Erster Materialmarkt für Kreative in Luzern

Beim Offcut in Luzern gibt’s Faden und Cocktailschiffchen

Einige Regale wirken etwas willkürlich eingeräumt, dieses hier befriedigt jedes OCD. (Bild: cbu)

Krimskramsalarm! Am Samstag öffnete die erste Offcut-Filiale in Luzern. Hier werden Schrauben, Korken, Bastelmaterialien und anderer Tinnef angeboten. Der Verkauf soll Künstlern, Bastlerinnen und anderen kreativ angehauchten Köpfen bei der Umsetzung von Projekten helfen.

Der Autor ist handwerklich nicht komplett unbegabt und kann durchaus als versierter Bastler bezeichnet werden. Mit seiner Passion im Filmbereich hat er schon diverse Requisiten in Eigenregie hergestellt. Vom verwesten Menschenkopf über Miniaturtempelruinen bis zur Dinosaurierhandpuppe war schon ziemlich viel vertreten. Darum ist er auch das ideale Versuchskaninchen, um der Eröffnung der ersten Luzerner Offcut-Filialie beizuwohnen. Denn ein Krimskramsgeschäft wie der Offcut eines sein soll liegt genau in seinem Jagdgebiet.

Untergebracht ist die Luzerner Offcut-Filiale bei der Zollhausstrasse, nahe dem Seetalplatz. Weil heute die Eröffnungsfeier ist, gilt Zertifikatspflicht. Die entfällt aber, sobald der Markt regulär geöffnet ist. Uns wird ein Bändeli ums Handgelenk geknüpft und dann geht es auch schon los. Als erstes kommen wir an einem improvisierten Crêpesstand vorbei. Weiter hinten, bei einer Rampe, gibt es Kaffee und Getränke. Beides gibt es exklusiv nur heute zur Feier des Tages. Und beides interessiert uns gerade nicht. Wir wollen die Schätze sehen. Also hoch die Rampe, ums Eck gebogen und voilà: ein ganzer Raum voller Regale und Waren.

Reizüberflutung, ahoi!

Wir betreten die Ladenfläche und der erste Gedanke, der durch unsere Birne schiesst: «Oh mein Gott.» Eine kleine Reizüberflutung. Im positiven Sinne. Es funkelt, blitzt, schillert und glitzert. An fast jeder Ecke. Was eine Elster ins himmlische Delirium katapultieren würde, kann der Autor gerade noch knapp verkraften. Durchatmen und los geht's.

Aber was wird hier überhaupt angeboten? Die einfache Antwort lautet: «Ja.» Denn hier scheint es fast alles zu geben. Stoffresten, Schrauben, leere Glasflaschen, Schnur, Faden, Christbaumkugeln, Kartonschachteln, Cocktailschiffchen und der ultimative Endgegner für alle Plopp-Fans: Polsterfolie.

Projekt fasst in Luzern Fuss

«Die Waren bekommen wir von Firmen und Privatpersonen», klärt uns eine Verkäuferin auf. Darum sind sowohl neuwertige als auch gebrauchte Produkte zu finden. Später soll sich das Sortiment vergrössern, darum sind einige Bereiche des Raumes auch noch abgetrennt. Vieles von dem, was wir heute sehen, stammt aber von anderen Offcut-Filialen. Der Luzerner Standort ist nämlich nach Basel, Bern und Zürich der vierte in der Schweiz.

Das Basler Pendant gibt es seit 2013, die anderen folgten 2018 und 2020. Das Projekt wird auch von der Migros unterstützt. Diese hilft mit dem Pionierfonds bei diversen Projekten, «die neue Wege beschreiten und zukunftsgerichtete Lösungen erproben», wie es in einer Mitteilung heisst. Die Luzerner Filiale wurde dann noch mit einem Crowdfunding-Zustupf von 30'000 Franken realisiert.

Ein Ort für Bastlerinnen und Werkler

Ansprechen soll der Offcut-Warenmarkt vor allem Leute, die gerne basteln, werken oder sich von Materialien inspirieren lassen möchten. «Hierher kommt man nicht, wenn man etwas Bestimmtes sucht – denn das wird es bestimmt nicht haben. Das ist doch immer so», sagt die Verkäuferin mit einem Schmunzeln. Vielmehr solle man durch die Regale schlendern und das eine oder andere entdecken – und damit die kreative Erleuchtung erlangen. Das Angebot richtet sich auch an Schulklassen für den Werk- oder Handarbeitsunterricht. In Luzern dürften sich auch Fasnachtsfreunde mit dem Hang zum Gwändli-Nähen und Grinden-Kleistern angesprochen fühlen. Ein ganzes Regal ist beispielsweise Wolle, Faden, Stoffstücken und Garn gewidmet.

Geht der Plan auf? Als wir durch den Raum gehen, begegnen uns nicht übermässig viele, aber doch ein paar Interessierte. Auch Familien mit Kinder haben sich eingefunden. Und gerade die Kleinen wähnen sich im Paradies. Bezahlt wird hier übrigens nicht unbedingt nach Stück, sondern nach Gewicht. 100 Gramm Schaumgummi kostet beispielsweise 2 Franken. Derselbe Preis gilt für buntes Papier ab der Rolle.

Noch ist Fronarbeit angesagt

Die Betreiberinnen hoffen auf eine grosse Kundschaft. Aktuell rechnet sich der Betrieb natürlich noch nicht – logisch, das Geschäft ist auch erst ein paar Stunden alt. Auch die meisten Angestellten arbeiten noch auf ehrenamtlicher Basis. In den anderen Kantonen kommt das Konzept jedenfalls an und das lässt hoffen, dass auch Luzerner Handwerkerinnen und Bastler mit grossen Taschen und vielen Ideen den Weg in die Zollhausstrasse finden. Der Autor auf jeden Fall macht sich auf dem Nachhauseweg seine Gedanken. Was könnte man mit hunderten Cocktailschiffchen und Tausenden Reisszwecken bloss alles anstellen?

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