Barfrau des Jahres kommt aus Luzern

Auf einen «Hanky Panky» mit Cocktail-Profi Judith Lauber

Hat die Cocktail-Bar im Griff: Judith Lauber. (Bild: zvg)

Das «Karel Korner» in Luzern ist weitherum bekannt für seine Cocktails. Jetzt ist Barchefin Judith Lauber zur «Barfrau des Jahres» gekürt worden. Wir haben uns mit der 31-Jährigen über ihre Favoriten, Winter-Drinks und die Magie der Nacht unterhalten.

Es ist kalt, neblig und trist. Eigentlich perfektes Wetter für einen heissen Tee. Da aber Freitag ist und sich der Nachmittag dem Ende zu neigt, haben wir uns gedacht: Wir brauchen was Stärkeres. Unser Weg führt an die Winkelriedstrasse. Hier an einer Ecke steht das «Karel Korner», wo wir die Barchefin Judith Lauber treffen.

Dass die 31-Jährige mit dem Shaker und Spirituosen umgehen kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Das weiss auch das Branchenmagazin «Falstaff». Im aktuellen Barguide wurde Lauber zur Barfrau des Jahres 2022 gekürt.

Eine Ehre, die bei ihr gut ankommt – auch wenn sie zuerst gar nichts davon wusste. «Mir haben Freunde zur Auszeichnung gratuliert, bevor ich die offizielle Mail gesehen habe», sagt sie lachend. Beworben habe sie sich nämlich nicht. Stattdessen prüft eine offizielle Expertenjury die Betriebe jährlich und vergibt danach jeweils im Oktober Punkte.

Was löst so eine Auszeichnung aus? «Natürlich macht es mich stolz», sagt Lauber. «Es bestärkt mich in der Arbeit, die wir hier alle leisten.» Sie stellt gleich klar: «Auch wenn da ‹Barfrau des Jahres› steht, gilt die Auszeichnung natürlich ebenfalls für das restliche Team.» Denn eine Bar sei kein Egotrip, sondern ein Gemeinschaftsprojekt. Und ohne das Team in ihrem Rücken hätte sie die Auszeichnung wohl nicht erhalten, ist die 31-Jährige überzeugt.

Beste Bar der Stadt

Die Jury des Guides vergab Laubers Kreationen 48 von 50 möglichen Punkten. Für die Bar ist es nicht die erste Auszeichnung der achtmal jährlich erscheinenden Publikation. Bereits 2018 heimste «Karel Korner» den Preis als «Neueinsteiger des Jahres 2018» ein.

«Wir sehen das nicht als Challenge zu anderen Betrieben.»

Judith Lauber, Barchefin

Heute führt «Karel Korner» mit 94 von 100 Punkten die Liste der besten Bars in Luzern an und bewegt sich seit mehreren Jahren in den Top Ten der Schweizer Bars. Gefolgt von der Bar Capitol und der Bar im Hotel Gütsch, die beide mit je 91 Punkte ausgezeichnet wurden. Auch andere Branchengrössen wie Gault-Millau und das «Bar News Magazin» haben das Lokal in der Neustadt prämiert. Von den Erfolgen zeugt eine kleine «Galerie» an der Wand in der Bar.

Für das Team sind die Auszeichnungen aber eher ein schöner Nebeneffekt. «Wir sehen das nicht als Challenge zu den anderen Betrieben», sagt Lauber. Stattdessen geht sie davon aus, dass ihre Bar wegen der Atmosphäre und dem Schwerpunkt auf Cocktails so grossen Anklang findet. «Wir haben zwar Bier und Wein im Sortiment, die meisten Gäste kommen aber wegen der Cocktails zu uns.» Und das sei schon seit Tag eins so gewesen.

Die «Wall of Fame» im Lokal. (Bild: cbu)

Ein Nachtmensch – wen wundert’s?

Judith Lauber arbeitet seit der Gründung von «Karel Korner» 2015 hinter dem Bartresen (zentralplus berichtete). Heute ist die gebürtige Schwarzwälderin die «Tätschmeisterin» des Lokals und auch jenseits der Theke ein umtriebiger Mensch. Nebenher arbeitet sie noch in einer Marketingagentur und führt ein eigenes Catering-Unternehmen.

«Ich ziehe viel Energie aus der Nacht, selbst wenn es nicht immer einfach ist. Besonders fürs Privatleben.»

