Anwohner und Kanton zoffen wegen Ortsschildern
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Anwohner des Ortsteils Retschwil bei Hitzkirch sind hässig. Denn: der Kanton hat ein Ortsschild unplatziert und ein anderes ganz entfernt. Die Anwohner helfen sich selbst und verärgern wiederum die Behörden.
«Eigentlich kein Dorf, sondern Gehöfte, Weiler und Wohnhäuser, bunt hingestreut auf die abfallenden Hänge der Erlosen und das idyllische Ufer des Baldeggersees». So beschreibt die Gemeinde Hitzkirch den Ortsteil Retschwil. Die Anwohner scheinen aber stolz zu sein, dort zu wohnen. Und wollen auch gerne Durchreisende wissen lassen, wo sie gerade sind. Darum stören sie sich daran, dass in Retschwil zwei Ortstafeln verschwunden sind. So schreibt es der «Seetaler Bote».
2009 fusionierte Retschwil mit Hitzkirch. «Stäfligen (Gde Retschwil) und Retschwil», stand jeweils auf den Schildern an beiden Enden des Ortes. Heute steht die Tafel von Richensee herkommend erst beim Restaurant Mühleholz. Auf der anderen Seite fehlt sie ganz. Bei der ehemaligen Post Stäfligen steht nur ein Tempo-60-Schild. Vor drei Jahren waren die Schilder gar ganz weg. Die Gemeinde Hitzkirch hatte sich dann aber für eine Neubeurteilung starkgemacht, und immerhin eine zurückbekommen.
Kanton nutzt Spielraum aus, um Schild umzuplatzieren
Das reicht dem Anwohner aber nicht. Gegenüber der Zeitung sagt er: «Bei der Gemeindefusion wurde ganz klar zugesagt, dass die Ortsteilbeschriftung beibehalten werden dürfe.» Dass die andere nun an einem Standort stehe, welcher mit dem eigentlichen Ortsbeginn nicht viel zu tun hat, sei nicht besser.
Laut Bundesgesetz werden Ortsschilder dort aufgestellt, wo das «locker überbaute Ortsgebiet» beginnt. Sie dürfen nur nicht nach dem Schild stehen, das das Tempo innerorts angibt. Der Begriff «locker überbautes Ortsgebiet» lässt jedoch einigen Spielraum zu.
Und diesen nutzt der Kanton aus. «Im Fall von Retschwil wurde dieser Spielraum genutzt, indem die Ortstafel in Richtung Restaurant Mühleholz verschoben wurde – trotz relativ grosser Baulücke zwischen den Liegenschaften. Insgesamt ist die Dienststelle vif bestrebt, im Kanton eine einheitliche Praxis im Rahmen der rechtlichen Vorgaben umzusetzen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ortstafeln in den allermeisten Fällen nicht an den Gemeindegrenzen aufgestellt werden, da dort meist kein locker oder dicht überbautes Gebiet vorhanden ist», heisst es auf Anfrage des «Seetaler Bote».
Anwohner hängen selbst Tafeln auf, Kanton lässt sie wieder entfernen
Scheinbar helfen sich einige Anwohner selbst. So wurde Ende letzten Jahres eine Tafel verschoben und eine provisorische in der Zelg aufgehängt. Das aber wiederum stellt eine Straftat dar. Der Kanton intervenierte bei der Gemeinde Hitzkirch. Diese passte die Signalisation wieder an.
Bei der Gemeinde kann man den Frust der Retschwiler verstehen. «Für uns ist es enorm wichtig, dass alle Ortsteile korrekt beschriftet sind», heisst es. Der Gemeinde seien aber ein Stück weit die Hände gebunden, da der Kanton die Vorschriften vorgibt. Beim Retschwiler Anwohner löst das nur Frust aus. «Das sind doch alles Paragraphenreiter. Die Beschilderungsspezialisten in Luzern haben halt keine Heimatgefühle für Retschwil».
- Artikel «Seetaler Bote»