Massive Preisunterschiede

Blick auf die E-Tanke: Was das «grüne Benzin» in Zug kostet

In der Metalli in Zug stehen zwei Schnellladestationen für Elektroautos. (Bild: zvg)

Elektroautos sind auf dem Vormarsch. Auf politischer Ebene wird rege darüber diskutiert, welche Fördermassnahmen notwendig sind, um den Trend weiter zu befeuern. Der Blick auf Zug zeigt, dass zwar schon einiges an Infrastruktur vorhanden ist. Die verschiedenen Preismodelle machen die Sache allerdings kompliziert.

Auf wortwörtlich leisen Sohlen rollen immer mehr Elektroautos über die Schweizer Strassen. Der Bund verzeichnete 2020 etwa 43'400 reine Elektroautos in der Schweiz. Das entspricht zwar lediglich 0,9 Prozent am Anteil aller Personenwagen, die Kurve zeigt jedoch weiterhin stark nach oben.

Zug ist seit Jahren Spitzenreiter in Sachen Automobilisierungsgrad. Auch bei den E-Autos schwingt der Kanton obenauf: Die «Elektro-Quote» ist mit 2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt.

Mit Blick auf diese Gegebenheiten stellen sich einige Fragen: Wie sieht es mit der Infrastruktur für E-Autos in Zug aus? Und: Was kostet das Aufladen eigentlich?

Rund 90 Stationen im Raum Zug

Online sind diverse Karten auffindbar, auf denen Ladestationen lokalisiert werden können. Die WWZ AG, die insbesondere im Raum der Stadt Zug mehrere Ladestationen betreibt, empfiehlt die interaktive Karte der Plattform Going Electric. Dort können, spezifisch für E-Fahrzeuge, Routen durch ganz Europa geplant werden.

In Zug finden sich zwischen Rotkreuz, Steinhausen, Baar und Zug rund 30 Standorte mit insgesamt zirka 90 einzelnen Ladestationen. Eine Auswahl der Ladestationen in der Stadt Zug findest du hier:

Test deckte hohe Kosten auf

Zu den allermeisten Ladestationen sind auf der Plattform auch weiterführende Details zu finden. Darunter etwa, welche Art von Ladeanschlüssen vor Ort vorhanden sind. Angegeben wird auch der jeweilige Betreiber und ob die Ladestation kostenpflichtig ist oder nicht.

Die Kostenfrage gehört zu den Knackpunkten der E-Mobilität. Die deutsche Zeitung «Die Welt» verglich die effektiven Kosten des Tankens zwischen mehreren Benzinern und E-Autos. Das Resultat: Je nach Ausgestaltung der Ladesäule kommt das Aufladen eines Elektroautos teurer zu stehen. Insbesondere die modernen Schnellladesäulen sind demnach oftmals mit einem saftigen Aufpreis verbunden. Je nach Ladesäule und Automodell fiel das Laden um bis zu 80 Prozent teurer aus als der Preis an der regulären Tankstelle.

Hinzu komme, dass ein Grossteil der Ladesäulen von regionalen Stromversorgern betrieben wird, was von Stadt zu Stadt aufwendige Registrierungen mit sich bringe.

Markt wird von mehreren Anbietern beherrscht

Mit Blick auf Zug zeigt sich: Auch hier sind diverse Anbieter mit unterschiedlichsten Preismodellen vertreten. Sich einen Überblick darüber zu verschaffen, mit welchen Kosten zu rechnen ist, bedarf einiges an Recherche.

Die Herausforderung: Man muss wissen, zu welchem Ladeverbund eine Station gehört und mittels welchem Ladeschlüsselanbieter man die Rechnung begleichen muss. Aktuell beherrschen vier grosse E-Tankstellen-Betreiber den Markt: EVPass, Move, Plug’nRoll und Swisscharge. Die meisten dieser Anbieter sind App-basiert. Man muss sich also per Smartphone registrieren und verfügt so über eine digitale Ladekarte. Es gibt Anbieter, die in ganz Europa vertreten sind, und andere, die nur regional tätig sind.

Preisvergleiche in Zug

Wer nun wissen will, mit welchen Kosten beim Aufladen zu rechnen ist, kann via App oder auf der Webseite des Anbieters die Ladestation suchen und erfährt dort, was die Kilowattstunde (kWh) kostet.

