Bruno-Manser-Fonds macht mobil

Regenwald von Borneo: Zuger helfen bei Vernichtung mit

In der Überbauung Opus in Zug ist die UMR Holding domiziliert (kleines Bild). Diese ist an der Mine Borneo Prima beteiligt, welche die natürliche Umgebung dieser Dayak zertstört. (Bild: zvg / mam)

Internationale Organisationen versuchen, Konzerne zu nachhaltigem Verhalten und zum Einbezug von indigenen Gemeinschaften beim Abbau von Rohstoffen anzuhalten. Solche Leitlinien sind aber oft einfach nur warme Luft – wie das Beispiel der IMR Holding aus Zug zeigt.

Die Stadtzuger FDP hat kürzlich den Begriff «blaue Ökologie» markenrechtlich für sich schützen lassen (zentralplus berichtete). Während die Freisinnigen so ihre Verpflichtung der Umwelt gegenüber öffentlichkeitswirksam zur Schau stellen, sind gleichzeitig Exponenten derselben Ortspartei damit beschäftigt, das Klima des Planeten zugrunde zu richten.

«Stoppt die Schweizer Kohlemine im Regenwald», ist die Kampagne überschrieben, mit dem der Bruno-Manser-Fonds derzeit auf sich aufmerksam macht. Es geht um die Kohlemine Borneo Prima, die sich gegen den Widerstand von Indigenen daran gemacht hat, 150 Quadratkilometer Regenwald im Herzen Borneos zu zerstören, um an Kohle zu kommen. Am Unternehmen beteiligt ist die Zuger Rohstofffirma IMR Holding AG

Durch die seit 2019 aktive Mine werde das Klima jährlich mit 2,3 Millionen CO2 belastet, argumentiert der Bruno-Manser-Fonds. Das ist mehr, als die Stadt Zürich ausstösst. Der Verein hat sich dem Schutz der Regenwälder und der Indigenen verschrieben und ist im Regenwald von Borneo auf Spuren gestossen, die in die Räumlichkeiten der renommiertesten Zuger Anwaltskanzlei führen.

Beim «Postenschacher» mit dabei

Der frühere Präsident der FDP Schweiz, alt Nationalrat Rolf Schweiger, hat sie 1976 gegründet, sich aber vor einiger Zeit zurückgezogen. Daher geben bei Schweiger Law nun die Partner den Ton an – wie etwa Hans-Rudolf Wild. Er ist einstiger Präsident der FDP der Stadt Zug und sitzt für die Kantonalpartei in der sogenannten «Postenschacherkommission». Das ist eine Runde, welche die Vergabe der Richterposten nach Parteistärke abspricht.

Wild ist auf lokaler Ebene als Verwaltungsratspräsident der Kunsteisbahn Zug AG bekannt, die im Auftrag der Stadt für den EV Zug die Bossard Arena betreibt. Er war auch im Organisationskomitee des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2019 in Zug für Rechtsfragen zuständig.

Sitz auf dem Landis-&-Gyr-Areal

Wild ist Prozessanwalt und hat daneben rund 50 Verwaltungsratsmandate. Unter anderem ist er berechtigt, in der obengenannten Zuger Unternehmung zu schalten und zu walten, wie er will. Denn er ist der Verwaltungsratspräsident der IMR Holding mit Einzelunterschrift.

Sie ist die Dachgesellschaft einer international tätigen Gruppe von rund 25 Firmen, die sich dem Rohstoffhandel, dem Bergbau und der Rohstoffverarbeitung verschrieben haben. Vier davon sind an der Dammstrasse in Zug ansässig – im selben Gebäude wie Wilds Kanzlei.

IMR-Chef ist auch in Borneo aktiv

Die IMR Holding hält 49 Prozent der Aktien an der Kohlemine im Regenwald von Borneo, 50 Prozent besitzt ein indonesisches Bergbauunternehmen, ein Prozent gehört einem Anwalt aus Singapur. Als geschäftsführender Direktor bei Borneo Prima amtet Anirudh Misra, der Geschäftsführer der IMR-Gruppe.