Ihr Herz schlägt aber klar für die Welt der Bars. «Die Arbeit geht zwar voll gegen den Biorhythmus, aber ich mache sie trotzdem sehr gerne. Ich ziehe viel Energie aus der Nacht, selbst wenn es nicht immer einfach ist. Besonders fürs Privatleben.» Mittlerweile kann sie sich dank ihres Teams auch mal einen freien Samstag gönnen.

Kürzertreten will sie dennoch nicht. «Ich weiss noch nicht, wie es in zehn Jahren aussieht, aber im Moment gibt mir die Arbeit sehr viel. Es ist eine magische Zeit. Und ganz ehrlich? In diesem Beruf muss man auch bereit sein, in der Nacht zu arbeiten. Das gehört dazu.»

Drinks aus dem Fenster

Trotzdem wagen wir einen Blick in die Kristallkugel. Beim letzten Gespräch mit zentralplus jonglierte Lauber mit der Idee, nach New York zu gehen und beim bekannten Barkeeper Steve Schneider in der Bar Employees Only anzuklopfen. «Das ist immer noch ein Traum von mir», gesteht Judith Lauber. «Aber nach New York habe ich’s noch nicht geschafft. Vielleicht klappt es dieses Jahr noch – wenn’s die Zeit und die Pandemie zulässt.» Als künftiger Wohnort kommt die amerikanische Grossstadt jedoch nicht in Frage. «Mir gefällt es in der Schweiz sehr gut und ich sehe meine Zukunft hier.»

Etwas weniger weit in der Zukunft liegt ein Angebot, das Lauber und ihr Team im Corona-Lockdown entwickelt haben und nun über die Weihnachtstage reaktivieren möchten: der Cocktail-Kiosk. «Während des Lockdowns haben wir in Flaschen abgefüllte Cocktails durchs Fenster der Bar verkauft.» Das Angebot sei sehr gut angekommen und habe auch geholfen, den Betrieb während der toten Coronamonate im Bewusstsein der Leute zu halten. Wohl mit ein Grund, warum «Karel Korner» trotz Zertifikatspflicht immer sehr gut besucht ist.

Judith Lauber bevorzugt selbst eher bittere Cocktails. (Bild: zvg)

Von «Hot Toddys» und «Hanky Pankys»

Obwohl es den Gästen im «Karel Korner» meistens ziemlich schnuppe ist, ob draussen Winter oder Hochsommer ist, gibt es gemäss Lauber ein paar Empfehlungen für die kalte Jahreszeit. «Was immer funktioniert, sind warme Aromen.» Gemeint sind Spirituosen wie zum Beispiel amerikanische Whiskeys, Rum, Cognacs oder Weinbrände, aber auch Glühwein oder Glühgin – die Lauber in Eigenregie hergestellt hat. Auch der «Hot Toddy», ein Drink aus Whiskey, Zitrone, heissem Wasser und Honig, sei immer eine Bestellung wert.

Bei ihren Drinks legt die gelernte Hotelkauffrau grossen Wert auf regionale Produkte. Derzeit experimentiert sie mit lokalen Obstbränden. «Ein Obstbrand kann ein gleichwertiger Ersatz für Gin sein», erklärt sie und nennt uns auch gleich einen Cocktail, den sie mit lokalen Spirituosen kreiert hat: «Einen Quitten-Sour mit Rosmarin, gefizzt mit Schweizer Schaumwein. Diesen Cocktail kann man komplett aus regionalen Zutaten herstellen.»

Fragt man sie nach ihrem Lieblingsdrink, antwortet Lauber: «Eigentlich müsste ich jetzt Negroni sagen. Einfach, weil jede Bar ihn anders zubereitet und ich bittere Drinks mag.» Aktuell sei sie aber ein grosser Fan des «Hanky Panky», einem Cocktail aus Gin, süssem Wermut und Fernet-Branca, der von Ada Coleman, der Chefbarkeeperin im Hotel Savoy in London der 1920er-Jahre entwickelt wurde. Na dann, Prost!

Lust auf einen «Hanky Panky»?

Wenn du den legendären Drink von Ada Coleman selbst ausprobieren möchtest, folge diesem Rezept:

  • 4cl Gin
  • 4cl roter Wermut
  • 2 Spritzer Fernet Branca
  • Eiswürfel
  • etwas Orangenschale

Zuerst gibst du alle Zutaten bis auf die Orangenschale in ein gekühltes Glas, dann rührst du alles gut um, und legst am Schluss die Orangenschale hinein.

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