Als Referenz: Gemäss dem Praxistest von «Die Welt» benötigen moderne Elektroautomodelle zwischen 18 und 24 kWh für eine Strecke von 100 Kilometern. Was also kostet das Aufladen in der Region Zug für 100 Kilometer, wenn wir dafür 20 kWh benötigen? Im Folgenden eine Auswahl:

  • Da sind etwa all jene Ladestationen, die von den Wasserwerken Zug (WWZ) betrieben werden. Im Raum Zug-Baar-Cham sind rund ein Dutzend solcher Ladestationen zu finden. Teilweise ist das Aufladen dort kostenlos, beispielsweise am Bahnhof Zug. Andere gehören dem Ladeverbund EVPass an. Auf den entsprechenden Ladestationen wendet er einen Tarif von 0,29 Rappen/kWh an. 20 kWh würden demnach 5.80 Franken kosten.
  • Seit Anfang Juni 2020 stehen im Parkhaus der Zuger Einkaufsallee Metalli sechs Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Darunter sind auch zwei Hochleistungsstationen (zentralplus berichtete). Diese verfügen über eine Leistung von rund 150 kW. Damit soll ein Elektrofahrzeug innerhalb von 15 Minuten für eine Reichweite von 150 Kilometern «auftanken» können. Sie werden von der Firma GoFast betrieben. Gemäss Webseite werden für das schnelle Aufladen 0,45 Franken/kWH verlangt. Die Kosten für 20 kWh würden sich dort auf 9 Franken belaufen.
  • Ein weiterer Anbieter im Raum Zug ist die in Rotkreuz ansässige Firma eCarUp. Beim Hauptsitz der Baarer Immobilienfirma Alfred Müller AG an der Neuhofstrasse bietet eCarUp beispielsweise vier Ladeplätze an. Die Kosten: 0.30 Franken/kWh. Damit zahlt man für 20 kWh dort 6 Franken.

Wichtig: Ausgeklammert sind bei diesen Berechnungen die jeweiligen Parkplatzgebühren, die anfallen und zwischen öffentlichem Parkplatz und Parkhaus stark variieren können.

Vergleich zeigt keine grossen Abweichungen

Wie sieht nun der Tankkostenvergleich mit einem benzinbetriebenen Personenwagen aus? Gemäss dem Statistikportal Statista lag der Durchschnittsverbrauch aller Automarken in der Schweiz im Jahr 2019 bei 6,18 Litern pro 100 Kilometer. Bei einem aktuellen Preis von rund 1.50 Franken pro Liter Bleifrei kommt man so auf 9.27 Franken.

Im Gegensatz zu manchen deutschen Städten kommt man in Zug also noch vergleichsweise günstig zum Aufladen des Elektroautos – wenn man denn nicht auch noch anfallende Parkplatzgebühren hinzurechnen muss.

Die meisten tanken zu Hause

Tatsache ist aber auch, dass die meisten Besitzer von E-Autos über einen Einstellplatz zu Hause verfügen. Bei den Wasserwerken Zug (WWZ) geht man davon aus, dass rund 80 Prozent ihren Wagen jeweils zu Hause laden.

Gemäss der aktuellen Strompreiskarte des Bundes kostet die Kilowattstunde zu Hause im Kanton Zug durchschnittlich 20,6 Rappen. Damit kommt man auf einen Aufladepreis von unschlagbaren 4.12 Franken für 20 kWh.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Peter
    Andreas Peter, 16.01.2021, 17:00 Uhr

    Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass Akku-Autos die Zukunft sind.
    Ich würde da nicht so viel Investitionen hineinstecken mit Ladestationen etc.
    Es gab ab 1999 ein 3 Liter Auto namens Audi A2 1.2 TDI.
    Leider war dieses Auto seiner Zeit voraus, bzw. etwas zu teuer.
    Ich bin nach wie vor überzeugt, dass der technische Ansatz des A2 der Ökobilanz von Akku-Autos überlegen ist, und dies funktionierend mit der existierenden Infrastruktur.
    Dieser moderne Wagen hatte ein Gewicht von 855 kg, schaffte 168 km/h mit 4 bis 5 Sitzplätzen.
    Ein Tesla S wiegt 2000–2100 kg . Das kann es einfach nicht sein.
    Viele Menschen lassen sich veräppeln, die Physik nicht.

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    • Profilfoto von Hans Muster
      Hans Muster, 18.01.2021, 15:07 Uhr

      Herr Peter fahren sie 2 Wochen rein elektrisch und sie werden es wissen, dass Akku-Autos die Zukunft sind. Wenn sie schon von Oekobilanz und Physik sprechen, sollten sie beim Verbrenner auch die Förderung und Herstellung des Treibstoffes einberechnen. 1 Liter Benzin verbraucht bevor er zur Zapfsäule in den Tank sprudelt 16kwh Strom. Damit fährt auch der 2 Tonnen Tesla schon mindestens 50km. Die Physik ist schon längst auf der Seite der E-mobilität, nur Leute wie sie, lassen sich weiterhin von der Verbrennerlobby veräppeln.

      Ps. Vergleichen sie doch das nächste Mal Fahrzeuge der selben Kategorie und der selben Jahrgänge, dann sehen die Gewichtsunterschiede nicht mehr ganz so dramatisch aus. Und es gibt noch andere E-Autos ausser Tesla.

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