Schwuli – Jude –  Freiheitstrychler – das isch doch krass.

Jetzt got de Hansli halt als Chomer Bär – und hät nid würkli Spass.

Doch jetzt isch gnueg – mir händ d Schnore zue und sind jetzt still

Es chömed die drei – ohni Quotemaa – die drei Dame vom Grill

Prinz Andrew und die Kirche

Die Gruppe macht auch nicht vor heiklen Themen halt. So bekommt auch Prinz Andrew sein Fett weg. Ihm war dieses Jahr von Virginia Giuffre vorgeworfen worden, er habe sie sexuell missbraucht. Zu einem Gerichtsverfahren kam es nicht – das Königshaus hat sich mit ihr aussergerichtlich geeinigt (zentralplus berichtete).

«De Prinz Andrew tued – junge Meitli – de Slip vom Föödli schränze.

S Mami Queen – zahlt Millione – söscht hät s keini Konsequenze.

Wie bi de Chile – so sorry – tüent d Bischöff lamentiere.

Aber det tuet s – für d Opfer – definitiv – weniger räntiere.

Spiiled nur alli blindi Chue – im Chinderzimmer.

So lang ich s nid weiss – bischöfliche Gruss – Ratzinger

Internationaler Klatsch und Tratsch wird aufgegriffen

Auch der Schweizer Moderatorin Michelle Hunziker wird eine Schnitzelbank gewidmet. Diese hat sich kürzlich nach sieben Jahren Ehe von ihrem Mann Tomaso Trussardi getrennt (zentralplus berichtete).

«D Liebe chunnt und d Liebi goot – au die gröschti Brunscht isch mol verbii.

D Michelle Hunziker – und de Trussardi – die lönd s jetzt au la sii.»

Olympia, Simon Ammann und Afrika

Die Schnitzelbänke dienen aber nicht nur der Vergangenheitsbewältigung. Nein, manche wagen auch einen Blick in die Zukunft – und was der Klimawandel der Welt noch einbrocken wird.

«S Johr zweituusigundnünzg – es isch erneut Olympia.

S Ganze ohni Schnee – zmitzt im heisse Afrika.

Und denn fascht en Wältrekord – bim Sprung – ab de grosse Schanze.

Doch leider gheit de Simon Ammann – mit siim Rollator – uf de Ranze.

Hey Mann – kein Stress – das muesch easy gsee.

Stöckli liferet Schii und d Mafia de nötig Schnee.»

Wenn du wissen willst, wo und wann die Bänklerinnen ihre Auftritte haben, hier findest du alle Informationen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Luzia Küng, Giftsprützi
  • Telefongespräch mit Nicole Schlachter, Damen vom Grill
  • Homepage Bürgergemeinde Cham
  • Artikel «Neue Zuger Zeitung» 2012
  • Amtsblatt des Kantons Zug
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