«Stadtmauer» statt Seesicht

Anwohner kämpfen gegen geplanten Zuger Kantonsratssaal

Der geplante Neubau für den Zuger Kantonsratssaal habe «tiefgreifende Auswirkungen aufs Stadtbild», kritisiert eine neu formierte IG. (Bild: Visualisierung: IG Landsgemeindeplatz)

Der Kanton Zug will für rund 50 Millionen Franken ein neues Gebäude mit neuem Kantonsratssaal bauen. Doch unter Anwohnern formiert sich Widerstand: Der Neubau sei nicht verhältnismässig und ruiniere das Stadtbild.

Die Zuger Regierung plant just neben dem Regierungsgebäude einen neuen Prestigebau: Der Kantonsrat soll künftig in einem neuen, modernen Kantonsratssaal tagen. Der alte sei zu eng, zu stickig und nicht modern genug. Rund 50 Millionen Franken will der Kanton für Neubau, Umgebungsgestaltung und Sanierungen in die Hand nehmen (zentralplus berichtete). Anstoss dafür war ein überparteiliches Postulat aus dem Jahr 2021.

Doch nun formiert sich Widerstand gegen das Vorhaben. Vor Kurzem haben sich Anwohner und besorgte Zugerinnen zur «IG Erhalt Landsgemeindeplatz» zusammengetan. Wie die Kritiker in einem offenen Brief an den Grossen Gemeinderat betonen, seien sie nicht grundsätzlich gegen einen modernen Kantonsratssaal oder einen Neubau. Aber nicht an diesem Standort.

Verwaltungsbau statt Freiraum

«Dieses Vorhaben greift massiv in das historische Stadtbild ein und wird den Charakter des Landsgemeindeplatzes als Naherholungsgebiet am See grundlegend verändern», kritisiert die Interessengemeinschaft. Ein stark belebter, geschätzter und genutzter Freiraum direkt am See müsste einem «repräsentativen Verwaltungsbau» weichen, befürchtet sie.

Auch würde der Neubau wie eine «Staumauer» zwischen der Altstadt und dem See wirken und würde die Seesicht vieler Anwohner beeinträchtigen. Zwar habe die Regierung gesagt, dass die Silberlinde beim Platz bleiben könne – doch die Bauarbeiten könnten das Wurzelwerk beschädigen und so den Baum gefährden, befürchten die Kritikerinnen.

Diese Linde soll gemäss dem Kanton Zug trotz des Neubaus bleiben können. Doch das glauben die Gegner nicht. (Bild: mik)

Luxusbau für wenige Sitzungen?

Sie hinterfragen zudem, ob der Kanton Zug andere Optionen wie eine Sanierung des bestehenden Kantonsratssaals oder alternative Standorte ernsthaft geprüft hat. In den öffentlichen Unterlagen bleibe es unklar, warum genau der Landsgemeindeplatz von zehn geprüften Standorten der Beste sein soll.

Und: Sie stellen die Verhältnismässigkeit des Baus infrage. Insgesamt soll der Neubau samt allen Arbeiten drumherum 50 Millionen Franken kosten. Das sei viel Geld für einen Raum, der jährlich gut zwei Dutzend Male genutzt werde. «Angesichts anderer dringender Anliegen des Kantons (Wohnraum, Bildung, Sozialausgaben, nachhaltige Mobilität) stellt sich die Frage, ob diese Investition als prioritär zu bezeichnen ist», schreibt die IG auf einer dazugehörigen Website.

Anwohner wollen mitentscheiden können

Um das Projekt zu verhindern, wenden sie sich darum in einem ersten Schritt an den Grossen Gemeinderat. Damit der neue Kantonsratssaal gebaut werden kann, muss die Stadt Zug einem Landtauschgeschäft zustimmen, da die entsprechende Fläche im Besitz der Stadt ist. Die IG fordert eine Ablehnung. «Es liegt doch in der Verantwortung der Stadt, über die für die Altstadt und den öffentlichen Raum so zentrale Fläche zu bestimmen und dies nicht einfach dem Kanton abzutreten. Das Stadtbild soll von den Stadtzugerinnen und Stadtzugern und nicht vom Kanton gestaltet werden», argumentiert sie.

Sollte das Stadtparlament trotz ihrer Einwände für den Landtausch stimmen, solle der GGR eine Volksabstimmung zu diesem Geschäft ermöglichen. Zum einen, da die Gemeinderäte künftige Nutzniesser des neuen Saals wären und somit nicht unbefangen entscheiden könnten. Zum anderen, da die Stadtbevölkerung «mit den markanten und einschneidenden städtebaulichen Konsequenzen» leben müsse.

Doch auch wenn sich das Zuger Stadtparlament gegen ein Referendum aussprechen würde – spätestens der Kantonsratsbeschluss unterliegt dem Referendum.

Müssen vielleicht bald wegen eines Neubaus zügeln: die Papageien beim Zuger Landsgemeindeplatz. (Bild: mik)
Verwendete Quellen
  • Offener Brief der IG Erhalt Landsgemeindeplatz
  • Website IG Erhalt Landsgemeindeplatz
  • Bericht und Antrag der Regierung für den neuen Kantonsratssaal Zug
  • Machbarkeitsstudie der Darlington Meier Architekten AG und Röösli Architekten AG
  • Vorvertrag zu einem Tauschvertrag der Zuger Regierung mit dem Zuger Stadtrat
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