Kanton Luzern hält an Angelverbot fest

Raubfischplage im Sempachersee spitzt sich zu

Im Sempachersee hat es immer mehr Welse – der Fischerverein will deshalb auch nachts angeln dürfen. (Bild: zvg)

Im Sempachersee verbreitet sich der Wels immer stärker. Fischer befürchten, dass er einheimische Raubfische verdrängt. Doch einen Wels zu fangen, ist schwierig. Grund: Er ist ein nachtaktiver Fisch und das Fischen bei Nacht verboten.

Luzerner Behörden hängen unerfreuliche Nachrichten nicht gern an die grosse Glocke.

Unter dem Titel «Fischbestände erfasst: Felchen und Egli dominieren im Sempachersee» hat der Kanton diese Woche über die Resultate von standardisierten Fänge berichtet, die im Jahr 2018 stattgefunden haben (zentralplus berichtete).

Eine überraschende und gleichzeitig interessante Information hat allerdings keinen Weg in die Medienmitteilung gefunden. Der Fakt nämlich, dass im Rahmen der Projet-lac-Untersuchungen in keinem anderen See der Schweiz mehr Welse festgestellt wurden als im Sempachersee.

Nicht einmal im für Welse bekannten Murtensee gibt es so viele der exotischen Raubfische. Das bestätigen auch die Fangzahlen, die in den letzten Jahren, abgesehen von kleineren Schwankungen, deutlich angestiegen sind. 2014 wurden rund 300 Kilo, 2018 fast 1500 Kilo Wels gefischt.

Fischerverband warnte schon vor drei Jahren

Die Zahl der Welse hat zuletzt 2016 für öffentliche Diskussionen gesorgt. Bereits damals warnte der Fischerverein Sempachersee, dass sich der Raubfisch immer stärker ausbreite.

Vereinspräsident Peter Schürmann fordert seitdem, dass Welse gezielt gefischt werden. Dafür allerdings bräuchte es eine Anpassung der Fischereiverordnung. Denn Welse sind nachtaktiv und nächtliches Angeln ist verboten.

«Es ist kein Geheimnis, dass die zuständige Dienststelle einer Aufhebung des Nachtangelverbots kritisch-ablehnend gegenübersteht», sagt dazu Peter Ulmann, Abteilungsleiter Natur, Jagd und Fischerei. «Es ist für das Ökosystem und die Biodiversität am Sempachersee von grundlegender Bedeutung, dass die Störungen der Freizeitnutzung örtlich und zeitlich limitiert werden.»

Die Aufhebung des Nachtangelverbots in den Uferzonen – denn dort müssten die Welse geangelt werden – wäre aus seiner Sicht naturschützerisch sehr problematisch.

Kommt hinzu: «Wir sind überzeugt, dass die Wirkung auf den Wels gering wäre im Vergleich mit den negativen Nebenwirkungen der Nachtangelfischerei.» Zudem werde durch die Berufsfischer mit der Netzfischerei bereits in der Nacht gefischt. Das sei sehr effizient und ohne negative Nebenwirkungen. 

Lärmbelästigung durch Angler?

«Die Argumente des Kantons sind nicht überzeugend», sagt dazu Fischerei-Präsident Peter Schürmann. Man habe nie die generelle Aufhebung des Nachtangelverbots gefordert. «Es soll lediglich möglich sein, von Juni bis September bis morgens um 2 Uhr fischen zu können.»

Die umliegenden Tiere störe man dabei nicht, schliesslich sei das Angeln eine ruhige Angelegenheit. Und auch wenn der verstärkte Welsfang lediglich ein Tropfen auf den heissen Stein sein sollte, dann sei das doch zumindest etwas.

Medienberichte über Angriffe von Monsterwelsen

Über Welse kursieren im Internet übrigens eine Menge Horrorgeschichten. So berichteten deutsche Medien 2016 davon, dass eine Frau in einem Badesee von einem zwei Meter grossen Wels angegriffen worden sei. Sie sei dabei leicht verletzt worden.

Von solchen Fällen hat man beim Kanton noch nicht gehört. Und auch Fischer Schürmann beruhigt: «Es stimmt, dass Welse ihren Laich verteidigen, allerdings befindet der sich meistens dort, wo eh niemand baden geht.» Er könne vorkommen, dass jemand geschnappt werde, das sei jedoch selten.

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