Der 56-Jährige hatte seine Karriere beim indischen Tata-Konzern begonnen, übersiedelte dann zur Jahrtausendwende nach London und widmete sich dem Rohstoffhandel. 2004 richtete er bei Wild in Zug die Firmen der IMR-Gruppe ein. Er soll nach Erkenntnissen des niederländischen Recherchebüros Profundo auch die Aktien der Holding besitzen.

Streit über Landrechte

«Wir sind von einer lokalen NGO, die im Dorf Tumbang Olong aktiv war, auf die Mine aufmerksam gemacht worden», sagt Johanna Michel, die stellvertretende Geschäftsführerin des Bruno-Manser-Fonds. Im Dorf ist es in der Vergangenheit zu Blockaden der Mine gekommen, weil sich die Einheimischen in ihren Landrechten verletzt sahen.

Abbaugebiet im Februar 2021. Der Regenwald muss dem Kohleabbau weichen, mit der Stahl hergestellt wird. (Bild zvg)

zentralplus hat sich an Hans-Rudolf Wild gewandt, um mehr über die mysteriöse Firmengruppe zu erfahren. Denn obwohl IMR bei Fachkongressen als multimilliardenschwere Gruppe bezeichnet wird – mit Aktivitäten in Indonesien, Indien, China und Mexiko –, ist der Konzern auffallend schwach kapitalisiert. Die Zuger Firmen verfügen über das Mindestaktienkapital von 100'000 Franken. In mehreren Verwaltungsräten können Wild und Misra mit Einzelunterschrift entscheiden.

Einzelheiten bleiben geheim

«Über Einzelheiten der Holdingstruktur und die operativen Tätigkeiten der Gesellschaft werden keine Auskünfte erteilt», schreibt Wild auf Anfrage. Er sei sich bewusst, dass der Abbau von Kohle und anderen Rohstoffen von Aktivisten verschiedener Couleur abgelehnt wird. «Das ändert nichts daran, dass Kohle zurzeit weltweit immer noch und wohl noch für längere Zeit benötigt wird.»

IMR mache dies «unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften und Auflagen der Behörden und unter umfassender Berücksichtigung der Interessen aller Stakeholder». Dann bat Wild höflich um Verständnis, dass er keine weiteren Informationen liefern werde.

Auch gegenüber dem Bruno-Manser-Fonds hat Wild die Kommunikation eingestellt. Nicht ohne vorher einen interessanten Gedankengang zu offenbaren. Wie aus dem zentralpus vorliegenden Briefwechsel vom Frühling hervorgeht, wurde er nämlich vom Fonds aus Sorge um Klimaschutz, Biodiversität und der Überlebensfähigkeit der Dayak-Gemeinschaften auf Borneo mit verschiedenen Regularien, UN-Chartas und Leitlinien konfrontiert.

Leitlinien ohne zwingenden Charakter

Namentlich mit der Frage, ob man eine Sozial- und Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt und das Einverständnis der Eingeborenen zur Ressourcenausbeutung eingeholt habe, was die UNO fordert. Ausserdem wies der Bruno-Manser-Fonds auf Richtlinien der OECD hin, die multinational tätige Konzerne zu Transparenz – unter anderem bei der Organisation, Finanzlage und bei umwelt- und sozialrelevanten Aktivitäten – anhält.

Wild schrieb zurück, dass alle nötigen staatlichen Bewilligungen vorlägen und die dazu nötigen Abklärungen und Bedingungen erfüllt worden seien. Zu den OECD-Leitlinien zur Transparenz meinte er, dass diese Leitlinien für die betroffenen Firmen lediglich eine an sie gerichtete Erwartung zum Ausdruck brächten. Die Beachtung der Leitlinien beruhe auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Sie hätten keinen rechtlich zwingenden Charakter. Eine Umsetzung ins nationale Recht der Schweiz habe bis heute nicht stattgefunden und ob sich das ändern werde, bleibe erst einmal abzuwarten.

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