Invasive Muscheln befallen Anlage

Bedroht Quaggamuschel die Seeenergie in Luzern und Zug?

Bedeckt von Quaggamuscheln: Eine Anlage des Wärmeverbunds Cham an der Lorze. (Bild: WWZ AG)

Zuger und Luzerner Energieversorger sind vom Fund der Quaggamuschel in Zentralschweizer Seen stark betroffen. Trotzdem setzen sie weiterhin auf ihre Anlagen im Gewässer – und wollen sogar ausbauen.

Der Bodensee ist einer von mehreren Schweizer Seen, der bereits ziemlich stark von der Quaggamuschel bewachsen sind. Betroffen sind auch die Leitungen und Rohre im Gewässer. Laut dem «Spiegel» kämpfen die Wasserwerke am Bodensee mit speziellen Filtern, grösseren Leitungen und neuen Reinigungsmethoden gegen die Muschel. Das kostet viel Geld.

Was bedeuten die Erfahrungen aus der Ostschweiz für die Zentralschweizer Energie- und Trinkwasserversorgung? Laut einem aktuellen Bericht der Bau- und Planungskommission des Grossen Gemeinderats sei Zug im Moment etwas zurückhaltend mit Seewasser für die Energiegewinnung. Der Grund: Man befürchte Probleme mit der Quaggamuschel. In der Diskussion ging es darum, ob sich Oberwil an die Circulago-Anlage – die Wärme- und Kälteenergie aus dem See gewinnt – anschliessen soll.

Energieversorger expandieren im See

Der Zuger Energieversorger WWZ gibt auf Anfrage an, dass es nicht stimmt, dass man zurückhaltend unterwegs sei: «Derzeit baut WWZ für den Wärmeverbund Zuger Altstadt eine neue Seewasserzentrale und auch weitere Anlagen sind denkbar.» Ähnlich klingt es beim Luzerner Energieversorger EWL. Die beiden Seeenergienetze in Luzern und Kriens seien aktuell im Ausbau und wachsen kontinuierlich, schreibt Christian Hofmann, Mitglied der Geschäftsleitung, gegenüber zentralplus.

Der zweite grosse Luzerner Energieversorger CKW verwendet aktuell noch kein Seewasser für die Energieversorgung. Doch auch er schreckt nicht davor zurück, künftig Seewasser-Wärmekraftwerke zu betreiben, wie das Unternehmen auf Anfrage schreibt. Das bedeutet aber nicht, dass der Energieversorger die Quaggamuschel nicht auf dem Schirm hat. Die invasive Art und entsprechende Reinigungssysteme würden bei den Projekten berücksichtigt werden.

Quaggamuschel ist präsent

Auch bei EWL ist die invasive Muschel schon länger ein Thema. Das Unternehmen betreibt Anlagen im See für die Gewinnung von Energie und von Trinkwasser. «Obwohl unsere Anlagen bislang noch nicht betroffen sind, haben wir bereits entsprechende Analysen, Massnahmen und Planungen für unsere Anlagen eingeleitet», schreibt Christian Hofmann von der Geschäftsleitung. Bei der Planung von neuen Installationen achte man darauf, dass der Unterhalt dieser bei einem möglichen Befall weniger aufwendig sei.

Der Energie- und Wasserversorger WWZ hat in den letzten Jahren ein riesiges Projekt zur Nutzung von Seeenergie umgesetzt (zentralplus berichtete). Der Energieverbund Circulago versorgt Gebäude mit Energie aus dem Zugersee. Beim Bau der Anlage hat WWZ die invasive Muschel nicht ausgeklammert und entsprechende Filter sowie eine hydraulische Trennung eingebaut. Die Anlagen werde nun zusätzlich mit noch feineren Filtern ausgerüstet und sie soll in Zukunft intensiver gereinigt werden, wie WWZ schreibt.

Befallene Anlage in Cham bereits geputzt

Während noch keine Anlage von EWL befallen ist, hat es WWZ bereits getroffen. Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass die invasiven Muscheln eine Anlage des Wärmeverbunds Cham an der Lorze bewachsen haben (zentralplus berichtete). WWZ habe die Anlage daraufhin sofort gereinigt.

Mehraufwand wird Strom- und Trinkwasserkosten wohl in die Höhe treiben

Diese Massnahmen zum Schutz vor der Muschel sind aufwendig und führen zu Kosten. Wie hoch diese ausfallen, kann noch nicht beziffert werden. Und wer wird sie tragen? «Letztlich werden, wie bei jedem Unternehmen, sämtliche Kosten für Beschaffung, Produktion und Unterhalt etc. auf die Produktpreise umgelegt, so auch bei EWL», schreibt der Energieversorger.

WWZ geht davon aus, dass sich die Muschel in den nächsten drei bis fünf Jahren ausbreiten wird. Erst dann würde sich zeigen, welche Zusatzaufwände bei den WWZ-Anlagen anfallen werden. Ob die Bevölkerung diese Kosten tragen muss, beantwortet WWZ nicht.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Medienstelle von WWZ
  • Schriftlicher Austausch mit Christoph Hug, Mediensprecher von CKW
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Hofmann, Mitglied der Geschäftsleitung von EWL
  • Website von EWL zur Herkunft des Trinkwassers
  • Bericht der Bau- und Planungskommission des GGR vom 11. Juni 2024
  • Artikel der «Zuger Zeitung» vom 24. Juli 2024
  • Artikel vom «Spiegel» vom 3. April 2024
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