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Vor der Museggmauer thront das alte Zeughaus als Zeuge der Vergangenheit. Die Idee, daraus ein Museum zu machen, ist erloschen. Neue Visionen? Fehlanzeige.
Kürzlich konnte jeder und jede ein Plätzchen im alten Zeughaus an der Museggstrasse 37 in der Stadt Luzern mieten. 190 Quadratmeter offene Lagerfläche im vierten Obergeschoss; brauner Holzboden, weise Balkendecke, abblätternde Farbe, zeigte das Bild im Onlineinserat. Der Preis: wenige Hundert Franken pro Monat.
Ein wenig unförmig und dennoch imposant thront das alte Zeughaus mit blau-weissen Fensterläden, weissem Putz und roten Ziegeln über den Dächern der Altstadt. Seit über 150 Jahren gehört es dem Kanton. Es ist so gross, dass es von der Nähe kaum auf ein Foto passt.
Eine bewegte Geschichte endet als Verwaltungsgebäude
Erbaut 1684, nutzten die Luzerner den Bau zuerst zur Lagerung von Korn, dann Salz und ab 1818 für militärisches Material, Uniformen und Waffen. Später entstanden im Gebäude auch gewerbliche Betriebe wie eine Schneiderei, Schuhmacherei und Waffenwerkstatt. Vor gut 20 Jahren wurde der Betrieb eingestellt.
Mit einer Länge von 52 Metern, einer Breite von 20 Metern und einer Höhe von 29 Metern ist das barocke Gebäude das grösste seiner Art in Luzern.
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Doch steigt man heute auf den Musegghügel, wirkt der Ort trostlos: Zwei kantonale Dienststellen – Asyl- und Flüchtlingswesen sowie Volksschulbildung – haben den zweiten und dritten Stock bezogen. Im ersten Stock gibt es Co-Working-Räume, die bei einem Besuch unter der Woche leer sind. Und im Erdgeschoss liegen die ebenfalls dunklen Räumlichkeiten eines Wollfabrikanten.
Dazu vermietet der Kanton ab dem vierten Obergeschoss aufwärts Lagerräume. Einst war in den unteren drei Stockwerken zumindest die Pädagogische Hochschule eingemietet – das liegt aber schon einige Jahre zurück.
Kanton Luzern: Beim alten Zeughaus bleibt alles, wie es ist
Nun also ist eine dieser Lagerflächen wieder auf dem Markt. Aber nicht lange. Wenige Tage nach der Sichtung ist das Inserat verschwunden. Auf Nachfrage beim Luzerner Finanzdepartment schreibt ein Sprecher: «Das Mietinserat wurde gelöscht, da der Kanton Luzern die Lagerfläche vermieten konnte.» Die Nachfrage nach düsteren Lagerräumen im Zentrum ist augenscheinlich hoch.
Weiter teilt der Sprecher mit, dass das Gebäude für seine Nutzung intakt sei und trotz des Alters nicht saniert werden müsse: «Da das Gebäude im jetzigen Zustand unseren Anforderungen entspricht, braucht es keine umfangreichen Investitionen für eine neue Nutzung.» Eine neue Nutzung der Hunderten Quadratmeter im Zentrum sei nicht geplant. Es gibt keine Strategie und keine Vision.
Altes Zeughaus: Einst sollte das Museum einziehen
Doch ist das wirklich die beste Nutzung für das einmalige historische Gebäude in der Altstadt von Luzern? Ein dunkler Co-Working-Ort, Kantonsverwaltung und Lagerflächen?
Nur ein kleines Metallschild neben der Tür verweist auf die imposante Geschichte des Hauses. Daneben stehen Jugendliche, rauchen, drücken die Zigaretten aus, dann eilen sie durch die Pforte und über die knarzige Holztreppe nach oben. Im zweiten und dritten Stock verteilen sie sich, einige müssen zu Sprachkursen, andere haben Termine bei der Dienststelle Volksschule. Ihre Schritte donnern im Gebäude.
Für die Kantonsregierung ist es das nicht. Vor einigen Jahren plante der damalige Regierungsrat, im ikonischen Gebäude auf Musegg das Kantonsmuseum anzusiedeln. Er plante eine grosse Rochade der Kantonsinstitutionen: Das Kantonsgericht, heute am Hirschengraben, sollte in die Museumsgebäude an der Pfistergasse ziehen. Das Museum dagegen sollte ins alte Zeughaus zügeln.
Kritiker setzen sich durch: Museum bleibt, wo es ist
Doch es gab Kritik: Der Hügel sei zu steil, das Zeughaus schlecht erreichbar, das Kleinstadtquartier würde unter dem Wegzug des Museums leiden. Also wurde eine Spezialkommission des Kantonsrats beauftragt und siehe da: Auch die Politiker sprachen sich dafür aus, das Museum am alten Ort zu belassen (zentralplus berichtete).
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Im vergangenen Sommer gab es dann Neuigkeiten. Die Spezialkommission teilte mit, was für die Kantonsinstitutionen konkret geplant ist (zentralplus berichtete).
Museum, Kantonsgericht, Fachmittelschulzentrum: Das ist bekannt
Für das Kantonsgericht gab es drei mögliche neue Standorte: entweder das heutige Polizeigebäude, wenn das Sicherheitszentrum Rothenburg fertig ist. Oder das Gebäude der WAS-Ausgleichskasse in Würzenbach, wenn diese zum neuen Hauptsitz nach Kriens zieht. Oder das Gebäude des Fachmittelschulzentrums am Hirschengraben.
Die Kommission entschied, dass der Standort Würzenbach am besten geeignet sei. Der Regierungsrat solle das Gebäude nun WAS abkaufen. Kürzlich deutete der WAS-Verwaltungsratspräsident Guido Graf gegenüber zentralplus an, im nächsten halben Jahr gebe es Neuigkeiten zum Standort Würzenbach (zentralplus berichtete).
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Für das Museum teilte die Kommission einzig mit, dass künftig beide Gebäudeteile rechts und links der Brücke als Museum genutzt würden und vor allem miteinander baulich verbunden werden sollten. Wie genau, dazu liegen noch keine Pläne vor.
Auffällig ist: In keinem der Variantenpläne kommt das alte Zeughaus auf Musegg vor. Seit die Kommission des Kantonsrats entschieden hat, dass der Barockbau für ein Museum ungeeignet ist, ist es sehr still geworden. Ausser wenn Jugendliche durchs Treppenhaus rennen.
- Schriftlicher Austausch mit dem Kanton Luzern
- zentralplus-Medienarchiv zum Zeughaus