Nach Zwangsschliessung folgt das Aus

Ausgetanzt: Der Topas Club verschwindet aus dem Zuger Nachtleben

Nach fast 50 Jahren ist Schluss: Die Lichter beim Topas Club in Zug gehen definitiv aus. (Bild: Beat Holdener)

Das ohnehin eher übersichtliche Zuger Nachtleben ist um eine Institution ärmer. Der beliebte Topas Club an der Bahnhofstrasse in Zug hat seine Pforten geschlossen. Ob in den Räumlichkeiten in Zukunft ein Tanzclub oder ein Gastrobetrieb möglich sein wird, ist offen.

Ein Jahr nach der Zwangsschliessung aufgrund der Corona-Massnahmen wirft die Betreiberin des Topas Club das Handtuch. Der Mietvertrag ist gekündigt und der Betrieb wird definitiv aufgegeben, das Lokal ist bereits geräumt. «Unser Vermieter hat uns zwar während der ganzen Zeit fair behandelt, dafür bin ich sehr dankbar», sagt Helena Todorovic. «Aber es ist unmöglich, die Kosten für den geschlossenen Club weiter zu stemmen, nur schon die Fixkosten sind enorm.» Sich mit Überbrückungskrediten zu verschulden, war für die Topas-Inhaberin keine Option. Allfällige in Aussicht stehende A-fonds-perdu-Unterstützung kommt zu spät.

Die Perspektiven für Clubbetreiberinnen sind weiterhin katastrophal: Sie werden wohl im Rahmen der Lockerungen als Letzte drankommen. «Diesen Sommer könnten wir bestimmt noch nicht öffnen, und ich bin auch für den kommenden Herbst pessimistisch», so die Einschätzung von Todorovic. Ob die Gäste dann sofort wieder zurückkehren, ist ebenfalls fraglich. Bereits vor dem Lockdown war ein Club- und Barbetrieb ein hartes Geschäft.

Erfolgreiche Gastrounternehmerin

Helena Todorovic kennt das Zuger Nachtleben wie kaum eine Zweite. Sie hat in Zug und Umgebung jahrelang mehrere erfolgreiche Clubs und Gastronomiebetriebe geführt. 2004 hat sie den damals eher desolaten Club an der Bahnhofstrasse 30 in Zug übernommen und zu einer Institution aufgebaut.

Erst 2019 wurden die Räumlichkeiten in Zusammenarbeit mit Zuger Kulturschaffenden renoviert, die Tonanlage erneuert und ein neues Konzept eingeführt. Vor allem spezielle Events, wie Ü40-Tanzpartys, aber auch das Engagement von angesagten DJs oder Livekonzerte waren erfolgreich und haben auch ein jüngeres Publikum angelockt. «Das Lokal an normalen Wochentagen mit Gästen zu füllen, wurde aber auch schon vor Corona immer schwieriger», resümiert Helena Todorovic.

«Lounge&Gallery» nicht gefährdet

Mit der Schliessung des «Topas» bleibt die «Lounge&Gallery» auf dem Siemens-Areal der letzte eigentliche Tanzclub in der Stadt Zug. «Auch für uns ist die gegenwärtige Situation natürlich schwierig», sagt Inhaber Philipp Waldis auf Anfrage. «Wir werden aber nach dem Ende des Lockdowns weiterexistieren.» Betreffend der laufenden Kosten trotz Schliessung ist der Inhaber mit den Vermietern im Gespräch. Der Topas Club und die L&G hätten laut Waldis immer problemlos nebeneinander existieren können, er hat aber Verständnis, wenn jemand aufgrund der Umstände aus dem Nachtgastrobusiness aussteigen will. «Bei der L&G freuen wir uns jedoch darauf, möglichst bald wieder Gäste begrüssen zu dürfen.»

Die Gastronomin wird sich künftig auf die Panoramabar beim Restaurant Schiff konzentrieren. Das normalerweise täglich geöffnete Lokal und seine Aussichtsterrasse auf den See gehören in Zug zu den beliebten Ausgangstreffpunkten zum Apéro oder für Late-Night-Drinks.

Wechselhafte Club-Geschichte

Der Topas Club wurde 1972 im Untergeschoss einer ehemaligen Volg-Filiale als sogenanntes Dancing gegründet. Bis dahin herrschte in Zug am Abend die meiste Zeit tote Hose. In seiner Geschichte hat das Nachtlokal viele Höhen und Tiefen erlebt. Eine Zeit lang wurde es mit einem Erlebnis-Gastrokonzept als «Hexenkessel» geführt, später als «grell-pastell». Generationen von Zugerinnen und Zugern haben an diesem Ort ihre ersten Ausgangserfahrungen gemacht. Mit der Wiedereröffnung unter dem ursprünglichen Namen erlebte das Lokal einen Aufschwung als Tanzclub auch mit gehobenem Barbetrieb.

Ob in den Räumlichkeiten des ehemaligen Topas auch in Zukunft ein Tanzclub oder ein Gastrobetrieb möglich sein wird, ist offen. Die Landi Zugerland als Vermieterin weiss zurzeit noch nicht, wer die Lokalität anschliessend nutzen wird.

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Helena Todorovic im leeren Topas Club.

Stadtpräsident bleibt optimistisch

Für den Zuger Stadtpräsidenten gehören trendige Lokale, wo man sich abends trifft, zu einer lebendigen und lebensfrohen Stadt wie Zug einfach dazu. «Die Schliessung des ‘Topas’ ist zu bedauern», schreibt Karl Kobelt in einer Stellungnahme. «Ich bin indes davon überzeugt, dass auch in Zukunft Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer in unserer Stadt auf ein vielfältiges kulturelles und kulinarisches Angebot treffen werden.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von S. B.
    S. B., 12.07.2023, 15:42 Uhr

    Was denn bitte für ein Nachtleben? Die Galvanik?😂Ich bin in Zug aufgewachsen und hier gibt seit jeher absolut nichts ausser teure Bars und die LG wo kein Mensch hin will und damals das Dukes das praktisch in einem anderen Kanton liegt und auch sehr mies war immer, auch das Essen ist schlecht by the way…. Diese Stadt ist das Schlimmste. Man spricht entweder englisch oder russisch und keiner der sein Geld ehrlich verdient, kann die mieten für 7 Zimmer Luxuswohnungen bezahlen und es wird jedes Jahr schlimmer.

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 25.02.2021, 12:29 Uhr

    Das ist erst der Anfang! Die Corona-Politiker nehmen den Tod von tausenden Betrieben, vorsätzlich und vor allem grundlos in Kauf, den sie erreichen nicht das Geringste. Sie bekämpfen de Erkältungsvirus wie ein Bakterium (Hygiene und tödliche soziale Isolation) und interessieren sich nivht im Geringsten über die Kollateralschäden

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